suche meinen Urgroßvater Richard Hermann Schmidt

  • Hallo an alle,


    ich bin seit einiger Zeit auf der Suche nach meinem Urgroßvater, der nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt ist. Einige wichtige Informationen habe ich schon herausgefunden (dazu ein zerzliches Dank an die Mitglieder des Vermisstenforums). Zu den Daten:


    Mein Urgroßvater heißt Richard Hermann Schmidt, wurde am 08.11.1908 in Halle (Saale) geboren und heiratete am 13.01.1934 meine Urgroßmutter Martha Margarete Wozny.


    Bis vor Kurzem hatte ich seine letzten beiden Briefe hier bei mir. Interessant dabei ist allerdings der letzte Brief, den ich hier mal als Scan und im genauen Wortlaut einstelle:


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    Brief No. 11 Süden, 14.3.45


    Liebe Mutti meine lieben Kinder!
    Ich schreibe euch gleich mal ein
    paar kurze Zeilen, bin mal wieder unter=
    wegs mit meinem Lastkraftwagen zum Gerät
    holen und habe hier zwei Urlauber mit
    auf dem Wagen welchen ich gleich die
    Briefe mit geben möchte denn 8 Tage
    werden wohl vergehen ehe ich wieder zu=
    rück bin zum Haufen und möchte doch
    auch gerne gleich bei der Gelegenheit
    an Vater und Mutter ein paar Zeilen
    schreiben, welche ich von denen noch
    keine Antwort erhalten habe auf meine
    letzten Zeilen. Sonst liebe Mutti und
    liebe Kinder bin ich noch gesund und
    munter was ich von Euch auch nur
    hoffe und wünsche, wie ich gestern
    von Haufen weggefahren war musste
    ich leider wieder von der anderen
    Seite hören das die Flieger auch
    wieder unsere Heimatstadt Halle an=
    gegriffen haben darunter war auch
    wieder Magdeburg, und von Dessau
    die Rede, und wie ich das wieder hörte
    kennt ihr euch meine Gedanken gut
    vorstellen mit was für bange Gedanken
    man wieder losgefahren ist, nun will
    ich das beste hoffen das Ihr und Geschwi=
    ster und eltern wieder verschont ge=
    blieben seit und wir uns mal Gesund
    wiedersehen. Im vergangenen Brief habe
    ich mal angefagt ob Du mir nicht
    noch mal ein paar Feuersteine be=
    sorgen kannst, denn hier ist das=
    selbe große Mangelware, auch habe
    ich ein Paket mit netten Sachen für
    Euch abgeschickt und hoffenlich
    kommt es auch bei Euch wohl Beha=
    gen an, leider habe ich noch die
    15 Kilo Kiste welche ich Euch schicken
    wollte noch stehen denn die Aktion von
    15 Kilo Paketen ist vollkommen ab=
    geblasen aber werde erst mal sehen
    wie sich die Dinge hier bei uns wei=
    ter entwickelt und werde darüber auch
    noch einen Rat finden. Also nochmal
    viele Grüsse und Küsse und auf
    ein recht Gesundes Wiedersehen in
    der Heimat, grüsst Euch Euer im=
    mer an Euch und für Euch sorgen=
    der Vati.
    Euer lieber guter Vati.
    Gute Nacht!!!
    Hoffentlich für Euch eine Alarm=
    freie Nacht!
    Ich bete für Euch.


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    Dieser Brief ist das letzte Lebenszeichen, welches meine Familie von ihm erhalten hat. Die Feldpostnummer 46884D auf diesem Brief besagt, dass er zur Nachrichtenabteilung 194 der 94. Infantrie-Division gehörte. Mein Urgroßvater war Obergefreiter. Die Einheit war im März 1945, als der Brief entstand, in Südtirol bzw. der Po-Ebene stationiert und geriet im April 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.


    Der Brief selber wurde am 14.03.1945 geschrieben. Mein Urgroßvater erwähnt hier zwei Urlauber, die er mit seinem LKW ein Stück mitgenommen hat und denen er seine Briefe gegeben hat, um sie von den Urlaubern verschicken zu lassen. Ein Anhaktspunkt dafür ist auch die Tatsache, dass sich auf dem Umschlag nicht der Stempel der Feldpost, sondern des Feldpostamtes Esslingen befindet und dass der Brief erst nach sech Tagen, nämlich am 20.03.1945, gestempelt wurde. Demnach sind die erwähnten Urlauber irgendwie nach Esslingen gelangt.


    Was mich jetzt wundert, ist folgendes: Auf dem Briefumschlag ist der Stempel "Military Censorship Civil Mail" zu erkennen, d.h. der Brief muss durch die Amerikaner kontrolliert worden sein. Esslingen wurde jedoch erst am 22.04.1945 von den Amerikanern besetzt, also erst einen Monat nachdem der Poststempel auf den Umschlag gestempelt wurde.


