Wo könnte dieses Wappen verzeichnet sein ?


  • Hallo zusammen,


    ich forsche seit einiger Zeit in der Linie meiner Frau und bin schon am Anfang über ein Familienwappen gestolpert.
    Ich durchstöbere seit einiger Zeit die im Internet zugänglichen Wappenverzeichnisse in der Hoffnung vielleicht das Wappen, aber für mich noch wichtiger eventuelle biographische Informationen zu finden. Bisher jedoch ohne greifbaren Erfolg.


    Nachfolgend in Kürze die mir bekannten Fakten:


    - Familienname von Hoyer-Boot
    - Titel: Baron
    - Orte: St. Petersburg, Senno (Kreis Mogilev) beide Orte vor 1918, Sofia/Bulgarien 1930er Jahre, Berlin Ende der 1930er Jahre
    - weitere Familiennamen aus dem Stammbaum: von Conde-Markwot-Renngarten, von Conde, Bayl


    Meine Fragen wären:
    - Hat vielleicht einer der Fachleute das Wappen in seiner Literatur ?
    - passen Wappen und der Familienname wirklich zusammen ?


    Die Familie soll aus dem baltischen Bereich stammen, jedoch konnte ich weder in Wappenverzeichnissen der baltischen Ritterschafften noch in russischen Verzeichnissen irgendetwas auch nur ansatzweise ähnliches finden.


    Über Antworten würde ich mich sehr freuen und bedanke mich schon mal.


    Herzliche Grüße aus dem Norden
    Alexander

  • Trotzdem vielen Dank fürs Nachschauen !


    Eine ganz andere Frage: Wie würde ich das Wappen heraldisch korrekt beschreiben ?


    Gruß aus dem Norden
    Alexander

  • Ihre Frage kann nicht so einfach beantwortet werden.
    Woher haben Sie diese Wappen-Zeichnung ?


    ...mir erscheinen die gesetzten Farben ( soweit überhaupt erkennbar ) heraldisch nicht korrekt zu sein.
    Hermelin mit Krone :?:
    ...ein Fantasie-Wappen :?:

  • Ja, einfach scheint nichts im Zusammenhang mit baltischem Adel zu sein :( aber das macht es ja auch spannend (zumindest für mich).


    Das Wappen stammt von einem Foto eines Zigarettenetuis (leider halt in s/w.), eine eventuell vorhandene farbige Abbildung suche ich schon seit einiger Zeit in der Familie meiner Frau.



    Das Wappen scheint eine Emaillearbeit zu sein, die in der Ausschnittvergrößerung ziemlich "schwammig" aussieht.


    Was mich dann doch von der Idee eines Fantasie-Wappens abrücken liess, war die abgebildete Krone, die mich stark an eine baltische Baronskrone erinnert (wenn auch in schlechter Ausführung)


    Hier aus der wikipedia eine Abbildung der baltischen Baronskrone.


    baltische_Baronskrone_wikipedia.jpg



    Und die Punkte "baltisch" und "Baronskrone" würden zumindest auf die Familie passen.....


    Gruß & vielen Dank fürs "Mitgrübeln"
    Alexander

  • Hallo Alexander,
    diese Krone ist eine allgemeine Adelskrone, auch Laubkorne genannt. Abwechselnd ein Blattzinken und ein Perlenzinken. Normalerweise sitzt die aber bei Adeligen auf dem Helm. In Verbindung mit Hermelin ist sie allerdings eher als sehr merkwürdig zu bezeichnen. Hermelin wurde gerne in der französischen Heraldik verwendet. Passend dazu wären dann auch der fehlende Helm und Kleinod.
    Den Namen würde ich übrigens auch viel eher Richtung Niederlande/Belgien, als ins Baltikum zuordnen.
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    danke für die Aufklärung über die Krone, da sehe ich dann mal wieder, dass wikipedia sicher nicht die ultimative Informationsquelle ist....
    Der Gedanke wegen der Krone / des Hermelin an eine mögliche französische Herkunft ist vielleicht nicht übel....es gibt eine "Familiengeschichte" nach der der Ursprung der Familie in Frankreich liegen soll.
    Alle nachvollziehbaren Fakten bringen mich jedoch nur zu Geburtsdaten bis 1849 in St. Petersburg... leider nichts vor dieser Zeit.


    Eine Sekundärquelle im russischen Internet beschreibt die Famile als baltischen Ursprungs (was natürlich nicht richtig sein muss). Die mir bekannte Familenmitglieder dienten alle als Militärs.....in Russland und Deutschland. Vielleicht liege ich mit der baltischen Herkunft falsch und habe mir aus der räumlichen Nähe, den Berufen und der russischen Quelle ein falsches Bild gemacht ?


    Dann werde ich mich einfach mal ein wenig Richtung Frankreich/Holland umschauen.


