Dreißigjähriger Krieg

  • Hi,



    ich habe erfahren, dass einer meiner Vorfahren ursprünglich aus dem Herzogtum Jülich (also heutiges Nordrhein-Westfalen) stammte und im 30jährigen Krieg Soldat war. Nach dem Krieg ließ er sich im Herzogtum Coburg (Thüringen bzw. Bayern) nieder.. bisher dachte ich immer die Familie wäre dort schon immer gewesen, aber anscheinend nicht. Ich finde das ungewöhlich, dass zu dieser Zeit damals jemand seine Heimat einfach so verlassen hat. Oder kam das schon vor? Was könnten Gründe sein?


    Gruss ?(

  • 1. zu dieser Zeit regierte in den Herzogtümern Jülich und Berg die wittelsbachische Linie der Pfalzgrafen von Neuburg.
    2. zu dieser Zeit wurde man nicht zum Militär eingezogen, sondern angeworben oder gepresst (gezwungen), manchmal von durchziehenden, eigentlich gegenerischen, Truppen. Nach Beendigung des Krieges wurden diese Soldaten dann zum Teil einfach entlassen - ohne "Fahrkarte" nach Hause. Dann konnten sie versuchen in der Gegend zu bleiben, sich bettelnd nach Hause durchzuschlagen oder sich einer Räuberbande anzuschliessen.
    Wenn der Krieg in der betreffenden Gegend viele Verluste unter der männlichen Bevölkerung verursacht hatte, konnten sie auch einheiraten.
    Frerundliche Grüße, Wilfried

  • Hallo Siluma,


    hast Du Dich schon mal mit der Geschichte des Dreizigjährigen Krieges befasst?


    Nun ja, die Söldnerheere zogen kreuz und quer durch das, was wir heute Deutschland nennen. Ganze Landstriche wurden durch den Krieg (also direkte Massaker) und seine Folgen (Hunger, Seuchen usw.) fast bzw. ganz entvölkert und ganze Bevölkerungsgruppen waren dauerhaft auf Wanderschaft (Z. B. die Trosse der Heere oder Massen von Menschen, die in ihren angestammten Gebieten nicht bleiben konnten, da sie verwüstet waren und einen Ort zum Wiederansiedeln suchten.) Wenn es in den letzten 400 Jahren eine Zeit gegeben hat, in der Bevölkerungen noch mal so richtig durchgemixt wurden und im wirklich großen Stil Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen in ganz anderen Regionen landeten und sich dort wieder ansiedelten, dann war das die Zeit des 30jährigen Kriegs. - Heute würde man von u. a. Flüchtlingsströmen reden, wozu noch die entwurzelten Angehörige der verschiedenen Heere kamen, die teilweise auch später noch (über Generationen) eine feste Bleibe suchten.


    Beschäftige Dich mal damit - ist spannend und wirklich erschreckend, was die Bevölkerung damals erleiden musste.
    Kennst Du das Tagebuch des Söldners Peter Hagendorf? Guck mal bei den Links in Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Hagendorf


    Grüße
    Bärbel