Wofür steht die Abkürzung "a.d.H." ?

  • Hallo,


    seit kurzem versuche ich mich damit, den Stammbaum unserer Familie zu digitalisieren.
    Bei meinen Ahnen, vorzugsweise Mütterlicherseits, taucht im Namen öfters die Abkürzung a.d.H. auf. Ich habe bisher keinen Hinweis darauf gefunden, wofür diese steht.


    z.B. ist meine Urur...großmutter eine Geborenen v. Ditten. Die Eltern waren Dietrich von Ditten und Elisabeth von Quitzow a.d.H. Eldenburg.


    Da meine häufig mit irgendwelchen Gütern zu tun hatten, dachte ich schon die Abkürzung stünde für "auf dem Hofe" oder so ähnlich.


    Da ich mit phpGedView arbeite, würde mich auch noch interessieren, wie ich mit dieser Information umgehen soll. Ist in diesem a.d.H. Eldenburg als ein Namensbestandteil anzusehen oder als Namenszusatz?


    Über eine kurze Aufklärung zu den beiden Fragen würde ich mich sehr freuen.


    Vielen Dank im Voraus
    Dirk

  • aus dem Hause Eldenburg macht Sinn.


    s.hier: http://www.burgenland-mv.de/html/eldenburg.html


    Wahrscheinlich gab es mehrere von Quintzow und um sie zu unterscheiden hat man das Haus = Wohnort mit genannt. Daher ist es auch kein Namensbestandteil sondern eine Ortsbezeichnung.



    LG Andrea

  • Hallo,


    ja das macht wirklich Sinn, vielen Dank.


    Mhh, jetzt könnte es aber doch noch zwei Erklärungen geben, entweder ist es eine örtliche Abstammung, wie Du schreibst, Andrea, oder es ist die Abstammung aus dem Geschlecht gemeint. Sagt man da nicht auch "er kommt aus dem Hause sowieso"? D.h. ich müsste jetzt mal in diese beiden Richtungen stöbern.


    Hättet Ihr jetzt aber vielleicht noch eine Idee, wie ich diese Information der Person zuordne und würde in meinem konkreten Falle meine Ahnin Elisabeth nach der Heirat mit ihrem Dietrich, diesen Abstammungsvermerk mit übernommen? Oder "erlischt" mit der Hochzeit die vorangegangene Historie der Frau?


    Gruß
    Dirk

  • Hallo Dirk,
    diese Frage paßt sicher gut in das Unterforum Adelsforschung.
    Aber weil ich selber Unmengen Vorfahren aus dem (niederen) Adel habe, kann ich dir auch hier weiterhelfen.


    Ganz grob kannst du es dir so vorstellen: ein adeliger Urvater hatte mehrere ebenfalls adelige Söhne, von denen nur der älteste den Stammsitz übernahm. Dieser heiratete und pflanzte sich erfolgreich fort. Die jüngeren Brüder erwarben im Laufe ihres Lebens auch verschiedene Anwesen, bestenfalls jeder eines, heirateten und pflanzten sich ebenfalls erfolgreich fort.
    Alle Anwesen hatten einen Namen.
    Die Blutsverwandtschaft blieb bestehen, aber um die einzelnen Familienzweige, Äste und Stämme genauer zu beschreiben wurde hinter den Namen noch die Bezeichnung a.d.H. Musterburg oder a.d.H. Beispielsfeld (es war leider nicht immer eine Burg) gesetzt. Das konnte sich, wenn die Fortpflanzung und die sonstigen Verhältnisse sich gut entwickelten, schon nach 1 - 2 Generationen weiter aufsplitten usw. usw.........
    Wenn einer dieser Stammsitze verloren ging und dafür ein anderer erworben wurde, warum auch immer - konnte der Fall eintreten, daß die Familie den Familiennamen natürlich behielt, aber der Zusatz a.d.H. sich in der folgenden oder übernächsten Generation änderte, je nachdem ab wann die neue Generation auf dem neuen Familiensitz geboren wurde.



    Ich hoffe, das hilft ein wenig, und wenn etwas falsches daran ist, möge Hina mir zürnen und es berichtigen. ;)
    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • Vielen Dank, Gisela,


    das hat ein wenig Licht ins Dunkel gebracht.
    Kann es nun auch sein, dass diese "Abstammungsverfolgung" zu jener Zeit nicht einheitlich gehandhabt wurde?
    Wie eingangs erwähnt finde ich diese Bezeichnung in unserem Stammbaum bei den eingeheirateten Frauen, nicht bei den Männern. Statt dessen gibt es hier die Bezeichnung "Herr auf Irgendwas" oder wurde diese Bezeichnung "a.d.H." ggfs. in der eigenen Familie nicht so stringent geführt, da man davon ausgehen konnte, dass man sich kante?


