Warum sind 1841 5 Fuß mehr als 6 Fuß??

  • Hallo miteinander,


    eine Frage, die mich gerade beschäftigt: Gemäß einer eingesehenen württembergischen „Contingentliste“ aus dem Jahr 1841, die bei der Aushebung zum Militär entstanden ist, erreichte mein Vorfahre eine Körpergröße von


    5 Fuß, 11 Zoll, und 5 Linien.


    1 württembergisches Fuß entsprach 28,649 cm, 1 Zoll = 10 Linien = 2,8649 cm.


    Der Vorfahre wäre also 143,245 cm + 31,51 cm + 1,43245 cm = 176,18 cm groß gewesen.


    Soweit, so gut. Etwas ins Zweifeln kam ich jetzt, durch die Maße zweier Vergleichspersonen.

    Person 2 ist 6 Fuß, 1 Zoll und 1 Linie groß.


    Bleibt man beim o.g. Rechenweg, ergäbe sich folgende Körpergröße:


    171,894 cm + 2,8649 cm + 0,28649 cm = 175,04 cm.



    Das nächste Beispiel ist noch krasser. Person 3 ist


    6 Fuß, 0 Zoll und 5 Linien groß gewesen:


    171,894 cm + 0 cm + 1,43245 cm = 173,29 cm.


    Somit wären also die Personen mit über 6 Fuß Körpergröße kleiner gewesen, als der Vorfahre mit 5 Fuß.


    Kann das sein?? Mache ich da jetzt einen Denkfehler? Ist Euch eine derartige Seltsamkeit schon einmal untergekommen? Weshalb ist man überhaupt so verfahren?


    Wäre Euch für einen Tipp dankbar.


    Frdl. Grüße


    Cadenzer

  • Hallo Cadenzer,
    nur so beim überfliegen des Beitrages;
    ein Fuss sind 10 Zoll stimmt doch oder ?
    5 Fuss und 11 Zoll = 6 Fuss + 1 Zoll oder nicht ?

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Ja, so sehe ich es auch, 5 Fuss und 11 Zoll = 6 Fuss + 1 Zoll. Ich frage mich nur, warum man innerhalb der Contingentlisten, das Maß nicht einheitlich aufgeschlüsselt hat. Auch mein Vorfahre mit 5 Fuß 11 Zoll und 5 Linien hätte dann doch eigentlich 6 Fuß, 1 Zoll und 5 Linien groß sein müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das willkürlich geschah. Irgendein System, warum die einen über 5 Fuß, die anderen über 6 Fuß berechnet wurden, müßte doch eigentlich gegeben sein.


    Trotzdem Danke fürs nachdenken.


    Cadenzer

  • Hallo (?),
    m.W. hat :
    1 Fuß = 12 Zoll = 313,8 mm
    1 Zoll = 12 Linien = 26,15 mm
    1 Linie = 2,18 mm


    Der sog. Dezimalfuß (= 10 Zoll) war wohl eher die Ausnahme.
    Die Herren waren für damals schon verhältnismäßig "lang", nämlich 186,8 / 191,1 / 189,4 cm.
    Somit stimmt zumindest die "Reihenfolge".


    Es wäre auch ein ziemlicher Quatsch, 5 Fuß und 11 Zoll bei Grundlage des Dezimalfußes anzugeben - das ist doch, wie die Uhrzeit 12 Uhr 72 !


    Grüße von Peter (Sziedat)

  • Peter hat recht,
    ich habe nun eine Aufschlüsselung gefunden aus Bayern im Jahre 1820 darin wird der Fuss beschrieben als 3ten Teil eines Meter gleichen Masses. Es ist unterteilt in 12 Zoll und der Zoll in 12 Linien geteilt. Nur was die Länge angeht die ist je nach Region unterschiedlich.
    z.B.:
    0,29319 m in Sachsen
    0,31385 m in Preussen allerdings erst ab 1816
    0,29186 m in Bayern
    0,300 m in Baden
    0,318385m in Anhalt

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Danke Euch beiden für die interessanten Anregungen, das 1 Fuß = 12 Zoll-Argument klingt auch für mich plausibel. Andererseits erscheinen mir die Ausgehobenen alle etwas groß geraten. Es ging ja nicht um einen Gardedienst oder ähnliches, es handelte sich um gewöhnliche Dienstpflichtige eines Infanterie-Regiments.


    Ich habe mich bei meinen Maßangaben auf die Veröffentlichungen lokaler Archive verlassen, die sich auf "Spiegler" berufen, wer immer das auch sein mag. Wahrscheinlich darf man es sich so einfach nicht machen. Ich denke, die Streuung war regional sehr groß . Vielleicht hatte der "Dezimalfuß" dann nur räumlich eng begrenzt hier Gültigkeit. Bei den Aushebungen zum Militär wird man aber wohl ein einheitliches, württembergisches Maß zugrunde gelegt haben. Ich werde also noch etwas recherchieren müssen. Trotzdem besten Dank


    Cadenzer

  • Hallo Cadenzer,

    Zitat

    Andererseits erscheinen mir die Ausgehobenen alle etwas groß geraten. Es ging ja nicht um einen Gardedienst oder ähnliches, es handelte sich um gewöhnliche Dienstpflichtige eines Infanterie-Regiments.


    Wie etwas gross geraten ?
    In den Jahren 1741-1791 hatte der Landgraf Ludwig 9. seinen Spass an Soldaten. Er hob im ganzen Land seine Grenadiere aus. Mit den Massen die die von dir genannten hatten. Hätten sie bei ihm in den hinteren Reihen gestanden.
    in der ersten Leibkompagnie 1. Glied hatten die Grenadiere eine Grösse von 186,34 - 196,10 das entsprach 15 - 11 1/4 Zoll
    die zweite Reihe kam auf 181,78 - 181,13 ( 9 1/2 - 9 1/4)
    die 3. Reihe wieder auf 184,90 - 183,08 (10 1/2 - 10)
    wobei am Anfang der Pariser Schuh als Mass (1Fuss = 0,32484 m) und später der preussische oder rheinländische Fuss ( 0,31385 m) herhalten musste.
    Allerdings mussten diese Soldaten damals unter ihrem Herrscher nie in den Krieg ziehen sie waren nur Spielzeug für den Landgrafen. Mussten dafür Tag ein Tag aus exerzieren. Sie hatten dafür auch die grösste Exerzierhalle der damaligen Zeit westlich von St. Petersburg. Der Landgraf war ein glühender Verehrer des Königs Friedrich I. von Preussen.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720