Verdienst unserer Vorfahren?

  • Hallo ihr,


    ich weiß nicht, ob diese Frage schon einmal gestellt wurde, aber ich habe mir jetzt grad mal den Kopf darüber zerbrochen, was man damals überhaupt so verdient hatte. Ausgenommen natürlich von den Kriegszeiten. Da haben mir meine Oma (die 2 Weltkriege überlebt hat) und meine Mutter, die den 2. Weltkrieg überlebt hat, auch so einiges drüber berichten können. Da kriegte man dann auch irgendwie Essensmarken ausgeteilt. Aber die Männer haben ja da dann den Hauptverdienst geleistet und wer ein Haus oder eine Wohnung hatte, musste das ja auch irgendwie finanziert werden.


    Hat sich hier jemand schon annährend so seine Gedanken drüber gemacht? Ich habe jetzt festgestellt, das mütterlicherseits sehr viel Schlosser in der Familie waren, den Grund, weiß ich jetzt auch und das sich auch Berufe im Laufe der Jahre verändert haben. Ein Beamter hat damals sicher schon mehr verdient, als ein Schlosser oder jemand der von Beruf Näherin war und die Frauen haben sicher damals auch nicht die Welt verdient, wenn überhaupt.


    Gruß Barbara

  • Hallo Ihr


    Da wir sicher auch viele Lehrer in unserem Forum haben fange ich einmal mit einem Auszug aus einem Gemeinderatsprotokoll an , der über die Ausgaben für "Unterrichts - Anstalten" berichtet.


    Besoldung der Lehrer


    Unterlehrers- Gehalt


    Nach dem Beschluß der Gemeindecollegien v. 28. Januar und 18. Februar 1874 ist die seitherige Lehrergehilfenstelle in eine Unterlehrerstelle, erhoben, genehmigt durch Consistorialerlaß v. 13. März 1874. N. 407.


    Auf Grund Gesetzes v. 22. Januar 1874 & und des Beschlusses der Gemeindecollegien vom 15. April 1874 ist der Gehalt des Unterlehrers auf jährlich :


    600 Mark, Geld und 7.1/2 Zentner Dinkel festgestellt worden.



    Dies Protokoll stammt aus dem Schwabenland wo wir immer noch das Lied vom "armen Dorfschulmeisterlein" singen !


    Gruß didirich :D

  • Noch ein Lehrerverdienst (ca. 1880, Nähe Leipzig):


    Das Einkommen dieser Stelle bestand meistenteils aus Naturalien wie Brot, Kuchen, Garben
    Getreide, Weizen und Eier. Bares Geld, wie Schulgeld vom Kinde unter 9 Jahren 25 Pfg.,
    über 9 Jahren 50 Pfg. monatlich und Acerdenzien, war wenig; ferner Hufengeld, zwei Singumgänge
    und Gras- und Obstnutzung des Kirchhofs. Für die Benutzung des Kirchhofs hat
    der Inhaber der Stelle jährlich 14 ggl (=1Mark 75 Pfg.) an die Pfarre zu entrichten.
    Die Naturalien excl. Eier wurden abgelöst und in Rente verwandelt. Nicht in Rente verwandelt
    sind die Abgabe der Schule zu Groß- Kyhna jährlich 50 Pfg. und des hiesigen Gastwirts
    Dornack 1,50 Mark Den Acker bekam die Stelle bei der Separation. Seit 1873 besteht die
    Alterszulage, die im Jahr 1890 durch den Minister Exz. von Goslar auf 500 Mark erhöht wurde.
    Seit 1888 zahlt der Staat das Schulgeld.



    Zitat aus der Chronik von Zaasch

  • zum Beitrag von Barbara:


    Der Begriff "Essensmarken" könnte evtl. missverstanden werden.
    Es gab Lebensmittelkarten, das waren aber eigentlich Einkaufsberechtigungsmarken. Einkauf -gegen Bezahlung- war nur möglich bei gleichzeitiger Abgabe des entsprechenden Abschnitts dieser Karte.
    Wir Kinder sangen damals: Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei. auf Abschnitt Dezember kriegt jeder ein Ei!
    Freundlichen Gruß, Wilfried

  • Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei. auf Abschnitt Dezember kriegt jeder ein Ei!


