Vormundschaftsakten um 1850

  • Hallo miteinander,


    ich habe bei meiner Suche eine Vorfahrin deren Eltern 1850 an Cholera im mecklenburgischen Gielow sterben. Im Kirchenbuch findet sich eine große Anzahl Opfer dieser Seuche. Nun ist meine Vorfahrin gerade ein paar Monate alt als ihre Eltern und die meisten Geschwister sterben. Sie selbst taucht dann mit ihrer Hochzeit 1874 in Gollnow, Kreis Naugard wieder auf. Mich würde interessieren ob es hier Vormundschaftsakten oder Fürsorgeunterlagen in den tiefen eines Archives gibt oder ob jemand eine Idee hat wie ich hier mehr erfahren könnte und etwas Licht in die Jahre bringen könnte.



    Gruß aus Berlin


    Matthias

  • Hallo Matthias,


    das wird sehr schwer. Mit Sicherheit sind in diesem Fall Vormundschaftsakten geführt worden. Darauf wurde in Mecklenburg streng geachtet. Aber wo sind sie abgelegt/ archiviert? Sie wurden unter dem Namen des Mündels geführt. Alle zwei Jahre wurde ein Curatellbericht gefertig. Konnte der Vormund nicht schreiben wurde er zur Niederschrift vorgeladen. Im LHA habe ich einen derartigen Bestand noch nicht gefunden. Gegenwärtig arbeitet man an der Aufarbeitung des Bestandes der Justizkanzleien. Das ist aber noch sehr unvollständig und bisher habe ich nur Ehescheidungen, Beleidigungen gefunden. Aussichtsreich wäre der Bestand der Domanialamtsakten. Darin habe ich schon Erbschaftsauseinandersetzungen gefunden. Dieser Bestand ist nach den Ämtern und Gemeinden sortiert. Leider sind die Akten nicht sehr übersichtlich.


    In eigener Sache hatte ich ein Problem mit verbrannten Kirchenbüchern. Bei der Suche in den Domanialakten habe ich alles gefunden. Nicht nur Daten zu den Vorfahren, auch Lebensumstände, Nachlässe, Nachbarschaftssteit, Unfälle, Schuldenerlasse, Versteigerungen des Erbes und viel Lustiges.


    Der Haken ist, viel Zeit und halbwegs sicherer Umgang mit der alten Schrift. Es kann Tage dauern aber ich habe immer etwas gefunden.


    Einen lupenreinen Vormundschaftsaktenbestand kenne ich nur im Stadtarchiv Schwerin. Dort sind leider nur Schweriner Bürger bzw. aus Umlandgemeinden erfasst.



    Viele Grüße Lupus

    Nicht Gold hat die Welt verändert, es war das Blei.
    Nicht das Blei aus der Flinte, eher das Blei aus dem Setzkasten (Willi)

  • Hallo Lupus,


    immerhin schon einmal ein Ansatz. Ich muß nur heraus bekommen ob es Akten gibt und wo diese für Gielow dann liegen.
    Eigentlich traurig das wir bis heute nicht in der Lage sind von amtlicher Seite den Archiven genügend Mittel zur Verfügung zu stellen um diese ihre Bestände zu erschließen.


    Vielen Dank für Deine Tipps


    Matthias

  • Hallo Matthias,



    im LHA Schwerin würde ich zuerst suchen. Den Bestand "Justizkanzleien" kannst du nur im Lesesaal am Tresen erfragen.


    Ein Findbuch existiert noch nicht. Die Damen suchen auf dem internen PC. Solltest du fündig werden kann es mehrere Tage dauern bis die Akte vorliegt. Die Domanialakten sind in wenigen Stunden verfügbar. Zu einer Gemeinde liegen mehrere Akten vor. Sie sind nach Themen gegliedert wie, "Bausachen" oder "Allgemeines". Oftmals ist der Zeitraum eingegrenzt z.B. "1740 bis 1820" oder 1820 bis 1870. Dann ist Ausdauer gefragt.



    Wenn du schon einmal im Magazin eines größeren Archivs warst, hast du manchmal Verständnis für deren Probleme. Dort ist noch Arbeit für 100 Jahre, bei der gegenwärtigen personellen Austattung noch für 250 Jahre. Soviel zu unserem Kulturgut.


    Ich habe zwar alles vor der Haustür, zunächst muss ich meine "Altschulden" bei einigen Forenmitgliedern "abarbeiten" ?( .


    Zum Glück konnte ich einigen Foris schon weiterhelfen.



    Viele Grüße Lupus

    Nicht Gold hat die Welt verändert, es war das Blei.
    Nicht das Blei aus der Flinte, eher das Blei aus dem Setzkasten (Willi)

  • Hallo Matthias


    Wenn die Eltern deiner Vorfahrin gestorben sind gab es sicher eine Erbschaft für das unmündige Kind.


    Hier war immer ein Vormund nötig !


    Schau also auch mal In die Erbschafts-Akten . Vieleicht findest du dort etwas.


    Ein Tipp von didirich

  • Hallo Lupus,


    es war auch nicht als Auftrag gemeint. Ich hatte vor irgendwann mal wegen Akten aus Parchim nach Schwerin zu fahren. Ich schiebe das schon eine Weile vor mir her. Nun habe ich einen Grund mehr da mal vorbei zu schauen. Nur Rentner bin ich noch nicht, das dauert noch Jahrzehnte, deshalb mu0 ich mir die Zeit etwas einteilen.


    Zum Thema Kulturgut weiß ich schon was in so einem Archiv ist, ich finde es nur traurig, gerade von kleineren Archiven zu hören das man eventuell noch Archivarien hat, diese aber noch ungesichtet sind. Parchim war ein Beispiel wo man nicht genau wußte ob nicht noch etwas zu finden ist. Das liegt nicht am Unwillen der Archivmitarbeiter sondern an der mangelnden finanziellen Ausstattung.
    Selbst Städte wie Leipzig haben noch jede Menge unerschlossene Akten. Das wird sich mit Sicherheit auch so schnell nicht ändern, leider.
    Genug gemeckert, ich werde mal sehen wann ich was aus Deinen Hinweisen mache.


    Danke Matthias