Lausitzer Rundschau vom 16.07.2011

  • Auf diesen Gedenkstein hatte ich vor einiger Zeit im Regional Westfalen hingewiesen.


    Nun müssen die unter dem Namen Westfaen rekrutierten Soldaten nicht unbedingt Westfalen gewesen sein. Deswegen auch noch einmal hier, nachdem jetzt ein umfangreicher Artikel in der "Lausitzer Rundschau" veröffentlicht wurde .



    Deserteure schaufeln sich ihr Grab


    Sielow Im Wald bei Sielow ragt einsam ein Denkmal zwischen den Bäumen hervor. Der verwitterte Stein steht dort für eine traurige Kriegsgeschichte: Fünf junge Deserteure fanden hier im napoleonischen Befreiungskrieg 1813 den Tod. Ihr Grab mussten sie sich selber schaufeln.





    16.07.2011






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    Gekämpft, geflohen, gestorben: Das Denkmal für die erschossenen Soldaten bei Welzow.Foto: Heinz Petzold/rpt1 Foto: Heinz Petzold/rpt1


    ,,Wo rechter Hand die Heide beginnt, geht ein Fahrweg in die Heide. Eingezäunt von einem Drahtgitter und hinter einem eisernen Kreuz auf granitenem Sockel zeigen sich die Gräber.''


    So verweist der Cottbuser Gastwirtsverein in seinem Werbebüchlein ,,Cottbus und Umgebung'' von 1910 auf das Denkmal der fünf Erschossenen bei Sielow. Zu dieser Zeit schallten noch die Pfiffe und das Läuten der vorbeifahrenden ,,Bimmelguste'' auf ihrer Fahrt nach Burg entlang der Sielower Landstraße durch den Kiefernwald. Das Westfalendenkmal am Fehrower Weg wurde am 16. Juli 1845 – 32 Jahre nach der standesrechtlichen Erschießung von den fünf Deserteuren – vor den Grabhügeln als Steinblock mit einem aufgesetzten gußeisernen Kreuz errichtet. Das Kreuz trägt die Inschrift ,,Ruhestätte der unter französischer Herrschaft am 16. Juli 1813 hier erschossenen Krieger aus Westfalen''.


    Der Tod kommt um 3 Uhr früh


    Die Männer starben im Zuge der Napoleonischen Befreiuungskriege, bevor eine Begnadigung durch einen französischen Marschall sie rechtzeitig erreichen konnte. Ihr Leben endete am frühen Morgen des 16. Juli 1813, vor nahezu 200 Jahren, dem Jahr der Befreiung vom Napoleonischen Despotismus. Um 3 Uhr früh auf der Hütung an der Sielower Schäferei wurden die desertierten westfälischen Husaren erschossen.


    Es waren die Wochen nach der Schlacht von Großgörschen, als 70 000 verbündete Preußen und Russen gegen 12 000 Franzosen fochten und der Neuerer des preußischen Heeres, Gerhard von Scharnhorst, seiner Verwundung erlag. Im Zuge des napoleonischen Waffenstillstands besetzte die überwiegend aus Westfalen bestehende Brigade des Generals Wolf, die zur Rheinarmee gehörte, den noch sächsischen Kreis Cottbus. Die Nähe der preußischen Truppen im etwa 50 Kilometer entfernten Beeskow war offensichtlich verlockend. Es desertierten scharenweise Westfalen.


    Leichtsinnige Rast auf der Flucht




    Das veranlasste den französischen General Beaumont schließlich dazu, ein abschreckendes Exempel zu setzen: Das Schicksal traf Flüchtlinge, die sich in der Nacht zum 13. Juli vom Dissenchener Pferdehirt über die Spree und Malxe bei Fehrow aufmachten, ,,sich in der Gegend von Mochow sicher fühlten und auf einer Lichtung leichtsinnig rasteten'', heißt es im Büchlein ,,Cottbus und Umgebung''. Eine französische Truppe machte die Soldaten der leichten Kavallerie, Karl Mocke und Heinrich Menke, und die Husaren Franz Kersick, Johann Westphal und Andreas Bremer dingfest und lieferte sie am Abend in Braunschweig aus.


    ,,Vor dem Kriegsgericht wurden sie zum Tode durch Erschiessen mit vorherigem Schaufeln des eigenen Grabes verurteilt'', heißt es in der historischen Schrift weiter. Der Strafe war den Befehlshabern damit aber nicht genug getan: Sie verlangten, dass mehr als 1000 Einwohner der Erschießung beiwohnen sollten, beschreibt die Schrift des Cottbuser Gastwirtsvereins die dramatische Geschichte.


    Die fünf Grabstätten im einsamen Kiefernwald pflegte ab dem Jahr 1819 der Zöllamtskontrolleur im Ruhestand Hellwig. Ihm folgte der Landwehrmann Karnoll, ehe sich sogar ein Patriotischer Ausschuß zur Pflege der Ruhestätte bildete. In diesem wirkte auch der Theologe Kahler von der Oberkirche, der folgendes Bekenntnis hinterließ: ,,Am 15. Juni gegen 11 Uhr nachts, als ich schon schlief, wurde mir im Namen des Generals Wolf angedeutet, daß ich die Gefangenen zum Tode bereiten sollte. Nie ist mir ein Gang schwerer geworden, doch der ruhige Mut der Jünglinge erleichterte mir das peinliche Werk. Drei waren Katholiken; zwei aber, ein Reformierter und ein Protestant, nahmen das Abendmahl. Ich versprach, ihren Eltern zu schreiben. Am frühen Morgen wurden sie vor die offenen Gräber gestellt. Ruhig und gefaßt fiel einer nach dem andern. Die Begnadigung durch den französischen Marschall traf zu spät ein.''