    Leider weiß auch niemand mehr genau, wann der Brief meiner Uroma zugestellt worden ist. Meine Uroma ist schon seit 18 Jahren tot und meine Oma war zu dem Zeitpunkt gerade 5 Jahre alt.


    Ich hab schon eine Anfrage bzgl. meines Urgroßvaters bei der Deutschen Kriegsgräberfürsorge gestellt. Dort hat man jedoch keine Unterlagen über ihn, den Brief hab ich vor zwei Wochen bekommen. Im Moment läuft noch eine Suchanfrage bei der WASt. Die hab ich aber erst vor 3 Wochen gestellt, d.h. da werde ich noch einige Zeit warten müssen.


    Was ich nicht weiß, ist, ob mein Urgroßvater gefallen ist, bevor seine Einheit in Gefangenschaft geriet, oder ob er selber auch gefangen genommen wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von nilstroemel ()

  • Hallo nilstroemel!


    Noch kurioser ist,das es 3xEßlingen mit (ß) gibt und 2xEsslingen mit (ss),einmal Esslingen bei Zürich und einmal bei Stuttgart (Quelle: das Örtliche)Der Stempel lautet aber Eßlingen ( Neckar ),also mit ( ß )!! Es sind alles kleine Orte aber nur eins am Neckar.Möglicherweise ist bei der Beförderung der Post etwas passiert und wurde später von den Amerikanern gefunden,kontrolliert und weitergeleitet.Die Orte(Eßlingen oder Esslingen )liegen alle in Süddeutschland,bis auf Eßlingen bei Bitburg.Dann sind die Urlauber aber langsam vorangekommen.Aus welcher Gegend stammten sie denn,oder wo wollten sie hin .Wohnort muß nicht gleich Urlaubsort sein.Weihnachtliche Grüße sendet Eckhard

  • Beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes liegt ein nach wie vor aktueller Suchantrag auf den am 08.11.1908 in Halle/Saale geborenen Richard Schmidt mit dem Vermisstendatum 20.03.1945 vor.Sie sollten mit der Einrichtung in München in Verbindung Treten, damit Ihnen der letzte Sachstand mitgeteilt wird.
    Mit freundlichen Grüßen
    Friedhard Pfeiffer

  • @ KlausEckard: leider habe ich keine Informationen darüber, woher die Urlauber kamen oder wohin sie wollten.


    Friedhard Pfeiffer: Dass beim DRK ein Suchauftrag vorliegt, war mir bisher garnicht bekannt. Vielen Dank für den Hinweis. Dann weiß ich doch, was ich heute Nachmittag mache...

  • Hallo,
    es kann doch auch sein, dass die beiden Urlauber, welche dein Urgroßvater mitgenommen hat nach der gemeinsamen Fahrt in amerikanische Gefangenschaft gerieten und über diesen Umweg der Brief erst zugestellt wurde. Was ja auch erklären würde warum der Brief von der amerikanischen Zensur abgestempelt wurde. Da der Brief ja keine militärischen Dinge erhielt wurde er nach der Kontrolle weitergeleitet.
    In diesem Fall wäre es gut wenn man heraus bekäme wann der Brief letzendlich zugestellt worden war. Was ja leider nicht mehr möglich ist.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Ich habe meine Oma gefragt, ob sie sich noch erinnern kann, wann der Brief zugestellt wurde. Sie war damals gerade fünf Jahre und wusste das Datum natürlich nicht mehr. Meine Uroma, die es mir sicherlich hätte sagen können, ist leider schon seit 19 Jahren tot. An das genaue Datum der Zustellung komme ich leider nicht mehr heran. Der DRK Suchdienst hatte mich gestern angeschrieben, die brauchen aber noch einige Daten von mir. Ich weiß noch nicht mal, wer damals den Suchantrag gestellt hat, das muss auch schon mindestens 10 Jahre her sein.

  • Hallo,


    soweit noch nicht bekannt, eine Übersicht zur 94 ID, in der neben den Einsatzräumen auch ein Verweis über Literatur zu dieser Division verzeichnet ist:


    http://www.lexikon-der-wehrmac…nteriedivisionen/94ID.htm


    Mit der Post sollte man bedenken, daß in diesen Tagen der Postverkehr Mangels Transportmöglichkeiten (Bahn), Verbindungen und Personal weitgehend zusammengebrochen ist. Ein geregelter Postverkehr wurde erst nach Monaten wieder innerhalb der Besatzungszonen möglich, ganz zu schweigen von einem Grenzüberschreitenden aus der damaligen US-Zone in die Sowjet-Zone nach Halle. So wird dieser Brief halt einfach die Zeit liegengeblieben sein, in jenen Tagen nicht sonderlich ungewöhnlich.

    Reinhard