Zehent und Dienstfrey

Roswitha

Hallo,

ich habe 2 Fragen zu einer Lehnsbestätigung aus dem Jahre 1763.

"über eine halbe Hufe Landes an Länderey und Wiesen ad 15 Morgen"
Bedeutet das "ad" , dass eine halbe Hufe genauso viel ist wie 15 Morgen?

"alles Zehent und Dienstfrey"
Warum hat ein Gastwirt dieses Lehen zehent und dienstfrey bekommen?

Die Urkunde ist im Namen Georg III, König von Großbritannien und Kurfürsten von Hannover ausgestellt. Unterschrieben von dem Ministerpräsidenten Gerlach Adolf Freiherrn von Münchhausen und drei weiteren Ministern.

Viele Grüße
Roswitha

henrywilhelm

Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass die Größe von Hufe und Morgen außerordentlich differierte:
"Hubengrößen von 15 bis 160 örtlicher Morgen". Im Land Hannover war ein Morgen ca. 250 ar, also 2500 qm.

Da ebenfalls galt: "In Norddeutschland bezeichnete Hufe auch eine Vollbauernstelle an sich" - ohne bestimmtes Maß, dürfte die Bestimmung "ad 15 Morgen" schlicht als Präzisierung gemeint sein, dass also eine halbe Hufe mit 15 Morgen berechnet werden soll.

Zur zweiten Frage kann man nur spekulieren. Wenn ein Landesherr auf Abgaben und Dienste verzichtete, hatte er wichtige Gründe, um so einen Anreiz zu bieten. Er hatte ein Interesse daran, jemanden zu finden bzw. zu behalten, der sich darauf einließ. Mehr wüsste ich dazu nicht zu sagen.

assi.d.

Hallo Roswitha,

ich habe in meiner AL einige Siedler, die in "wüsten" also verlassenen Orten nach dem 30jährigen Krieg neu angesiedelt wurden. Die waren vom Fürstabt für 10-20 Jahre oder ganze Generationen lang steuerfrei. Sie mußten ja auch erst härteste Aufbauarbeit leisten...

Roswitha

Hallo Henry,

dass die Hufen unterschiedliche Größen haben wusste ich. Allerdings nicht, wie groß die Hufe im Amt Rotenkirchen war. Jetzt ist mir klar, 30 Morgen.

Wodurch sich mein Vorfahr ausgezeichnet hat, ist mir allerdings nicht klar. Er wurde 1703 geboren, als Sohn eines Försters in Iber. Außer dieser Lehnsbestätigung von 1763 habe ich bei AIDA noch einen Titel der ihn betrifft gefunden. "Das Amt Rotenkirchen gegen die Beenser Feldmark-Interessenten wegen Zehntfreiheit". Hier ist er u. a. aufgeführt für die Zeit 1768-1782. Die Beenser Feldmark ist aber ein anderes Gebiet, als das 1763 erwähnte. Dies lag nahe Rotenkirchen bei dem Forsthaus Schnepke. Gab es einen Krieg in der Zeit zwischen 1723 und 1763, in dem er sich auszeichnen konnte?

Hallo Assi,

diese Lehnsbestätigung betrifft einen alten Ort im Solling.

Bei Vorfahren meines Mannes in der Neumark, die dort als Kolonisten siedelten, war es ähnlich wie Du berichtest.

Vielen Dank und viele Grüße
Roswitha

henrywilhelm

Zitat von Roswitha

Gab es einen Krieg in der Zeit zwischen 1723 und 1763, in dem er sich auszeichnen konnte?

Den Siebenjährigen!
"Im Siebenjährigen Krieg war Rotenkirchen das Hauptquartier des Grafen von Montan ..."
(http://www.einbeck-online.de/rathaus_doerfer.php?ID=24)

Roswitha

Ja Henry,

bei dem 7jährigen Krieg hatte ich nicht mehr die Zeiten im Kopf. Den Text von Rotenkirchen hatte ich schon gelesen, ja mir sogar ausgedruckt, aber das mit dem Hauptquartier des Grafen von Montan habe ich mir nicht gemerkt. Die Zeit der Lehnsbestätigung passt mit dem Ende des Krieges überein. Also ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich mein Vorfahr während des 7jährigen Krieges Verdienste erworben hat. Aber 1763 war der Mann schon 60 Jahre alt.

Viele Grüße und vielen Dank
von Roswitha