Siebmacher von 1656/57

  • Ich bräuchte Eure Hilfe ...


    In einem Manuskript, das unser Familienwappen behandelt, wird auf den Siebmacher aus dem Jahre 1656/57 verwiesen. Bisher konnte ich aber nur den alten Siebmacher von 1605 finden sowie die neueren Ausgaben, in denen der Familienname, auf den verwiesen wird, nicht mehr zu finden ist.


    Laut Manuskript befindet sich das Wappen im IV.Teil auf Seite 181 und gehört zu der Familie "Friedensleuwen" - evtl. gibt es auch einen Text zu diesem Wappen, der aber nicht speziell erwähnt wird.


    Könntet Ihr mir einen Hinweis geben, wo ich DIESE Ausgabe des Siebmachers finden kann? (örtliche Büchereien und die online-Kataloge der umliegenden Büchereien habe ich schon abgesucht, ebenso die Katalogsuche der Nationalbibliothek) - oder mir sogar Kopien zukommen lassen ...


    Danke schon mal für Eure Hilfe :)


    LG freisleben

  • Hallo freisleben,


    den Band zu finden, wird sehr schwer werden. Das Exemplar der Berliner Staatsbibliothek befindet sich z.B. kriegsbedingt in Moskau. In der Bayerischen Staatsbibliothek ist es gar nicht usw.


    Dabei handelt es sich um das „Wappenbuch von Fürst“. Paul Fürst veröffentlichte die alten beiden Siebmacher-Bände neu und gab drei weitere Ergänzungsbände heraus. Der 4. Teil ist im Jahre 1657 gedruckt worden. Er umfasst die briefadeligen Standeserhöhungen. Die Neuauflage von 1695 und in Folge dann weitere 5 Nachauflagen bis 1705, die Rudolf Johann Helmer, der Schwiegersohn von Paul Fürst herausgab, umfasst alle 5 Bände in einem Band.


    Die Neuauflage von 1701 ist auch im Internet einsehbar, jedoch ist weder eine Familie Friedensleuwen, noch Friedensleben, Freisleben oder andere Varianten verzeichnet. Das wirft dann die Frage auf, ob das Wappen tatsächlich verzeichnet war und mit der erforschten Familie im Manuskript überhaupt zusammenhängt, denn in den alten Bänden sind keine Begeleittexte bezüglich der Familien verfasst worden. Einen genealogischer Zusammenhang hätte also erst anhand weiterer Quellen nachgewiesen werden müssen.


    Aber, und hier könnte es möglicherweise interessant werden, es gibt im neuzeitlichen Siebmacher Bürgerliche Wappen Band 5 ein Wappen Freysleben und im Band 6 ein Wappen Freissleben. Hier ist natürlich für einen evtl. Anschluss sehr gründliche genealogische Forschungsarbeit erforderlich.


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    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    dank Dir für die Rasche und Ausführliche Antwort :)


    Das erstere Wappen ist tasächlich unser Familienwappen, ich besitze sogar ein Bild des Wappenbriefes von 1492 hierzu und auch die Abstammungslinie ist vollständig nachgewiesen. Unser Urahn ist der erwähnt Niclas Freysleben, dessen Vater Cunrad hieß und ca.1410 in Eger geboren wurde.


    Das fragliche Wappen sollte eigentlich nur einen Ansatz bilden für eine Namensdeutung.
    So steht in einer Familienchronik, dass wir aus Fridumarsleben stammen (heute Magdeburger Stadtteil Fermersleben). Benannt ist dieser Ort wohl nach einem gewissen Fridumar, was soviel heißt wie Friedliebender. Die Endung leben weist auf einen Besitz hin, also Ort des Fridumar.


    In dem erwähnten Manuskript stelllt der Autor die These auf, dass wir von der Familie Firedensleuwen abstammen. Da ich aber keinerlei Hinweis auf die Existenz dieser Sippe gefunden habe, außer dem Verweis auf dieses Wappen, wäre es für mich sehr interessant zu erfahren, ob dieses Wappen überhaupt in diesem Wappenbuch existiert.
    Leider ging ich davon aus, dass es wenigstens einen kleinen Begleittext gäbe, ähnlich dem neueren Siebmacher.


