Beruf: Strumpfwirker ?

  • Hallo, vielleicht weiß jemand Rat.
    Mir begegnet mehrfach der Beruf "Strumpfwirker/meister" im
    Ostthüringer Raum, 1. Hälfte 19.Jh.
    "Wirken" hat doch eher etwas mit Filzherstellung zu tun, also
    Strümpfe aus Filz ? Ich kenne bloß gestrickte Wollsocken.
    Bei wiki steht auch nur "Strumpfstricker" drin.


    Danke für Eure Antwort !


    Gruß
    Ingrid

  • Der Strumpfwirker (oder auch Strumpfweber, Strumpfstricker, Strumpfmacher) ist ein Handwerker, welcher Strümpfe und andere Kleidungsstücke auf einer Maschine oder einem Strumpfwirkerstuhle aus gezwirnter Wolle, Baumwolle, Seide und Leinengarn webt oder wirkt.


    VG
    Jutta

  • Hallo Ingrid,
    schon mal bei google das Wort "Strumpfwirker" eingegeben?


    Macht nichts, ehrlich, hier freuen sich alle, wenn sie einfache Fragen beantworten dürfen. :D

    Viele Grüße
    h :) nry


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    Was kann man von Menschen erwarten, die den Beginn eines neuen Jahrtausends ein Jahr zu früh gefeiert haben?

  • Filz wird gewalkt, wirken ist stricken. Strümpfe wurden erst mal normal gestrickt, normalerweise mit einem "Nadelspiel" aus vier oder fünf Stricknadeln. Das war eine Arbeit, die teilweise nebenher gemacht wurde z:B. von Schäfern oder Wachposten.
    Strumpfwirker strickten aber eher nicht mit Wolle, sondern stellten die dünnen Srümpfe her, die zu den Kniebundhosen getragen wurden. Für diese Art zu wirken benutzte man eine Art große "Strickliesel", mit der dann ein langer Schlauch gestrickt werden konnte, an den der Fußteil dann angestrickt wurde.
    Soviel ich weiß, erfolgte die Produktion in Manufakturen.

  • Urkundlich wird das Stricken als städtisches Handwerk erstmals 1535 in Straßburg erwähnt. 1583 erließ Nürnberg eine Barett- und Hosenstrickerordnung. Am Ende des Jh.s schlossen sich in Frankfurt/Main die Hosenstricker, Teppich- und Barettmacher zünftig zusammen. In der Ordnung von 1627 werden auch die Strumpfstricker genannt, dagegen 1683 die Barettmacher nicht mehr, da diese Kopfbedeckung inzwischen durch die gestrickte Wollmütze ersetzt war.
    Als geschenktes Handwerk mit Wanderzwang setzte sich das Stricken in der 1. Haälfte des 16. Jh.s durch, als der gestrickte Strumpf am spanischen und dann auch an den
    anderen europäischen Höfen in Mode kam. Die Einführung des von W. Lee 1589 erfundenen Strumpfwirkerstuhls führte etwa zu einer Verzehnfachung der Maschenbildung und damit zu einer erheblichen Verbilligung der Herstellung. In Weimar sollte 1713 ein Geselle wöchentlich 6 Paar Strümpfe wirken. Das Handwerk der Stricker und Wirker, die ihre Produkte zunächst selbst vertrieben hatten und deshalb vielfach kramerzünftig waren, dehnte sich bald auch auf das Land aus und hatte um 1650 immer mehr den Charakter eines verlegten Handwerks angenommen. Im 18. Jh. wurden Chemnitz, Weimar und Erlangen bedeutende Zentren der Strumpfproduktion.


    Magistri


    Fürchte nicht Deine Feinde, sondern fürchte die, denen Du vertraust.

  • Hallo, einen ganz herzlichen Dank an alle, die zum Teil so ausführlich
    und informativ geantwortet haben !!!


    Viele Grüße von Ingrid