"Essen wie zu Omas Zeiten"

  • Neulich habe ich mir die Frage gestellt, was die Menschen "zu Omas Zeiten" (also etwa 1900 bis 1950) so gegessen haben, v.a. während der Kriegs- und Nachkriegszeit. Klingt vielleicht komisch, aber gibts Kochbücher mit sparsamen Nachkriegsrezepten und ähnlichem?


    Oder Kuchen backen; heute (fast) kein Problem. Elektrische Rührmaschine, Kühlschrank, Bankofen mit garantiert konstanter Temperatur; gab's ja alles früher nicht...


    Im Kriegstagebuch meines Urgroßvaters (1917-18] lese ich immer wieder von Apfel-, Anis-, Grieß-, Kaffee- und Pfefferkuchen [ob damit Lebkuchen gemeint war?!], aber in Urgroßmutters Nachlass finden sich leider keine Rezepte für die genannten Kuchen. Würde mich mal interessieren woraus die zubereitet wurden, z.B. der Kaffeekuchen wird 1918 bei mangelhafter Lebensmittelversorgung nur "den Umständen entsprechend" gut geschmeckt und sicherlich aus allerlei Ersatzstoffen und Streckungsmitteln bestanden haben...

  • ...und Pfefferkuchen [ob damit Lebkuchen gemeint war?!],...


    Nein, Pfefferkuchen, auch bekannt als Pfeffernüsse, sehen anders aus und schmecken anders.
    (Natürlich muß man immer dran denken, daß auch Geschmack und Aussehen nach Epoche und Region variierten.)


    Ja, solche Kochbücher gibt es. Aus der Nachkriegszeit habe ich keines. Allerdings habe ich ein Kochbuch von 1891, das meine Oma (*1894) von ihrer älteren Schwester (*1882) irgendwann geschenkt bekam.
    Ich habe noch nie danach gekocht. Was mir als erstes darin auffiel, war, daß "Hefekuchen" dort "Hefenkuchen" genannt wird.


    Weihnachststollen backe ich nach einem Rezept meiner Urgroßmutter (1858-1949), Nürnberger Lebkuchen nach einem Rezept meiner Großtante (die das Kochbuch an meine Oma schenkte), und grüne Soße mache ich nach einem Rezept, von dem ich nicht genau weiß, wie es in unsere Familie kam. Möglicherweise (aber nicht gesichert) durch zwei Brüder meines Urgroßvaters - bzw. deren Ehefrauen - die es z.T. schon vor 1900 nach FfM verschlug. Niemand aus unerer Verwandtschaft stammte tatsächlich dorther.


    "Nürnberger Lebkuchen" darf man markenrechtlich vermutlich nicht dazu sagen :D , aber in unserer Familie hießen sie einfach troztdem so.


    Daß man damals keine Maschinen in der Küche hatte, wurde folgendermaßen ausgeglichen: "Die Eier werden mit Zucker und Gewürz 1$ Stunde stark gerührt, dann ..." Das ist ja erst der Anfang und auch noch eine mildere Variante :D
    Allerdings gabe es glaube schon recht früh dasn Rührfix und ähnliche Kurbelgeräte für den Teig, Sahneschlagen etc.
    Ansonsten besann man sich eben darauf, daß "Schneebesen" von "Eischnee" kommt und man ihn damit herstellen kann. Das ging halt ins Handgelenk, wenn man sicht zu steif hielt.
    viele grüße
    Gisela


    Ach ja, die Sparvariante des Stollens besteht darin, daß im überlieferten Rezept meiner Urgroßmutter Margarine als Zutat angegeben wird. Ich nehme Butter. Man schmeckt den Unterschied!

