Betr. Änderung der Schreibweise eines F.N.

  • Familiennamen wurden ja oft nur nach "dem Hören" dokumentiert, dadurch ergaben sich häufige Änderungen der Schreibweise eines F.N., nicht selten auch in ein und der selben Generation.


    Manchmal sind die Änderungen jedoch so krass, dass völlig andere Deutungen der Herkunft enstehen. In meinem "jüngsten Fall" wird ein F.N. einmal Seger (Sägemüller), dann Seeger (ebenfalls Sägemüller) oder Segher (Sieger,z.B.in der Schlacht) und auch mehrmals Seyer (Sähmann) geschrieben.


    Wollte man die Herkunft deuten, so hätte man verschiedene Resultate. Wofür sollte man sich da entscheiden? Man könnte vielleicht würfeln, oder hat jemand eine bessere Idee?


    Seerose :)

  • Hallo Seerose,


    genau weiß man es sowieso nicht... Aber wenn man denn eine Deutung des Namens machen will würde ich im Zweifelsfalle nach der ältesten Nennung gehen, wohlwissend, dass sie nicht stimmen kann.
    In so einem Fall würde ich es entweder weglassen, oder besser alle Varianten anführen.


    Grüße Kai

  • Ich würde auch immer der ältesten Version folgen, wobei man ja nicht weiß, ob es nicht noch ältere gibt. Es gibt eine Menge Familiennamen, die man nicht zuverlässig deuten kann, aber letztlich stört das unsere genealogische Arbeit ja nicht.

  • Nein, es stört unsere Arbeit nicht :D Ich wollte eigentlich eher darauf aufmerksam machen, das die Namensdeutung eine absolut unsichere Angelegenheit ist und bestimmt nicht zu den Wurzeln einer Familie führen wird, da sich durch Namensvarianten ständig neue Deutungen ergeben.


    Seerose :)

  • Hallo Seerose



    Ja ja die Pfarrer von früher sie schrieben die namen so wie sie es hörten.Ich hab in einem Eintrag im KB der meine Familie betrifft.Der FN original geschrieben heißt Tengg .Dr Pfarrer schrieb in ein und derselben Zeile 3 verschiedene Versionen auf und zwar Tengg für das Kind,der Vater wurde als Tenk angegeben uns die Mutter hieß Tenckg.Lustig nichtwar?Dabei kommen dann die FN noch anders geschrieben und zwar Teng,Deng,Dengg,Tenk,Denk,Tenck,Denck.


    Das sind die Versionen die ich bisher gesehen habe.


    Liebe Grüße


    Franz Josef

  • Ganz besonders schön fand ich eine Beobachtung, die ich kürzlich im KB Sandau (18. Jhdt.) machte.


    Der Pfarrer wusste offenbar selber nicht, wie sich sein Name schreibt - oder es war ihm egal.
    Meist schreibt er Mahlendorf, aber schon unter dem nächsten Eintrag kann dann Malendorff stehen, oder weitere Varianten mit und ohne h, mit einem oder 2 ff, er lässt auch schon mal das e weg, letzteres habe ich aber nur einmal gesehen.
    Warum also sollte er sich denn Mühe geben, auf eine konstante (und hoffentlich richtige) Schreibweise der anderen einzutragenden Namen zu achten?


    Selbst bei Vornamen nimmt er es leicht, da wird aus einer Marie auch mal eine Marig, An Catrin ist gleich Anna Katharina und ähnliches (keine Lesefehler!). Ich bin sicher, das dabei aber auch die regionale Mundart eine wichtige Rolle spielte.
    Über weitere wechselnde Schreibweisen wundert man sich dann schon bald nicht mehr.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Ich verwende immer die Form die bei verschiedenen Familienmitgliedern
    am haeufigsten verwendet wurde.
    Ich behalte dann immer auch die anderen bereits genutzten Schreibweisen
    im Auge und uebersehe so weniger.
    Nach der aeltesten Schreibweise richte ich mich nicht, da meistens grade in den
    aelteren Schriften die Namen komplett falsch geschrieben wurden,
    so war meine Erfahrung bisher jedenfalls.


    joerg


    Ja dasselbe habe ich auch schon oft beobachtet.
    Schludrige Pfarrer und Vikare :P
    Die Mundart spielt auf jeden Fall eine Rolle.
    Ich habe sooo oft Verwandte die mit ihren Spitznamen
    eingetragen wurden und weitere Dokumente habe
    ich dann nur gefunden wenn ich die hochdeutsche Form verwendet habe.


    Schreiben wir alles mal in Plattduetsch.. das liest in 200 Jahren eh keiner mehr :D
    Ja denkste! Der hat wohl nicht mit uns gerechnet lol


    elenne

    Einmal editiert, zuletzt von elenne ()

  • Hallo


    Ich hab fast 3Jahre nach dem Geburtsort meines Urgroßvater mit FN Dremel gesucht.Nun hab ich den Ort endlich gefunden,aber dort wird er nicht Dremel geschrieben,sondern Draemel.


