Krankenbuchlager: Identifizierung der Einheit

  • Hallo miteinander,


    vor einigen Jahren habe ich bei der WASt eine Anfrage nach meinem Urgroßvater Peter Paul Podsadni gestellt, der nach der Familienüberlieferung im 1. WK gefallen sein soll. Die WASt teilte mir seinerzeit mit, dass dort keine Unterlagen vorhanden seien und mein Antrag an das Krankenbuchlager weitergereicht worden sei, das damals noch Auskünfte an Privatpersonen erteilte. Von dort erhielt ich dann auch tatsächlich eine Bescheinigung über den Lazarettaufenthalt meines Vorfahren, aus der sich folgendes ergibt:


    "Diensteintritt: 23.08.1914
    17.11.1917 als Kan. 3. Landst. Batt. Fußart. Batl., 5. A.K. in das Feldlazarett 88 Pinsk (Angabe der Verwundung)
    13.12.1917 verlegt in das Kriegslaz. A, Abt. 52 Kobryn,
    15.12.1917 in die Leicht-Krankenabt., -Entlassung aus der Behandlung ist nicht angegeben-"


    Als nicht militärisch Vorgebildeter habe ich die Einheit als die "3. Landsturm-Batterie Fußartilleriebataillon, 5. Armeekorps" übersetzt- liege ich damit richtig? Kann mir jemand weitere Informationen über diese Einheit geben und vielleicht einen Tipp, wie ich möglicherweise an Informationen über das weitere Schicksal meines Vorfahren kommen könnte? Die einschlägigen Seiten (Volksbund, denkmalprojekt.org, Polnische Kriegsgräber usw.) habe ich schon konsuliert, leider ohne Erfolg.
    Peter Paul Podsadni wurde am 8.7.1888 in Friesacker Zootzen, Kreis Westhavelland geboren, wohnte aber 1914 in der Stadt Deutsch Krone im gleichnamigen Kreis.
    Vielen Dank schon mal für alle hilfreichen Informationen.


    Gruß Marcus Posadny

  • Hallo Marcus!
    Mit der Einheit hast Du recht. Es handelt sich um die 3.Batterie/Landsturm-Fußartillerie-Bataillon des V.Armeekorps.
    Leider gibt es über diese Einheiten kaum Informationen.
    Die Einheit wurde vom Fußart.Rgt.Nr.5 (Posen) aufgestellt.
    Diese Einheiten waren auch nicht mit Geschützen ausgestattet, sondern dienten meistens als Armierungs-Truppe.
    Seltsamerweise war das V.AK an der Westfront. Die von Dir genannten Orte der Lazerette lassen aber auf Ostfront schließen.
    Es kann natürlich auch sein, daß das Bataillon in Posen aufgestellt wurde und dann unter ein anderes Kommando an der Ostfront war.
    Wie gesagt, darüber gibt es wirklich wenig Informationen

  • Hallo Andreas,


    na das sind doch immerhin schon ein paar gute Informationen - vielen Dank! Tatsächlich klingt alles in den Krankenbuchinformationen nach Ostfront. Wer weiß, wie es ihn dorthin verschlagen hat. Vielleicht gibt es ja noch den einen oder anderen Hinweis, aber die Quellenlage scheint ja, wie du schreibst, leider nicht allzu ergiebig zu sein...


    Gruß Marcus

  • Ja, das wird schwer...
    Ich habe noch etwas zu den Lazaretten:
    Feldlazarett 88 war das 6. Lazarett des IX.AK und gehörte zur 20.Landwehr-Division. Diese Division war ursprünglich an der Westfront, kam aber zw. dem 28.11.17 und dem 5.12.17 an die Ostfront! Pinsk/Ukraien stimmt auch. Vergleiche aber bitte mal die Daten! Am 17.11.17 war die Division südwest. von Cambrai!
    Die Daten aus dem Krankenbuchlager scheinen also nicht ganz korrekt zu sein. Außérdem würde das bedeuten, daß er als Verwundeter mit an die Ostfront gebracht wurde! Das heißt, er war wohl ein Leichtverwundeter. Schwerere Verletzung wären auf der Reise von West nach Ost im Reich gelassen worden.
    Über ein Kriegslazarett A habe ich keine Informationen. Kriegslazarett-Direktionen und Abteilungen waren mit arabischen Ziffern betitelt und nicht mit Buchstaben.
    Was ist ein Kriegslazarett?
    Sie wurden von den Kriegslazarett-Abteilungen der Etappe aufgestellt. Der Unterschied zw. einem Feld- und einem Kriegslazarett war folgender (in Kurzform):
    Verwundete kamen zum Hauptverbandplatz der Division oder zum Truppenverbandplatz. Die marschfähigen kamen zur Leichtkranken-Sammelstelle, die nicht marschfähigen in ein Feldlazarett. Die Leichtverwundeten kamen dann in eine Leichtkranken-Abteilung des Etapengebiets. Bei den Schwerverwundeten gab es eine Trennung zw. transportfähige und nicht-transportfähige. Die nicht-transportfähigen kamen ins Feldlazarett, die transportfähigen kamen in Reservelazarette in die Heimat. Bei Vormarsch der Divisionen wurden die Feldlazarette durch Kriegslazarette der Kriegslazarett-Abteilungen abgelöst. Diese wurden weit rückwärts hinter der Front eingesetzt.