    Gruß
    freisleben

  • Hallo freisleben,


    dass das Wappen Friedensleuwen in den Nachauflagen nicht verzeichnet ist, kann eigentlich nur zwei Ursachen haben. Zum einen war das Wappen in dem Band nie verzeichet, womit dem Autor des Manuskriptes aber unterstellt werden würde, dass er unseriös arbeitete. Allerdings macht es auch stutzig, dass er sich beim Familienzusammenhang einzig auf einen Wappeneintrag beruft, zudem auf einen Namen, der ja doch recht weit vom eigentlichen abweicht. Zum anderen könnte die Familie Anfang des 18. Jh. bereits erloschen gewesen und deshalb entfernt worden sein. Das macht allerdings auch wenig Sinn, denn auch andere später erloschene Geschlechter sind im Siebmacher verzeichnet, in den neuen Ausgaben sogar in gesonderten Bänden. Eigentlich hätte es spätestens da wieder auftauchen müssen, wenn es schon einmal erfasst worden war. Ich habe auch mal im Handbuch des blühenden und erloschenen Adels in Deutschland nachgeschlagen. Auch da ist weder eine blühende, noch eine erloschene Familie Friedensleuwen oder Varianten verzeichnet.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Schade, aber es scheint doch wieder ein Manuskript mit vielen Unzulänglichkeiten zu sein :(
    (Eine weitere ist die Sache mit einem angeblichen Wappen, das z.Zt. Karls des Gro0en (799) verliehen worden sein soll, auch dies scheint sich als absurd herauszustellen)


    Ich habe das Manuskript vom TirolerStaatsarchiv in Kopie erhalten und mir doch einiges mehr davon versprochen.


    Nun ja, machen wir halt an eine anderen Stelle weiter ...


    Ach ja, hatte irgendwo gelesen, dass jene zu Liechtenstein zu Deinen Ahnen gehören (?). Der Bruder meines Vorfahren, Bartholome Freysleben, war von 1500-ca.1511 Herr von Liechtenstein, er hatte die Feste von Kaiser Maximilian als Lehen erhalten. Später ging sie dann an seine Söhne über, die aber wenig Glück damit hatten - die Feste wurde durch die Türken zerstört und einer von ihnen geriet auch noch in deren Gefangenschaft ...


    Viele Grüße und vielen lieben Dank für Deine Hilfe


    Michael

  • noch eine Notiz aus dem Siebmacher :
    (ist wohl die andere Familie :?: :) )


    Freisleben (Freiesleben).
    Iglauer Stadtgeschlecht, welches aus seiner Heimat sich nach Böhmen und von da nach Oesterreich wendete, im 30jährigen Kriege aber wieder nach Sachsen ging. Wappenbrief 1544 für die Brüder Leonard und Aegidius Fr., Adelstand dto. 3. 10. 1586 für die Brüder Esaias, Christoph und Ambrosius Fr.; Ritterstand dto. 28.1.1648 für die Brüder Daniel -Hof-und Appellationsrath -und Friedrich Wenzel, königl. Richter zu Iglau. Letzterer bekleidete dieses Amt 1642-45 und 1648; er wird mit dem Prädicate „von Bischhofen“ angeführt und wurde 18. 7. 1665 als böhmischer Kammerrath in des Freiherrenstand erhoben.


    Wappen. a) Stammwappen. In Schwarz auf grünem Dreiberge stehender Geharnischter, in der erhobenen Rechten ein rothes Herz, auf dem Kopfe eine Pikelhaube und die Linke auf eine bei seinem linken Fusse liegende Weltkugel gestützt: Kleinod: Schildesfigur wachsend. Decken : schwarzgolden.
    -------------------------------


    b) Vermehrtes Wappen. Quadrirt mit dem Stammwappen als Herzschild. 1 und 4 in Gold an den Spalt gelegter schwarzer Adler, 2) in Roth silberner Balken; 3) in Roth zwei das ganze Feld überziehende geschrägte silberne Stämme, an jeder Seite zweimal geastet. Zwei gekrönte Helme: I) Pfauenschweif; Decken schwarz-golden; II) Kleinod des Stammwappens; Decken roth-silbern.

