6 uneheliche Kinder vor Heirat???

  • Hallo Zusammen,


    ich habe hier, wie ich finde, eine recht seltsame Konstellation.


    Mein Vorfahre Martin Witte lebte ab ca. 1800 als Handelsmann in Stendal. Am 10.03.1829 heiratete er Johanna Carolina Catharine Schmidt und bekam mit dieser noch 3 Kinder nach der Heirat.
    Interessanterweise hatte das Paar aber vorab bereits 6 uneheliche Kinder, die 1811, 1814, 1816, 1820, 1825 und 1827 in Stendal geboren wurden.


    Es ist jetzt ja keine Seltenheit, dass es vor der Heirat mal ein uneheliches Kind gab - aber gleich 6? Ich finde es schon recht seltsam, dass erst 18 Jahre nach dem ersten Kind geheiratet wurde.


    Das Ehemann war katholisch, die Mutter evangelisch - könnte das eventuell ein Grund sein?


    Viele Grüße
    Peggy

    Alles zerfällt zu Nichts, wird alt und stirbt und findet sein Ende.
    Menschen sterben, Eisen rostet, Holz verfault, Türme stürzen ein, Mauern zerbröckeln, Rosen verwelken.
    Auch Namen haben keinen Bestand über das Grab hinaus. Es sei denn, sie scheinen in den Büchern eines Gelehrten.
    Es ist die Feder, die den Menschen Unsterblichkeit verleiht.

    Master Wace - Roman de Rou


    http://www.ahnenforschung-sachsen-anhalt.de

  • Hallo Peggy,


    das ist sicher außergewöhnlich. Das vor der Ehe schon einmal zwei Kinder vorhanden waren, kommt in meiner Al in zwei Fällen vor. In einem Fall werden die beiden Töchter, in den Hamburger Melderegistern zwar als Marienberg geführt, aber das bedeutet nocht nicht das der spätere Gatte der Vater der beiden war.


    Ist es denn ganz sicher ob alle vorehelichen Kinder auch vom späteren Ehemann waren und beide auch die leiblichen Eltern waren? Interressant wäre auch zu wissen, wie alt die Eheleute bei der Heirat waren.


    Es gäbe auch die Möglichkeit, daß es Kinder von einen verstorbenen Bruder des Handelsmann waren. Aber solche Gedanken sind reine Spekulation.


    Man könnte dan auch spekulieren, daß der gute Handelsmann beruflich soviel unterwegs war, daß er zwar Zeit hatte mit der dame Kinder zuzeugen, aber nicht um zu heiraten. ;)


    Hat die heirat eigentlich Katholisch oder evangelisch? War es 1829 nicht so, daß die Ehefrau zum katholischen Glauben hätte konvertieren mußte. - Oder umgekehrt ? - Sogar der Mann meiner Cousine, er evangl. sie kath. mußte in den siebziger Jahren, noch einen "Eheunterricht ? " machen um sie heiraten zu können. Allerdings könnte dies auch von ihren streng katholischen Vater ausgegangen sein.


    Viele Grüße Uwe

  • Liebe Peggy! Meine Ahnin oo 1794. Ihr erstgeb. Sohn mit dem Ahnherrn war da 16 Jahre alt, sie bei der Hochzeit Witwe. 8o Andere Ahnherren waren die "Playboys" ihres Dorfes. Nicht nur Mägde meiner Gutsbesitzer waren davon betroffen! Auch Schwägerinnen (unverheiratet) waren dabei. War ein "lebensfrohes" Völkchen!
    Viele Grüße
    xxxxxx Cousine louisa

  • Hallo Uwe,


    ja alle 6 Kinder sind vom späteren Ehemann. Er ist auch jedesmal bei der Taufe als Vater angegeben. Die Kinder wurden später auch oft Schmidt genannt Witte, genannt.


    Zum Alter der Ehefrau - bei der Geburt des 1. Kindes war sie 19 Jahre alt und demnach 38 Jahre alt bei der Heirat. Der Ehemann war beim ersten Kind 38 Jahre alt und bei der Heirat 56 Jahre alt.


    Viele Grüße
    Peggy

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  • Hallo,


    ich habe den Fall das ein Paar 5 uneheliche Kinder hat bevor es geheiratet hat. Der Mann war in dieser Zeit Soldat und erhielt keine Heiratserlaubnis, erst als er ausser Dienst war, haben die beiden geheiratet und noch zwei Kinder bekommen.
    Vielleicht war das auch bei deinem Paar der Fall.


    Gruß
    Gaby

  • Hallo Peggy,



    ich habe auch so einen Fall in der Familie. Das Paar bekam in den 1880er Jahren in Berlin vier Töchter, heiratete aber erst 1900, alle Kinder wurden für ehelich erklärt. Dass die beiden nicht bereits früher geheiratet haben, soll der Familienlegende nach damit zusammen zu hängen, dass er - aus Böhmen stammend - Deserteur aus Österreich-Ungarn war. Erst nach einer Amnestie sei die Hochzeit möglich gewesen.