    Wilfried, dieses schöne Lied umzudichten... tzzz :P

    [b]"Stammgast" im Kirchenarchiv sowie Stadtarchiv Magdeburg und im LHASA (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt)


    Mitglied: AGGM; AMF; GGG (NY); Volksbund; Compgen


    Meine Namensliste, interessante Geschichten rund um die Familie, sowie Biographien besonderer Vorfahren kann man meiner Homepageentnehmen.

  • Hallo Barbera,


    im Bauprotokoll der Kirche von Bochow/GroßKtreutz(Havel) ist aufgelistet "Der Gesellenlohn pro Tag betrug im Schnitt 17-15 Silbergroschen und für den Polier 25 Sgsch alle arbeiten wurden auf Accord auf Tagelohn ausgeführt"


    Diese Angaben sind vom 6.10.1861


    Gruß Rüdiger





    • Zitat

      " In Rom Athen und bei den Lappen / Da kennt man jeden Winkel aus / Dieweilen wir im Dunkel tappen / Daheim im eignen Vaterhaus "

    Einmal editiert, zuletzt von mwrs56 ()

  • Einkommen von preußischen Bahnangestellten 1862
    (Erich Staisch: Zug um Zug, Augsburg 1977)


    Position.....Taler.....Kaufkraft in Euro (2005)
    Betriebs-Inspector: 1.250 (29.482)
    Maschinenmeister: 1.000 (23.585)
    Stationsvorsteher I. Classe: 600 (14.151)
    Locomotivführer: 400 (9.434)
    Zugführer: 300 (7.076)
    Schaffner: 225 (5.307)
    Bremser: 180 (4.245)




    Im Verlag Münchmeyer verdiente ein Redakteur 1870 jährlich 600 Taler, also 1800 Mark. Die Kaufkraft dieses Gehalts bezogen auf das Jahr 2005 beträgt 16.229 Euro.

    Ich suche alles über die Familien
    Sporn
    (Vogtland), Porembski (Leipzig und Schlesien), Kaatz (Leipzig und Posen), Baumgarten (Leipzig und Chemnitz), Heinze (Leipzig), Gablenz (Leipzig), Horn (Leipzig, Gera, Plauen, Tharandt), Risch (Zeitz)

    2 Mal editiert, zuletzt von thinktank ()

  • Hallo aus dem Norden !


    Alt-Passarge 1888 : Gehälter


    1.Pfarrer - 87,70 Mark ; 2.Organist - 51,20 Mark ; 3.Glöckner - 24 Mark ; 4.Balgtreter - 12 Mark .


    Balgtreter = der Blasebalg für die Orgel in der Kirche mußte mit Muskelkraft betrieben werden , wehe der " Treter " paßte nicht auf , dann gabs keinen Ton ! er mußte genau auf das Zeichen des Organisten achten und schon bevor der erste Ton kommen sollte für einen gewissen Luftvorrat sorgen !


    Gruß , Joachim

  • Hallo


    Noch einmal etwas zum Verdienst im Königreich Württemberg 1850/51


    Gefunden in einer Besoldungs und Pensionsliste wo die jährlichen Einkommen aufgelistet wurden. Damals gab es in Württemberg noch den Gulden, der 60 Kreuzer wert war und erst im Jahr 1871 bei der einheitlichen Münzordnung in Mark und Pfennig umgerechnet wurde. ( 1. Gulden = 1.71 Mark ) Mal etwas zur Kaufkraft : Ein Pfund Roggenbrot kostete damals 1. Kreuzer, für 8. Kreuzer bekam man 2. liter Wein, Ein paarSchuhe kosteten 2. Gulden ! Die Bürger versorgten sich damals mit Lebensmittel aus eigenem Anbau und mussten nur bei schlechten Ernten und Notfällen zukaufen.