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • Abschrift aus einem Buch mit Nachkriegsrezepten (Titel und Verlag mag ich
    nicht offiziell nennen, da es Werbung sein könnte) :


    Kaffeekuchen
    250 g Weizenmehl
    125 g Zucker, 50 g Kaffee-Ersatz (nochmal durch die Kaffemühle geben),
    9 g (3 gestrich. Teelöffel) Dr. Oetker "Backin",
    2 - 3 Tropfen Dr. Oetker Backaroma Bittermandel
    etwa 1/4 l Milch


    Das mit Kaffee-Ersatz und "Backin" gemischte Mehl wird in eine Schüssel gesiebt.
    In der Mitte macht man eine Vertiefung, gibt den Zucker und das Aroma hinein und
    verrührt diese Zutaten und das Mehl mit soviel Flüssigkeit, daß der Teig schwer
    (reißend) vom Löffel fällt. Er wird in eine gefettete, mit geriebener Semmel ausgestreute
    Kastenform gefüllt.
    Backzeit : etwa 60 Minuten bei schwacher Mittelhitze
    Der Kuchen kann nach dem Backen mit Pudding oder Marmelade gefüllt werden.


    Viel Spaß beim Nachbacken :)


    Die zusätzliche Nahrung aus Wald und Feld war auch hoch im Kurs, jede Menge Wildkräuter
    wurden verarbeitet und Beeren.


    Essen wie zu Omas Zeiten - ja, das waren nun mal etliche Kriegs-u. Nachkriegsjahre
    und es ist bewundernswert, wie sie was zu essen gezaubert haben.
    Und nicht zu vergessen die Hamstertouren vor die Tore der Städte.
    Friedlich ging es auch nicht immer zu. Da wurde sich auch schon mal gefetzt auf einem
    Acker, beim Kartoffeln stoppeln. Und die hungrigen Kinder mittendrin.


    Es klingt immer so mystisch, "zu Omas Zeiten", aber gemütlich war es nicht immer.


    Gruß, Ingrid

  • ......
    (Natürlich muß man immer dran denken, daß auch Geschmack und Aussehen nach Epoche und Region variierten.)....


    ich habe vergessen, die Bezeichnungen zu nennen, die auch in diese Reihe gehören.
    viele Grüße
    Gisela

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  • Hallo ihr,


    dazu kann ich auch mal wieder meinen "Senf" dazu geben. Ich habe übrigens ganz alte Kochbücher hier aufbewahrt. Einmal von 1896 und von 1898 (Davids Kochbuch). Wenn ihr Lust habt und wollt, kann ich ja mal das ein oder andere Rezept (was ich noch nie ausprobiert habe....) mal einstellen.


    Ich weiß, was meine Mutter immer sagte, wenn sie vom Krieg erzählt hat, wie das mit dem Essen war. Und es gab dann immer wieder das Wort "Graupensuppe" zu hören. Mittlerweile hing ihr das dann damals zum Hals raus...! Und hatte sich dann bei uns in der Familie als "Kriegsessen" deklariert. Keine Ahnung, ob es stimmt. Mit Graupen kann man mich aber auch jagen. :D


    Wer hat ebenfalls alte Kochbücher? Zu dem noch ein älteres Dr. Oetker-Kochbuch (glaube Backschule oder so ähnlich - müsste ich mal suchen gehen). Also ich für meine Sache möchte auf elektr. Dosenöffner (gab es früher Dosen?), Mixer, Herd usw. nicht mehr verzichten. Allerdings weiß ich noch, das meine Oma sogar noch Butter und Käse sowie Marzipan selber hergestellt hat. Leider weiß ich nicht mehr, wie das geht. :(


    Gruß Barbara

  • Konservendosen wurden 1810 erfunden. Ich habe mal eine Fernsehdoku darüber gesehen. Darin wurde auch berichtet, daß man damals zwar Konservendosen hatte, aber erst mal noch keinen Dosenöffner erfinden konnte. Das mit dem Öffnen mußte dann eine ziemliche Schweinerei gewesen sein, bis dann endlich ein geeignetes Gerät entwickelt wurde.
    Ich hoffe sehr, daß ich mich richtig erinnere und daß diese Geschichte wahr ist. Sowas ist doch viel zu schön um wahr zu sein. :D :D :D


    also, das mit der Konservendose in 1810 stimmt schon. Die Erfindung ging mittelbar auf eine Ausschreibung Napoleons zurück, der lange haltbare Lebensmittel für seine Feldzüge brauchte.
    Aber daß man dann erst mal noch keine Dosenöffner hatte ..... :D :D :D
    viele Grüße
    Gisela

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  • @ Gregoriwitsch, PN ist raus, viel Glück bei der Beschaffung!