    Gruß
    Dirk


    P.S. wenn ich jetzt abschweife und dasThema in einem anderen Bereich besser aufgehoben ist, möge man es mir nachsehen und das Thema dort hin verschieben. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von DirkvG ()

  • Hallo Dirk,
    Wenn man es genau nimmt, bedeutet "Herr auf" genau das, was es wörtlich aussagt: es ist das Anwesen, das er aktuell innehat. Das kann sich im Lauf des Lebens auch ändern: jemand kann heute Herr auf Musterhausen sein, dieses Anwesen aber im Laufe seines Lebens verlieren (warum auch immer) und ein anderes erwerben. Ab dann ist er eben Herr auf/zu Dingenshausen.


    Die Bezeichnung "Herr" ist dabei i.d.R. wörtlich zu nehmen: ihm standen die Erträge aus der Landwirtschaft zu, meist lag ein Teil der Gerichtsbarkeit innerhalb des zugehörigen Gebietes in seinen Händen, dazu auch die Kollatur, d.h. das Recht, die Pfarrstellen in den zugehörigen Dörfern zu besetzen (manchmal war das auch nur 1 Dorf :D oder Bruchteile an verschiedenen Dörfern).
    Es konnten auch mehrere "Herrschaften" einer Person gleichzeitig zugeordnet sein, dann wurden alle seriell hintereinander genannt.


    Insgesamt sind wir hier in der Zeit des Lehensrechtes unterwegs, deshalb drücke ich mich so vorsichtig aus. Es geht nämlich i.d.R. dabei nicht um Grundeigentum im heutigen modernen Sinne.


    Frauen hatten meistens keine derartige Rechtsstellung, deshalb wurden sie nach dem Stammsitz genannt, auf dem ihr Familienzweig residierte. (Es gibt aber Ausnahmen. Ich empfehle dir, mal nach den Begriffen Lehen, Mannlehen, Kunkellehen zu googeln.)


    Das hier sind nur gaaaanz allgemeine Erklärungen. Es gibt da noch ganz andere Varianten, z.B. daß der adelige Familienname ohne "von" davor auskommt. Die Bezeichnung des Stammsitzes kann mit der Zeit auch mit dem Namen verschmelzen (verbunden durch von, zu oder auf o.ä.), auch wenn verschiedene Familienmitglieder die meiste Zeit ihres Lebens woanders leben.
    Noch interessanter wird es, wenn Autoren schon seit Jahrhunderten diese Dinge ein wenig durcheinander bringen, dann findet man dieselbe Familie schon mal mit unterschiedlicher Verteilung der "von"s "zu"s etc. in der Literatur.


    Spätestens dann hilft nur noch ernsthafte Forschung, und dazu fragst du am besten im Unterforum für Adelsforschung nach.
    Oftmals kann es nämlich keine allgemeingültigen Antworten geben. Und dort haben die Leute, z.b. Hina die entspr. Literatur für die richtigen Antworten, oder können sie Literatur nennen.


    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
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  • Hallo Dirk,
    noch mal kurz zu der Abürzung "a.d.H." zurück:
    dieser Zusatz bei den Namen hatte meistens auch den Grund darin, daß es bei der Familie verschiedenste Nachfahren gab. Dieser Zusatz dienet meistens auch dazu, die verschiedenen Nachfahren und deren Familien einordnen, bzw. unterscheiden zu können.
    Ich kenne das von uns aus der Region auch in der Richtung, wenn jemand in einen Hof oder ein Haus eingeheiratet hatte, so diente der Hausname (nicht als offizieller Namenszusatz) dazu, daß man wußte, wo man den Namen zuordnen kann, weil die Familie jetzt einen anderen Namen hat: z.B. Johann Maier aus dem Hause Müller ... dann wusste man, daß der Maier im "Haus Müller" wohnt. In den Dörfern waren meistens die Hausnamen bekannt.
    Bei Adligen z.B. konnte dies zur Unterscheidung dienen, um die Personen, bzw. Familien nach "örtlicher Herkunft" Unterscheiden und bestimmen zu können.
    Viele Grüße
    Frank