    Du siehst, es können verschiedenste Umstände zu derlei Situationen führen.



    Liebe Grüße


    Borgasse

  • Hallo Peggy,
    von einer Bekannten erfuhr ich einmal, daß Vorfahren von ihr, sogar mehrere Familien, aus finanziellen Gründen nicht heiraten konnten. Sie waren bitterarm und hatten einfach kein Geld für Pfarrer und Kirche. Hatten trotzdem viele Kinder.



    Ich kann mir auch gut vorstellen, daß die Religion einen Grund für die späte Heirat spielte, vielleicht nahm er auf seine Familie Rücksicht, denn eine andere Variante aus meiner eigenen Familie war:


    Die Mutter streng katholisch und der älteste Sohn wollte eine Frau mit evang. Glauben heiraten, das paßte ihr absolut nicht, sie war wütend und hätte die Heirat am liebsten verhindert, da war er schon vierzig Jahre alt und ließ sich nichts mehr verbieten. Er wollte sein Glück nicht aufgeben und um den ganzen Querelen aus dem Weg zu gehen haben sie dann „nur“ standesamtlich geheiratet, zum Glück gab es die Standesämter da schon. Aber die Mutter hat diese Ehe und auch das ehelich geborene Kind trotzdem niemals anerkannt, sie waren eben nicht katholisch.


    Nur mal so eine Idee, weil er bei der Heirat schon 56 Jahre alt war, vielleicht hatte er auch so eine Mutter, weißt Du wann sie verstarb? Vielleicht wollte er nur allem Ärger aus dem Wege gehen und hat deshalb so lange gewartet.


    Vielleicht wäre er auch enterbt worden, hätte er die evang. Frau, früher geheiratet.


    LG,


    Christine

  • Hallo Peggy,


    das finde ich an sich nicht ungewöhnlich. Auch in meiner AL kommen einige Kinder vor der Heirat auf die Welt. Ein Ururgroßvater hatte schon 5 Kinder, bevor er heiraten durfte. Er musste damals eine Heiratserlaubnis von seiner Gemeinde vorweisen. Diese haben 2x die Erlaubnis verweigert, da er zu arm war. Sonst hätte die Gemeindekasse einspringen müssen, wenn er seine Familie nicht hätte ernähren können. Solche Akten finden sich noch oft in den jeweiligen Stadtarchiven. So habe ich nämlich mein Rätsel gelöst. Denn Schlussendlich heiratete mein Ururgroßvater meine Ururgroßmutter in der nächstgrößeren Stadt.


    Des weiteren habe ich noch einen Müllergesellen, der 4 Kinder gezeugt hat und erst heiratete, nachdem er die Mühle seines Vaters übernommen hat. Auch dort vermute ich etwas ähnliches, wie oben beschrieben, finde aber derzeit keine Akten dazu.


    Viele Grüße und noch viel Spaß beim rätseln, was doch unsere Forschung viel interessanter macht ;)


    Schöne Grüße


    mini

  • Hallo,


    vielen Dank für eure Antworten und Ideen. Also an der Familie des Ehemanns hat es definitiv nicht gelegen. Martin Witte stammte nämlich aus Böhmen und kam ohne seine Eltern nach Stendal. Es könnte natürlich auch der Vater der Braut eine Rolle spielen. Leider konnte ich dessen Sterbedatum bisher nicht finden.


    Ich tendiere auch eher dazu, dass es an der unterschiedlichen Konfession gelegen hat. Ich werde man eine Anfrage im Stendaler Stadtarchiv starten. Vielleicht lässt sich dort noch was finden.


    Viele Grüße
    Peggy

    Alles zerfällt zu Nichts, wird alt und stirbt und findet sein Ende.
    Menschen sterben, Eisen rostet, Holz verfault, Türme stürzen ein, Mauern zerbröckeln, Rosen verwelken.
    Auch Namen haben keinen Bestand über das Grab hinaus. Es sei denn, sie scheinen in den Büchern eines Gelehrten.
    Es ist die Feder, die den Menschen Unsterblichkeit verleiht.

    Master Wace - Roman de Rou


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  • Ein Heiratsverbot gab es meines Wissens nur für Personen welche zum Militärdienst eingezogen wurden. Ihnen war nicht erlaubt während ihrer Militärzeit zu heiraten. Ein weiterer Hinderungsgrund waren auch die Vermögensverhältnisse gewesen. Wenn ein Mann heiraten wollte musste er der Gemeinde nachweisen dass er fähig war eine Familie zu ernähren. Somit wurde versucht zu verhindern dass die Familie der Gemeinde zur Last fiel.
    Selbst im ausgehenden 19. Jahrhundert mussten zum Beispiel Mitarbeiter des Freiherrn von Stumm und Hallberg ihren Firmenchef um Erlaubniss fragen wenn sie heiraten wollten.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720