    Falsche Marzipankartoffeln habe ich selber noch in früher Kindheit geformt
    und im spärlich vorhandenen Kakao gerollt.


    Zutaten : 1 1/2 Tassen Milch, zwei Tassen feinen Grieß, drei Tassen Zucker,
    etwas Bittermandelaroma sowie etwas Kakao/alternativ Puderzucker


    Herstellung : Milch aufkochen lassen, Grieß und Zucker reinrieseln lassen,
    ständig rühren, noch das Aroma dazu, etwa zehn Minuten kochen oder etwas
    länger. Wenn die dickliche Masse fast abgekühlt ist, Kugeln daraus formen
    und anschließend im gesiebten Kakao oder Puderzucker rollen.



    So viele Geschichten kursieren um die Esserei in Kriegs-u. sonstigen Notzeiten.
    Aus Erzählungen unlängst verstorbener und noch lebender Verwandtschaft sind
    nicht gerade appetitliche Dinge bekannt.
    Da wurde nach dem Sonntagsessen schon mal der Hofhund vermißt, ein Biber
    wurde als "Hase" "verkauft".
    Die Kaninchen und Hühner wurden ins Haus geholt, im Stall waren sie nicht sicher
    vor hungrigen Dieben.
    Die Obstbäume wurden zur Erntezeit rund um die Uhr bewacht, ein großer Knüppel
    war griffbereit...


    So war das in Notzeiten. Wie heißt das so schön bei Bertolt Brecht ?
    "Erst kommt das Fressen, dann die Moral".


    Grüße, Ingrid

  • Die Marzipanfüllung für den Christstollen wurde aus Kartoffelbrei mit Bittermandelöl gemacht.


    Zum "Frankfurter Kranz" wurde Vanillepudding als Creme genommen und mit gerösteteten Haferflocken -statt Mandelscheiben- bestreut.


    Unser Milchmann bewachte nachts in seinem Kleingarten seine und der Nachbarn Erdbeeren und wurde erschossen.
    Freundliche Grüße,
    Wilfried

  • Hallo an Alle,
    meine Oma und meine Mutter haben Kochkäse noch in den 50er Jahren hergestellt. Wie es gemacht wurde weiss ich nicht mehr, aber Grundzutaten waren Quark und Natron, der Kümmel wurde für mich immer extra weggelassen :-).
    Vielleicht kennt ja jemand noch das Rezept.
    Hier kommt nun mein Krieg´s Rezept:


    Kartoffelkuchen
    125 g Butter schaumig rühren
    150 g Zucker und die abgeriebene Schale einer Zitrone dazu
    5 Eigelb
    150 g geriebene Mandel ( im Krieg durch Bucheckern ersetzt, natürlich gepuhlt)
    250 g gekochte und durch eine Presse gedrückte Kartoffeln dazu
    etwa 1 Teel. Backpulver und dann,
    5 zu Schnee geschlagene Eiweiß darunterheben.
    In eine ausgelegte Springform den Teig einfüllen und bei 175 ° ca. 45 Min. backen.
    Kann mit und ohne Sahne serviert werden.


    Freue mich schon auf andere Rezepte, und werde die anderen Rezepte auch ausprobieren.


    Viele Grüße
    Helga

  • Bei uns kullert noch ein alter Dosenöffner aus Uromas Zeiten rum - unkaputtbar.
    Man braucht Kraft im Arm und guten Schwung. Aber das Ding funktioniert immer noch.
    Keine Ahnung, wie alt der ist. Wird sehr gehütet und ab und zu zur Berlustigung der Familie vorgeführt.
    Barbara
    Nichts geht über eine ordentliche Graupensuppe (natürlich ohne Kälberzähne).
    @ Ingrid
    Hund gabs auf den Dörfern noch 1970, obwohl keine Notzeiten waren.
    Ist gut für die Lunge, wurde ich aufgeklärt, als ich entsetzt über den Sonntagsbraten einer Mitschülerin war.
    Sowas brennt sich ewig ins Gehirn ein.
    Hühner- und Kaninchenställe hatten hier lange große Schlösser vor. Das hat geholfen.
    Einmal saß der Nachbar bei uns im Pflaumenbaum und blinzelte in die Taschenlampe meines Vaters.
    Mein Vater hat ihn pflücken lassen und ist wortlos aus dem Garten gegangen.
    Der Nachbar hatte einen Stall voll Kinder und die Frau war behindert. Es waren traurige Verhältnisse.
    Aber in unseren Garten hat sich der Nachbar dann nie wieder verirrt.