  • Danke für diese Zusatzinfos. Ich würde dann also vermuten, dass er zunächst an der Westfront eingesetzt war, dort in das Feldlazarett eingeliefert wurde und dann - zusammen mit diesem - an die Ostfront verlegt wurde und in den Krankenunterlagen dann nur der neue Standort, eben Pinsk, auftaucht. Wäre das so denkbar? Die Verletzung scheint tatsächlich nicht allzu schwer gewesen zu sein, laut Bescheinigung war es eine "Eiterung des linken Schienenbeins", transportfähig war er also bestimmt. Dass die Angaben vom Krankenbuchlager nicht hundertprozentig stimmen, ist sicher auch denkbar. Ich habe leider keine Kopie erhalten, sondern es wurde ein Auszug gefertigt, und da kann es natürlich sein, dass man sich vertippt hat oder die wahrscheinlich handschriftlichen Unterlagen "interpretiert" werden mußte.


    Gruß Marcus

  • Hallo Marcus!
    Ja, das denke ich auch. Es hieß ja wirklich, daß Leichtverwundete mit "auf den Marsch" genommen wurden.
    Den Aussagen des Krankenbuchlagers kann man nicht unbedingt zu 100% vertrauen. Ist ja auch schon eine Zeit her...

  • Richtig. Selbstverständlich gab es bewaffnete Ldst-Fußart., die bildeten sich aber ab 1915 aus den mit einer 200er Nummer benannten Fußartillerie-Bataillions-Stäben. (Diese Ldst.Btl. trugen dann zweistellige oder auch 200er Nummern)
    In Deinem Fall handelt es sich um ein sogenanntes "Mobiles Landsturm-Fußartillerie-Bataillon.". Diese wurden römisch bezeichnet.
    Es gab:
    2.8.1914: I-XV ; XVII-XX ; b.I-II ; 1.und 2. b.III
    5.2.1915: VIII
    2.11.1916: VII
    Die meisten dieser Einheiten wurden wieder aufgelöst. Bestehen blieben bei Kriegsende: I ; VIII ; XI-XIII ; XVII und XIX mit insgesamt 33 Batterien.
    Es kann natürlich sein, daß auch diese im Laufe des Krieges bewaffnet wurden ; die Armierungssache galt auf jeden Fall bei Kriegsausbruch.
    In der Gliederung der schweren Artillerie vom Kriegsbeginn wurde sie auf jeden Fall als unbewaffnet geführt, und in der Gliederung von Okt.18 sind sie nicht mehr aufgeführt.
    Über die Zwischenzeit ist mir leider nichts bekannt.
    Das V.Btl. unterstand übrigens zuerst der 10.Armee, dann der Armee-Abtl. Gronau und zum Schluß der Heeresgruppe Linsingen.

  • Hallo Andreas,


    danke für Deine fundierte Ausführung. Ich habe halt von den Württembergern ein paar Angaben, die bei einer Umgliederung nur Sinn machen, wenn diese Batterien auch über das entsprechende Gerät verfügt hätten (also rein spekulativ). Ich denke jedoch, daß dies für die eigentliche Frage von Marcus eher nebensächlich ist.


    Reinhard

    Zitat

    Das Württembergische Fußartillerie Regiment 13 wurde Ende 1917 aufgestellt. Es umfaßte vier Bataillone mit 12 Batterien, wobei statt einer 7. eine 13. Batterie eingerichtet wurde. Das I. und das II. Bataillon kamen vom Württembergischen Landwehr Fußartillerie Bataillon 13. Das III. Bataillon war zuvor das III./ Hohenzollernsches Fußartillerie Regiment 13, das mit der 1./ Württembergisches Landsturm Fußartillerie Bataillon XIII. Armeekorps verstärkt wurde. Das IV. Bataillon war vorher als IV. Württembergisches Bataillon ebenfalls dem Hohenzollernschen Fußartillerie Regiement 13 unterstellt.
    Das Fußartillerie Regiment wurde 1918 in den Kämpfen in Frankreich eingesetzt. Im November 1918 erfolgte der Rücktransport nach Ulm, wo im Januar 1919 mit der Demobilisierung begonnen wurde.


    Quelle

  • Hallo Reinhard!
    Ich bin jetzt ein wenig verwirrt. Das Fußart.Rgt.13 erst 1917 aufgestellt?
    Das Hohenzollernsche Fußart.Rgt.13 war bereits bei der Mobilmachung vorhanden. Es unterstand dem XV.AK und kam aus Ulm und Breisach.
    1914 bestand das I.Btl. aus der schweren Feldhaubitze 02 (und gehörte zum XIII.AK) und das II.Btl. bildete mit einer Parkkompanie die Festungsbesatzung Neu-Breisach.
    Zu Kriegsende waren bei dem Regiment folgende Bewaffnungen zu sehen:
    I.Btl.: langer Mörser 21cm (1. und 2.Btr.) und 15cm Kanone 16 von krupp (3.Btr.)
    II.Btl.: langer Mörser 21cm (4. und 5.Btr.) und 15cm Kanone 16 von krupp (6.Btr.)
    III.Btl.: 10cm Kanone 14 (8.Btr.), und schwere Feldhaubitze 02 (8. und 9.Btr.)
    IV.Btl.: schwere Feldhaubitze 02 (11. und 12.Btr.) und 10cm Knaone 14 (13.Btr.)
    Das Regiment stellte außerdem u.a. auf:Res.Fußart.Rgt.13, Landwehr-Btl.13, 1. und 2.Ers.Btl.13 und den Art.Ldst. des XII.AK
    Das Regiment war, wie üblich, nicht als Regiment, sondern die einzelnen Bataillone auf Großverbände verteilt.
    1918 war die Verteilung folgend:
    Stab und I.Btl.: 1.Armee
    II.Btl.: 1.Armee
    III.Btl.: 242.Inf.Div.
    IV.Btl.: 27.Inf.Div.
    Das III.Btl. wurde am 22.7.15 aufgestellt und das IV.Btl. am 28.8.16