  • Dazu habe ich eine lustige Geschichte :)


    Das von Dir beschriebene Wappen hing solange ich denken kann in unserem Wohnzimmer. Der Bruder meiner Großmutter väterlicherseits muss dieses Wappen in einem Wappenbuch unter dem Namen Freisleben gefunden haben und gedacht haben, es sei unser Familienwappen. Er fertigte eine Zeichnung an und seither dachten wir alle, dies sei unser Familienwappen...


    Nachdem ich mich aber nun etwas ausführlicher mit der Familiengeschichte befasst habe, bin ich bis nach Marktredwitz im Jahre 1410 und den besagten Freysleben von und zu Leonegg vorgedrungen - eine Verbindung zu dem Zweig, der das besagte Wappen führt, habe ich bisher noch nicht gefunden.


    Allerdings kam der erste Urahn, der mir bekannt ist, Cunrad Freysleben, aus Eger und es heißt, dass er in Böhmen begütert war. Dass also hier eine Verbindung zum Zweig, der aus Iglau stammen soll, bestehen könnte, ist möglich - allerdings müsste dies vor 1380 gewesen sein.
    Oder es sind Nachkommen eines Zweiges meiner Ahnenreihe, den ich noch nicht näher betrachtet habe - wovon es noch ettliche gibt ...


    Gruß
    Michael

  • Eine weitere ist die Sache mit einem angeblichen Wappen, das z.Zt. Karls des Gro0en (799) verliehen worden sein soll, auch dies scheint sich als absurd herauszustellen

    Hallo Michael,


    :) Davon kannst Du ganz sicher ausgehen. Das Wappenwesen bildete sich etwa im 12. Jh. mit den Rittern heraus. Aber es ist schon lustig oder wohl doch eher traurig, welche Bären den Leuten immer wieder aufgebunden werden. Hab ja schon viele angebliche Familienwappen gesehen, die von Kaisern verliehen wurden, die nie Kaiser waren oder zumindest nicht zur angeblichen Verleihungszeit, aber dass KdG Wappen verlieh, ist schon nicht mehr zu überbieten, abgesehen davon, dass auch er im Jahre 799 noch nicht Kaiser war ;) . Leider sind derartige "Gutachten" sehr viel häufiger im Umlauf, als wirklich fundierte Familienchroniken. Im Grunde ist wirklich jedem anzuraten, alles nochmal gründlich zu überprüfen.


    Meine Lichtenstein sind 14. Jh. und davor. Es ist die Linie Liechtenstein-Murnau. Mit denen habe ich mich aber ehrlich gesagt noch nicht weiter beschäftigt. Mein Interesse an meinen Ahnen endet allgemein etwa im 16. Jh. ;).


    Viele Grüße
    Hina


    PS: In Ergänzung hier noch das "Wohnzimmer-Wappen" aus dem Siebmacher Mähren ;) .


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    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Aber, und hier könnte es möglicherweise interessant werden, es gibt im neuzeitlichen Siebmacher Bürgerliche Wappen Band 5 ein Wappen Freysleben. Hier ist natürlich für einen evtl. Anschluss sehr gründliche genealogische Forschungsarbeit erforderlich.


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    Zum Geschlecht Freysleben (in Schwarz ein aufsteigender Löwe von natrlicher Farbe, welcher mit beiden Vorderpranken eine große silberne Helebarde hält), heißt es im Kneschke, dass es sich um ein aus Franken nach Niederösterreich gekommenes Adelsgeschlecht handelt. Bartolomäus der jüngere besaß die Güter Haydersfelden und Hintersdorf noch 1567. Männliche Nachkommen aus seiner Ehe mit Catharina Teger, gestorben um 1579, sind nicht bekannt: Nach Allem ging mit ihm der Stamm aus.
    Mit freundlichen Grüßen
    Friedhard Pfeiffer