    Viele Grüße von Rentier

  • Das Problem ist beim Umsetzen des Kochbuches, mit dem Herd. Da man damals ja noch auf Feuer gekocht hatte (und ich das mal bei einer alten Tante - dessen Nachname mir pertu nicht einfällt, aber sie zu unserer Verwandtschaft zähle) ich gestaunt habe, wie damals gekocht wurde, kann man sich ja ein Bild davon machen.


    Nur wie setzt man alte Rezepte aufm Herd oder im Ofen seinerzeit in die Jetzt-Zeit um?


    Oh je die Konservenbüchse vor dem Öffner? ?( Das war ja sicher auch ne Schweinerei hoch 3.


    Kochkäse machte meine Oma auch selber und Butter. Allerdings hat sie, soweit ich mich erinnern kann (da wir schon in der Neuzeit lebten) Marzipan mit Rosenwasser gemacht, allerdings hab ich einmal zuviel davon gegessen.....Den Rest könnt ihr Euch ja denken! Meine Mutter erzählte mir u. a. auch, das selbst die hauseigenen Kaninchen die damals nicht geschlachtet werden sollten und wo sie immer mit gespielt hatte, auch zum Opfer wurden :(


    Mal sehen, ob ich das ein oder andere Rezept einstellen kann. Nur wie man das wie gesagt umsetzt, weiß ich nicht. Damit hadere ich noch und teilweise waren die Meßangaben mit Liter usw. ja auch noch ein wenig anders. Kennt sich damit jemand aus? ?(


    Gruß Barbara

  • Also ohne Dosenöffner... naja, mir sind nur Berichte bekannt, wie man bei der "Fahne"
    ohne Dosenöffner an den Inhalt herankam. Am Rand mit dem Bajonett reinhacken...


    Ein Kochkäserezept hab`ich leider nicht. Aber wir wär`s mit falscher Grützwurst auf der Stulle ?


    Gebraucht wird : eine mittlere Zwiebel, 20 g. Fett, ein halber Liter Gemüsebrühe, ein
    Teelöffel Majoran, eine Tasse Gerstengrütze, eine gekochte Kartoffel und Salz.

    Zwiebel kleinhacken und im Fett anbraten, Brühe dazugeben, Majoran, Salz und Grütze
    unterrühren. Kochen, bis die Grütze weich ist. Kartoffel zerdrücken und in die Masse
    einrühren, abschmecken. Gefäß mit kaltem Wasser ausspülen, Masse einfüllen, kalt werden
    lassen, dann stürzen und in Scheiben schneiden.
    (Kann man durchaus essen und macht satt)


    Kennt jemand noch Eierkliebensuppe ? Machte meine Großmutter sehr gerne.
    Zutaten: eine Tasse mit aufgeschlagenen Eiern, eine Tasse Mehl, eine Tasse Zucker.
    Das Ganze wurde ruckzuck zu einem Teig verrührt und löffelweise in kochene Milch
    gegeben und es köchelte vielleicht 10 bis 20 Minuten (weiß ich nicht mehr genau),
    bis diese Teigklümpchen "ausgebacken" waren in der heißen Milch.


    Grüße, Ingrid

  • Kennt jemand noch Eierkliebensuppe ? Machte meine Großmutter sehr gerne.
    Zutaten: eine Tasse mit aufgeschlagenen Eiern, eine Tasse Mehl, eine Tasse Zucker.
    Das Ganze wurde ruckzuck zu einem Teig verrührt und löffelweise in kochene Milch
    gegeben und es köchelte vielleicht 10 bis 20 Minuten (weiß ich nicht mehr genau),
    bis diese Teigklümpchen "ausgebacken" waren in der heißen Milch.


    Grüße, Ingrid


    Ja, mein Mann mag die Klieben heute noch, allerdings in Kirschsuppe. Und er ist Jahrgang ´67. Also einige Dinge halten sich auch in den Essgewohnheiten.