    Gruß Monika

  • selbst bei Zivilstandsregistern aus dem 19. Jhdt habe ich es erlebt, daß der beurkundende Beamte beim Namen des Bräutigams den Umlaut "ü" benutze und bei dessen Vater "ö" schrieb.
    Die Unterschrift leisteten beide dann mit "ü"
    Freundliche Grüße, Wilfried

  • Hallo, das "Problem" habe ich auch bei mir. Offenbar waren die Pfarrer zu faul, den Namen richtig aufzuschreiben und sind nach Gehör gegangen. Eine Familie in meinem Stammbaum heißt Hiller und ich habe sie in einer anderen Schreibweise als Hüller wiedergefunden. Oder Sattler. Einmal mit tt und einmal mit d geschrieben. Bei Ortsnamen verändert es sich auch immer wieder. Erst schrieb sich ein Ort Mayerhöfen, dann Maierhöfen und Meierhöfen zum Schluss. Abgesehen mal davon, dass der Ort heute tschechisch benannt ist. Die Mundart spielt offenbar öfters eine Rolle. Da in der Gegend egerländrisch gesprochen wurde, habe ich bei einer Familie erst Püchl gelesen und dann etwas später Püchel. Da konnte sich der Pfarrer wohl nicht einigen.


    Grüße Marie90

  • Ich denke das hatte weniger mit Faulheit zu tun,
    als mit Unwissenheit.
    Die Nachnamen hatten damals einfach noch keine festgelegte
    Schreibweise und der Pfarrer hat halt einfach mal "so gemacht" wie er meinte.
    Und die Aufgeschriebenen hatten mit Sicherheit auch vieel vieel zu vieeel Respekt
    vor dem um zu sagen das er unrecht hat damit.. wenn sie's ueberhaupt wussten,
    die meisten konnten ja selbst gar nicht schreiben.

  • Hallo Marie,
    ich glaube nicht, dass die Pfarrer zu faul waren, die Namen "richtig" aufzuschreiben. Es blieb ihnen in der Regel auch gar nichts weiter übrig, als nach Gehör zu schreiben. Sprache und Namen haben sich schon immer weiterentwickelt und Dialekte gab es auch schon immer. In der Regel wussten nicht einmal die Familien selbst, wie der Name "richtig" geschrieben wurde. Wenn der Pfarrer gefragt hätte, was der eine oder andere möglicherweise sogar tat, hätte er sehr häufig von verschiedenen Familienmitgliedern, sofern sie überhaupt schreib- und lesekundig waren, die verschiedensten Antworten erhalten können. Die einzigen, die dadurch aber wirklich einen Nachteil haben, sind wir Ahnenforscher. Die Familien selbst konnten sehr gut damit leben. Ich kenne übrigens viele Familien in der heutigen Zeit, deren Namen nicht verstümmelt sind, die allenfalls Dialekt sind, die aber ihren Familiennamen falsch aussprechen, weil sie gar nicht wissen, wie es richtig ist, oder weil sie, in Unkenntnis seiner Bedeutung, ihn französisch klingen lassen. In den Familien finden sich dann auch regelmäßig die Mutmaßungen oder das "Wissen" um hugenottische Ahnen, obwohl es den Namen in Frankreich gar nicht gibt und keinen Sinn bringt ;).
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Stimmt. Die meisten aus der Gegend waren ja Bauern und wahrscheinlich konnten nur die Wenigsten Lesen und Schreiben. Deswegen haben sich die Nachnamen auch ständig verändert. Der Pfarrer war eben gebildeter. Mich hat es wirklich in vielen Kirchenbüchern verwirrt, dass manchmal der Name Dietl auch Tittel und Dittel oder Dittl geschrieben wurde. Und dann noch Familienzusammenhänge zu erkennen wird dann echt schwer. Gerade wenn nur der Name und die Hausnummer dastehen und nicht die Eltern von demjenigen.

  • Ja Hina, ich glaube, mit falscher Aussprache schlagen sich auch heute noch viele Leute rum. Ich weiß nun nicht, ob das der Grund war, warum bei mir aus dem ursprünglich "Uhlisch" über "Ihlisch" mein Familienname Ilisch wurde - aber warum niemand begreift, dass das i dann lang gesprochen wird (wie bei Igel) und fast alle Leute dann kurzerhand Illisch sagen und auch so schreiben, habe ich noch nicht ganz verstanden, muss aber damit offensichtlich leben... :D
    bockigerweise beharren wir heutzutage auf unserer Schreibweise - sonst hätte sich der Name natürlich schon längst ein weiteres Mal geändert!

  • Als ich heiratete, prophezeite mir mein Mann, dass ich laufend gefragt werde, wie unser Name geschrieben wird und er hat recht behalten. Jedem zweiten muss ich erklären, dass ich nicht mit dt geschrieben werde. Ich heiße ganz simpel Land. Was ist nur daran so schwer :D .
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Jaja da hätten wir die Mundart


    Aus Baum wird Bäumle aus Bach wird Bächle
    aus Schatz wird Schätzle aus Blech wird Blechle
    aus Haus wird Häusle aus Spatz wird Spätzle
    aus Pferd wird Gaul aus Liebelei dann Hans ä nein das gehört nicht hierher


    und das nur im schwäbischen


    Ich habe den Fall das eine Familie (Kalmbach) sich irgenwann zerstritten hat und die einen heißen dann plötzlich Calmbach.


    Auch das kann sein. Deine Freunde kannst du dir aussuchen, deine Familie nicht.




    Liebe Grüße Harald :)

    Stuttgart-Uhlbach und Rotenberg vielleicht wird ein OFB daraus!