    Vielen Dank & Grüße
    Alexander

  • Hallo Alexander,


    das Problem ist nur, dass es diese Krone in der französischen Heraldik nicht gibt, nur in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und Schweden.


    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Wappen mit diesen Insignien (Hermelin mit Krone) so verliehen worden sein soll. Das sieht sehr unheraldisch, "gewollt" und etwas größenwahnsinnig aus ;). Hermelin wird in der Heraldik stilisiert dargestellt. Bei dem Wappen ist mir nicht ganz klar, wie das Gebilde dort blasoniert werden sollte "Hermelinberg mit aufgesetzter allgemeiner Adelskorne"? Hier wurde auch ohne Not Farbe an Farbe gesetzt. Das gibt es zwar in Ausnahmefällen auch mal, ist aber unheraldisch.


    Ich sehe das eigentlich auch so wie Claus Billet, dass es möglicherweise ein Fantasie-Wappen sein könnte.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    hmmm, nicht das wir uns vielleicht falsch verstehen, ich will da nichts "erzwingen" oder mit Gewalt beweisen, mir ist das Wappen nur einfach in die Hände gefallen und im Rahmen meiner Ahnenforschung will ich eigentlich nur klären, ob es einen realen Hintergrund (wenn ja, welchen) es für das gute Stück gibt, oder ob da wirklich einfach nur "Größenwahn" vorlag. Ich kann gut damit leben, wenn sich herausstellt, dass es einfach nur ein "nettes Bild" wäre :-)
    Als ich die ersten "Famiiengeschichten" hörte, habe ich nur mit dem Kopf geschüttelt und gegrinst, aus meiner Sicht glaubhaft/vorstellbar war da vieles eher nicht. Nach jetzt ca. 3 Jahren Ahnenforschung wird jedoch vieles bestätigt (wenn auch manchmal "eine Nummer kleiner"). Wenn am Ende dieses Teilstücks steht, dass das Wappen halt eine "Fantasieschöpfung" ist, dann kann ich zumindest diesen Teil abschliessen und zumindest über den "Schöpfer" lächeln.


    Vielen Dank für Deine freundlichen Bemühungen !


    Viele Grüße
    Alexander

  • Hallo Alexander,
    ich habe Dich durchaus richtig verstanden. Mindestens einen Baron von Hoyer-Boot findet man ja auch in Veröffentlichungen des 20. Jh. Die Frage ist nur, ob Wappen und Familie zusammenpassen, wo sie in den Adelsstand erhoben wurden und später den Titel Baron erhielten. In Deutschland sicher nicht, denn dann würde es nicht Baron, sondern Freiherr sein. Wiederum führte der Adel anderer Ländern nicht das "von" im Namen, es sei denn, es war bereits durch eine deutsche Nobilitierung, vorhanden. Allerdings ist diese nirgends in den Nachschlagewerken verzeichnet. Merkwürdig auch, dass sie einen Doppelnamen mit Bindestrich führten und dass man nur in Russland und moderneren Veröffentlichungen auf den Namen stößt. Condé und Rennegarten sind dagegen durchaus bekannt, dagegen ist der Dreifachname Conde-Markwot-Renngarten überall eher unüblich und auch nicht in der Literatur zu finden.
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    ja, alle in modernen Zeiten im Internet zu findenden v. H-B. sind tatsächlich mir bekannte Familienangehörige meiner Frau. Im russischen Internet findet sich nur die eine Quelle: http://www.memorial.krsk.ru/memuar/sokolov/10.htm


    Die Kombination v. Conde-Markwot-Rengarten ist wohl eine Russifizierung für Conde-Marquard-Ren(n)garten, Ursprung angebl. Wilna.
    Quelle: http://translate.google.de/tra…&sl=be&tl=de&hl=&ie=UTF-8


    Auch hier ein Ansatz: http://www.google.com/search?h…=f&aqi=&aql=&oq=&gs_rfai=


    Auch im heutigen russischen Internet finden sich noch lebende Personen (ich versuche da gerade Kontakte zu knüpfen).


    Ich kann mich ja auch noch ein wenig an den Conde-Markwot-Rengarten oder Renngarten frustrieren :-)


    Ich komme wieder zu meinem Lieblingsmotto: Genealogische Forschung ist wie ein Puzzle, nur sind manchmal alle Teile himmelblau .....


    Viele Grüße
    Alexander

  • Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Wappen mit diesen Insignien (Hermelin mit Krone) so verliehen worden sein soll. Das sieht sehr unheraldisch, "gewollt" und etwas größenwahnsinnig aus ;).