    In jedem besseren Film kann man sehen, dass die Dosen mit dem Messer geöffnet wurden.
    Ich versteht Euer Entsetzen nicht, warum das eine riesen Sauerei gewesen sein soll.


    Napoleon hat wohl kaum Suppen mit ins Feld geschickt.
    Eher ging es damals darum, Brot haltbar zu machen.


    Und das gibt es heute immer noch in der Verpflegung der Soldaten in Büchsen.


    Auch zu bedenken ist, dass damals Butter noch Butter war. Heute ist sie ja weitestgehend vom Fett befreit. Genau wie andere Lebensmittel entfettet wurden.


    Besonders gern mag ich z.B. selbstgemachtes Pflaumenmus. Oma stand stundenlang am Herd und hat es eingekocht.
    Vielen jüngeren Hausfrauen würde spätestens nach einer Stunde die Lust vergehen, den ganzen Brei weiter zu rühren :D .


    So klärt sich natürlich auch, warum man heute viel mehr Freizeit hat, um fern zu sehen oder in Foren zu chatten.

  • Hallo !


    Kann mich noch sehr gut an diesen Kaffee erinnern. Noch in meiner Kindheit gab es Bohnenkaffee nur am Sonntag. In der Woche gab es Malzkaffee. Meine Mutter klemmte sich eine Kaffeemühle zwischen die Beine, gab eine Hand voll Malzkörner hinein und leierte sie durch. Diese Kaffeemühle geht heute noch genauso gut. Dieser Kaffee stand den ganzen Tag auf dem Küchenherd (Kohleofen) und wer Durst hatte nahm sich etwas heraus. Ab und zu, wenn kein Geld da war, wurden sogar getrocknete Zwiebelschalen benutzt. Da kann man nur sagen lieber keinen Kaffee. Zum Glück hatten wir einen eigenen Schrebergarten, so dass Säfte selber hergestellt werden konnten, denn Geld für Limo oder Mineralwasser war keins da. Als ich ein Baby war, gab es weder Milchpulver noch Aletegläschen, ich wurde mit Haferflocken und Kuhmilch aufgezogen. Und war die Milch sauer, vor allem im Sommer, Kühlschränke gab es ja noch keine, wurde die Milch halt mit Wasser gekocht. Das alles ist noch garnicht so lange her, aber wer zum Beispiel Sauerkraut haben wollte, musste es sich selber einlegen. Dosen gab es zwar schon, waren aber für den normalen Bürger viel zu teuer. Und elektrische Küchengeräte einfach nicht zu bezahlen. Kartoffeln wurden im Herbst von einem Bauern gekauft und in einer Kartoffelkiste welche im Keller stand das ganze Jahr gelagert. Die Milch wurde mit einer Milchkanne vom Milchladen geholt. Es war für eine Hausfrau und Mutter kaum möglich einen Beruf nach zu gehen, da sie von der Maioneise bis zum Einkochen alles selber machen musste. Man kann diese Leute welche manches Mal aus Nichts etwas machen konnten nur bewundern


    Gruß Brigitte ?( ?( ?(

  • . Kartoffeln wurden im Herbst von einem Bauern gekauft und in einer Karoffelkiste welche im Keller stand das ganze Jahr gelagert.


    Und die haben sogar das ganze Jahr gehalten, heute gammeln sie nach 2 Wochen weg X( .



    Heute kam beim hr ein interessanter Beitrag zu Gemeinschaftskühlhäusern, die man in den 50er Jahren angeschafft hatte, weil für den Einzelnen eine Gefriertruhe zu teuer war.
    So bringt das ganze Dorf seine Lebensmittel in den Kühlraum und spart dabei sogar noch Stromkosten.
    Allerdings werden jetzt wohl keine Ersatzteile dafür mehr hergestellt und man weiss nicht, wie lange man das noch betreiben kann.

  • ....
    In jedem besseren Film kann man sehen, dass die Dosen mit dem Messer geöffnet wurden.
    Ich versteht Euer Entsetzen nicht, warum das eine riesen Sauerei gewesen sein soll.


    Napoleon hat wohl kaum Suppen mit ins Feld geschickt.
    Eher ging es damals darum, Brot haltbar zu machen.
    .....