    Jetzt zur Besoldungsliste :


    der Pfarrer des Dorfes bekam 544 Gulden


    der Schultheiß (heutige Bürgermeister) bekam 160 Gulden, war aber meistens auch der reichste Bauer.


    ein Forstwart (heute Bezirks-Förster) verdiente 258 Gulden


    der Schulmeister bekam 285,30 Gulden der Lehrgehilfe aber nur 123.


    Ein Gemeindepfleger (heute Kämmerer) hatte 80 Gulden


    der Ratsdiener bekam 60 Gulden , der Polizeidiener 29 Gulden , der Waldschütz 42 und der Feldschütz 38 Gulden


    der wichtige Maulwurffänger bekam 24 Gulden ( musste aber als Beweis der Vertilgung auch die abgeschnittenen Schwänze präsentieren )


    Ein Nachtwächter bekam 28 Gulden und war nicht nur für Ruhe und Ordnung zuständig sondern musste auch beobachten das nachts in keinem Haus mehr im Herd Feuer war bzw. Rauch aus dem Schornstein kam!


    der Farrenhalter (zuständig für die Pflege des Nachwuchszeugenden Bullen) bekam für seinen Aufwand 30 Gulden


    Ein Salzwäger (Kochsalz-Wieger) musste für 12 Gulden der Bevölkerung geeichte Mengen des kostbaren Gutes abwiegen !



    Bei letzteren Berufen bin ich sicher nicht der einzige der sich das Lachen nicht verkneifen kann ?


    Gruß aus dem Schwabenland didirich

  • Hallo aus Ostfriesland


    diese zwei Einkommen habe ich gefunden
    a
    in:


    "...und fuhren weit übers Meer" von K.-H. Wiechers


    "Nach einer 1868 von Johann Gerhard Haak
    ausgestellten Rechnung waren vier Schiffszimmerleute auf der Werft beschäftigt.
    Ihre Namen sind: F. Haak, F. Meier,C. Schöttler, F.Reis. Für 11 Arbeitstage
    wurden 7 rtr 10 ngr als Lohn gezahlt."
    Leider weiß ich nicht wieviel das in der heutigen Währung wäre.


    b Lohnabrechnung
    Abrechnung für einen Handwerksgesellen ( verh., 3 Kinder) 9.Woche 1966:


    41 Std. 176,30
    16.5 Std. Gerüstbauzuschlag 7,10
    zusammen 183,40
    Rentenvers. 12,34
    Krankenvers. 7,93
    Arbeitslosenvers. 1,14
    Lohnsteuer 10,26
    Kirchensteuer 1,02
    Gesammtabzüge 32,69
    ausgezahlte Betrag DM 150,71


    Leider kriege ich weder die Zahlen vernünftig untereinander noch den Unterstrich weg. :cursing:
    Viele Grüße
    Günter


  • Hallo aus dem Norden !


    Noch ein paar Daten aus den 1640 Jahren , Amtsrechnung Brandenburg Kr.Heiligenbeil



    Neben dieser Entlohnung in Bargeld erhielten aber alle diese Amtsbediensteten verschieden hohe Lieferungen an Naturalien !


    Jahreslöhne :


    Amts-Bäcker - 20 Mk


    Amts-Koch - 15 Mk


    Amts-Schmied - 13 Mk


    Amts-Bauer - 10 Mk


    Großknecht - 10 Mk


    Magd - 6 Mk


    Hirte - 4 Mk



    Folgende Preise galten in etwa zu der Zeit :


    1 Pfd Rindfleisch - 7 bis 10 pf ;


    1 Pfd Schweinefleisch - 10 bis 12 pf ;


    1 Schock (60 Stck) Eier - 72 bis 120 pf ;


    1 gemästete Gans - 96 bis 120 pf ;


    1 Scheffel Roggen - ca 3 ß


    1 Scheffel Weizen - ca 9 ß


    1 Schwein - 26 bis 30 ß


    1 Paar Männerschuhe - ca 36 (pf?) (ß?), war nicht genau zu lesen !



    Gruß , Joachim

  • Hallo in die Runde,


    ich suche schon seit einiger Zeit eine Besoldungstabelle des Militärs und der Beamten um 1900/1910 in Preußen.


    Vielleicht hat jemand einen Tipp? Danke und


    Grüße


    Michael