Wappenfantasie oder Petschaft...oder, oder?

  • Wieder eine Bitte an unsere Experten!


    Momentan bin ich in der glücklichen Lage einige Briefe und Dokumente auswerten zu können, die bei Familienangehörigen gefunden wurden.


    Aus einem Brief der 40ziger Jahre des vergangenen Jahrhdt. gibt es folgende Passage:


    In einer alten schweren Holztruhe ist später ein von Cordt Joachim CORDUAN eigenhändig geschriebener Brief gefunden worden, den er mit dem "Familienwappen" geschmückt hat.


    Das "Wappen" besteht aus einer kreisrunden Platte, in der sich ein Herz befindet. Am rechten Rand der Platte sieht man einen alten Landsknechthelm mit Federschweif,am linken Rand drei weiße Rosen und einen Amor mit Pfeil und Bogen.


    UFF....inzwischen erkenne ich auch als Laie, was eine Fantasie ist! Was aber könnte gemeint sein, mit dieser (auch laienhaften) Beschreibung der gefundenen Abbildung??


    Bei KREISRUND fällt mir eigentlich nur eine Petschaft ein. Was aber sollen die anderen, beschriebenen "Zutaten"?


    Es gibt bereits zwei unterschiedliche (eingetragene) bürgerliche Wappen der Familien CORDUA.


    Das Herz spielt eine Rolle mit der ersten Silbe des Namens (COR)


    Leider habe ich keine Abbildung, sondern nur die Beschreibung! Als WAS???? kann ich die Abbildung deuten?


    :?: :?: :?: Seerose

  • Als WAS???? kann ich die Abbildung deuten?


    Hallo Seerose,


    ich würde eher denken, dass dort ein Fantasieprodukt gezeichnet wurde. Selbst mit viel Laienhaftigkeit in der Beschreibung sollte da schon noch etwas ähnliches, wie ein Wappen bei rauskommen. Möglicherweise hat er das Schild kreisrund gezeichnet, was eher asiatisch denn heraldisch wäre. Im Schilde ist dann alles zu finden, was der Platz so hergibt: Herz, Rosen, Armor mit Pfeil und Helm mit Federn, wobei ich mir eher vorstellen könnte, dass letzterer nicht am rechten Rand, sondern obendrauf dargestellt wäre. Aber ein Landsknechthelm sieht auch um einiges anders aus, als ein Stechhelm, der da eigentlich obendrauf zu finden sein sollte. Da er schreibt, dass er den Brief mit dem Wappen geschmückt hat, ist eher davon auszugehen, dass er das gezeichnet und nicht gesiegelt hat. Aber selbst ein Siegel müsste noch gewisse Ähnlichkeit mit einem Wappen haben.


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • VIELEN DANK HINA


    Damit bestätigst du meine Annahme es handle sich um ein Fantasieprodukt, was aber bereits ziemlich eindeutig war. Ich verstehe nur "aus heutiger Sicht" nicht, weshalb ein derartiger Aufwand mit der "Ausschmückung" eines Briefes betrieben wurde.


    Ob nun Siegel oder Zeichnung, es ist in jedem Falle ein beträchtlicher Aufwand.


    Nun, vielleicht wollte man den Nachfahren etwas "Hübsches" hinterlassen :D


    Viele Grüße von Seerose :)

  • Hallo Seerose,


    vielleicht eine sehr provokative These: Gab es den Brief tatsächlich?


    Die Erfahrung zeigt, dass nicht nur Laien, sondern durchaus auch früher anerkannten Historiker "Beweismittel" schlicht und einfach erfanden, um eine Familiengeschichte hübsch auszuschmücken. Dafür gibt es schöne Beispiele, in der sogar Nobilitierungen und Wappenverleihungen erfunden und in Büchern abgedruckt wurden. Auch in meiner Genealogie existiert eine Herkunftsgeschichte, die sich hartnäckig hält und bis heute auch in modernen Lexika so veröffentlicht wird. Einer schreibt ungeprüft vom anderen ab. Geht man aber der Sache gründlich nach, kommt man schnell darauf, dass jemandem da einfach nur die Fantasie durchgegangen ist.


    Das soll natürlich keine Anschuldigung auf Verdacht sein, sondern einfach nur ein Denkanstoß, dass es oft mehr als nur eine Möglichkeit gibt, wie soetwas zustande gekommen sein könnte ;).


    Viele Grüße
    Hina

    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

  • Hallo Hina


    So provokativ ist deine These nicht! Ich kenne noch etliche "Geschichten" :D


    Ob der Brief welcher mir vorliegt authentisch ist, oder bereits zum Xten Male abgeschrieben und ausgeschmückt wurde, kann ich überhaupt nicht prüfen!


    Nach Möglichkeit versuche ich den Spuren nachzugehen! Wenn etwas zweifelhaft ist, dann setze ich viele Fragezeichen. Oft bleiben diese Fragezeichen bestehen, weil viele Begebenheiten einfach nicht mehr zu klären sind!


    Also.....keine Bange, ich fühle mich NICHT provoziert! Eher bin ich amüsiert über die "stille Post" welche mitunter über mehrere Generationen gespielt wird! Ich glaube, da hätten hier VIELE ein Beispiel parat ;)


    Viele Grüße von Seerose :)

  • Hallo Seerose


    Es hängt vielleicht auch ein bisschen davon ab, wann dein Cordt Joachim Corduan gelebt hat und was er war? Wenn er ein gebildeter Mann war, im Barock oder etwas später, könnte es sich auch um ein Emblem handeln. Später hätten Unwissende das dann fälschlich als "Familienwappen" deuten können.
    Die kreisrunde Form und und der symblisch stark aufgeladene Inhalt sprächen für ein Emblem, auch der ganze Herzkult wäre typisch fürs Barock. Ein Emblem war immer ein ganz persönliches Zeichen. Das berühmteste ist vielleicht das Emblem des Sonnenkönigs, Ludwig XIV.: eben eine Sonne :)


    Viele Grüße
    Johannes

  • Vielen Dank Johannes, für diesen Beitrag! Leider komme ich erst heute dazu, darauf zu reagieren!


    Ich war auf Reisen!


    Bei meinen Vorfahren handelt es sich in diesem Fall um nicht ganz unbedeutende Personen. Vielleicht hast du Recht mit deiner These.


    Viele Grüße von Seerose :)