    Ja, vermutlich habe ich das sogar schonmal in einem Western gesehen.
    Also entsetzt war ich nicht, allerdings erheitert mich die Vorstellung immer noch. Weil nämlich, Wikipedia sei dank, bekannt ist, daß auch Beile, Hämmer und Meißel verwendet wurden. Diese schöne Vorstellung möchte ich mir nicht verderben lassen. ;)
    Außerdem wurde der Gewinner der Ausschreibung geehrt für: „Die Kunst alle animalischen und vegetabilischen Substanzen … in voller Frische, Schmackhaftigkeit und eigenthümlicher Würze mehrere Jahre zu erhalten."


    Zu den Spar-Rezepten: Ich erinnere mich, daß es bei uns Freitags und Samstags oft Kartoffelsuppe oder etwas ähnliches gab, und dazu (wenn Zwetschenkuchen zu viel Arbeit war, oder keine Zwetschen vorhanden) einen Zuckerkuchen.
    Es gab eigentlich kein freitägliches Fleischverbot bei uns. 1. waren wir protestantisch und 2. nicht superkirchlich, eher auf "normalem" Level. Aber Freitags "wurde geputzt", da war weniger Zeit zum groß rumkochen.
    Mein Vater nannte den Zuckerkuchen immer "Armeleute-Kuchen" und er mochte ihn nicht, obwohl er im übrigen sparsam war wie nur was, eigentlich der sparsamste in der ganzen Familie.
    Der Zuckerkuchen ging so:
    Normaler Hefeteig auf einem Backblech, etwas dicker als Apfel- oder Zwetschenkuchen, eher so dick wie Streuselkuchen. Darauf kommt eine Soße aus nichts anderem als saure Sahne gemischt mit Zucker. Die wird mitgebacken.
    Ich mochte den Zuckerkuchen sehr gerne.
    Leider bin ich mir nicht ganz 100%ig sicher, ob in die Soße nicht noch etwas anderes hineinkam als nur Zucker, aber ich glauben nicht. Höchstens noch etwas zerlassene Butter, denn ich erinnere mich ganz dunkel auch an die Bezeichnung "Butterkuchen".


    Überhaupt war in unserer Gegend im Herbst ein beliebtes sparsames Essen: Kartoffelsuppe mit Zwetschenkuchen.
    Das ewig und 3 Tage gekochte und umgerührte Pflaumenmus nennt man in unserer Gegend "Latwerge" gesprochen Lattwersch, betont auf der 1. Silbe.
    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • In der Kriegsgefangenschaft haben wir immer ein Wasser-Mehl-Gemisch aufs Brot geschmiert, was als Brotaufstrich dienen sollte.

    [b]"Stammgast" im Kirchenarchiv sowie Stadtarchiv Magdeburg und im LHASA (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt)


    Mitglied: AGGM; AMF; GGG (NY); Volksbund; Compgen


    Meine Namensliste, interessante Geschichten rund um die Familie, sowie Biographien besonderer Vorfahren kann man meiner Homepageentnehmen.

  • @ Daniel, berichte doch mal ausführlich von den Ernährungsgrundlagen
    in der Kriegsgefangenschaft !
    Ähnlich wie im Dschungel-Camp ? Zappelnde Maden, geröstete Schlange
    und eklige Raupen ?


    Also Werbung will ich ja nun vermeiden, aber es gibt durchaus ernsthafte
    Bücher auf dem Markt zum Thema Überleben in Krisenzeiten, autarke Selbst-
    versorgung, was man von der Pflanzenwelt alles essen kann usw. und was man
    tun kann ohne Strom ! (zumindest nicht ins Internet gehen :D :D :D )
    Da dürften altes Wissen und neuere Erkenntnisse miteinander vermischt sein.
    Zum Thema "Was Oma noch alles wußte" liegen oftmals sogar nachgedruckte
    Bücher im Supermarkt.
    Es kann nichts schaden, wenn man sich nicht nur mit der Gebrauchsanleitung
    für die neueste elektrische Anschaffung herumärgert, sondern entfernt eine Ahnung
    bekommt, wie früher "ohne" gelebt wurde.
    Neandertaler1.gif


    Grüße, Ingrid