    Koennte sich ja genau deshalb auch um ein russisches Wappen handeln... :P :rolleyes:



    Viele Gruesse
    Johannes

  • Lieber Johannes,
    wo Du recht hast, hast Du recht. Die russischen Wappen sind wirklich etwas hochtrabend.
    Ich habe übrigens mittlerweile eine ganz heiße Spur, muss da aber noch einiges sondieren und schauen, was da alles wirklich zusammenpasst und was nicht. Dabei habe ich eine fast nebensächliche Bemerkung gefunden, dass es sich um eine russifizierte französische Familie handelt. Bin mir aber nicht sicher, ob das nur eine Vermutung war aufgrund einiger Indizien, von denen ich noch nicht ganz überzeugt bin.
    Wenn ich ein wenig "Ordnung" reingebracht habe, werfe ich ein paar Steinchen ins Spiel ;) .
    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina,


    na, da hast Du mich jetzt aber doch SEHR neugierig gemacht ! ;(
    Ich denke (für mich zumindest), dass sich das "französische" Element auf die Eheschliessung mit einer Markwot-Conde-Ren(n)garten "eindampfen" lässt :)


    Der Name Conde taucht im russischen Internet mit einer "schönen & blumigen" Geschichte auf:


    http://www.vokrugsveta.ru/telegraph/history/148/


    Viele Grüße
    Alexander

  • Hallo Alexander,


    der Artikel ist wirklich sehr interessant und zeigt sehr anschaulich auf, wie man in Russland zu wohlklingenden "Namen" kam und das geht sogar heute noch oder besser gesagt wieder. Und genau das ist die Schwierigkeit, wenn man dort eine adelige Genealogie verfolgen möchte. Dieses Namenswirrwar gab es auch in anderen Ländern. Ich kann ein Lied davon singen :).


    Ich habe mal geschaut, was man noch alles zu den Hoyer-Boot findet. Baron und Boot scheinen erst im 20. Jh., scheinbar sogar erst im Exil zum Namen dazu gekommen zu sein und zwar bei Lev Viktorovich von Hoyer, dem Finanzminister. Das bedeutet aber nicht, dass der Name unbedingt durch ein besonderes Ereignis dazu kam, sondern dass er durchaus auch früher schon existierte. In der Regel ist es so, dass der letzte Name in der Namenskette der eigentliche Familienname war, alle vorgesetzten Namen auf Abstammungen hinweisen, in der Regel aus weiblichen Linien, die aber druchaus schon etliche Generationen zurück liegen kann. Aber wie so oft gibt es keine Regel ohne Ausnahme und deshalb ist es eben nicht ganz sicher, ob die Familie nun in männlicher Linie in Wirklichkeit Boot heiß. Die Vorfahren von Lev Viktorovich von Hoyer benannten sich durchweg nur von Hoyer, was aber wie im Fall Conde in dem Artrikel auch anschaulich beschrieben, leider immer noch nichts aussagt ;) .


    Die Familie selbst war auf jeden Fall im Russischen Adel immatrikuliert. Das ist aber leider nur eine kleine Notiz aus dem Text es Weißrussischen Adelsverbandes, ohne weitere Angaben. Fündig könnte man durchaus im Nationalen Historischen Archiv in St. Petersburg werden, nur leider ist es seit einigen Jahren geschlossen und es steht in den Sternen, ob und wann da jemals die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen werden, es wieder zu öffnen :( .


    Ich habe mal ein paar wage genealogische Verbindungen zusammengestellt, was man alles an Hinweisen auf die von Hoyer in Russland findet. Der Vater von Lev Viktorovich müsste mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Viktor Alexandrovich von Hoyer gewesen sein, dessen Geschwister waren Sofia Alexandrovna, geb. 1842 und der Generalmajor Vladimir Alexandrovich. Die Großeltern dann Alexander Nikolajevich und Nadjeshda Filizianovna von Hoyer, eine sehr wohlhabende Familie. Da scheinen allerdings die Spuren zu enden. Sie gehörten aber, so denke ich, recht unzweifelhaft alle der selben Familie an.


    Betrachtet man das Wappen mit "russischen Augen", so gebe ich Johannes wirklich recht. Russisch kann es in der Tat sein, ob verliehen oder selbst angenommen, ist eine andere Frage. Die Laubkrone wurde dort allen Anschein nach auch verwendet, denn auch der Weißrussische Adelsverband verwendet sie in seinem Logo. Als russisches Wappen würde es aber auch darauf hindeuten, dass die Familie kein altes Familienwappen aus männlicher Linie mitbrachte und dass das dann auch eine Erklärung wäre, warum es nicht, zumindest nicht unter dem Namen Hoyer in der Wappenliteratur auffindbar ist.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Die Krone auf dem "Hermelinberg" koennte allerdings auch eine Wappenvermehrung innerhalb eines aelteren Wappens sein... naja, die russische Heraldik war gerne etwas "over the top".


    Ich habe gehoert, dass leider auch das Staatsarchiv Moskau, in dem man bisher- ueber eine professionelle Firma- recherchieren lassen konnte, wegen "Umbaumassnahmen" fuer einige Jahre geschlossen worden ist. Diese Option, sprich die Akten des alten russischen Heroldsamts, faellt inzwischen also auch weg. :S