Frankreich 1783: Woher kommt der Name?

  • Hallo zusammen,


    ich habe per Zufall diese für mich sehr interessante Urkunde gefunden: Hintergund ist, dass ich eigentlich meine Forschung begonnen hatte, um unabhängig von allen Legenden herauszubekommen, woher mein Nachname kommt. Die ursprüngliche Form heisst jedenfalls "Feaux dit L" und trat zuerst um 1770 in Sedan auf. Leider gibt es von dort keine Kirchenbücher aus dem entsprechenden Zeitraum mehr, so dass ich dachte, dass meine Suche zum Scheitern verurteilt ist.


    Nun habe ich aber im Buch der Nachbargemeinde Frenois geblättert...und Volltreffer!!
    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/predator_666/Charles-Frenois.jpg
    Ich habe das mal so gut es für mich ging entziffert und per google übersetzt:


    L´an de grace mil Sept cens quatre vingt trois le douziéme jour
    du mois d´avril a onze heures du matin es decedée en cette paroisse
    de frenois Jeanne marie defaux vivante fille de Charle defaux
    commissaire des places de la paroisse de Sedan et de Marquerite
    hureau Son épouse ét an agée de cinq ans un mois la quelle
    a été inhumée le lendemain dans le cimetiere de cette paroisse
    en foy de quoy nous Guillaume Simon precre cure a vous Signés
    avec Charle faux pere de la dite deffunte et Servais Gouvernaux
    Jondeuven xxx lemoins le dit jour mois et an que dessus.
    "Ch(arle)feaux dit L"


    Im Jahre des Herrn 1783 am zwölften April um elf Uhr morgens starb in der Pfarre Frenois "Jeanne marie defaux" - lebende Tochter von "Charle defaux", Kommissar von Orten in der Gemeinde von Sedan, und "Marquerite hureau", seine Frau - fünf Jahre und 1 Monat alt, die begraben wurde am nächsten Tag auf dem Friedhof in dieser Gemeinde,
    ......."Guillaume Simon" "Charle Faux" "Servais Gouvernaux"....



    Das Ganze ist ein spannender Fund, wirft aber auch einige Fragen auf:


    Der Kollege unterschreibt mit "Chfeaux dit L" - das ist auch der Name, den er um 1793 mit nach Deutschland gebracht hat. Allerdings heisst der Name im Text immer "defaux" und ganz unten auch einfach nur "Charle faux" - das habe ich noch nie gehört.
    Was kann der Grund sein? Hat der Schreiber nicht genau hingehört und etwas falsches hingeschrieben? Ist "faux" der eigentlich richtige Name und "Charle" hat mit einem Phantasienamen unterschrieben?


    Ausserdem: Weiss jemand, welche Stellung ein "Commissaire" gehabt hat? Lt. Wiki ein Gesandter des Königs, der dessen Interessen in den Provinzen durchgesetzt hat. Wäre eine solche Stellung ein Grund für die Vertreibung während der Revolution gewesen? Auch das sagt die Legende?


    Vielen Dank fürs Lesen und Eure Einschätzung! :-)

  • Hallo Predator,
    der Name heißt übersetzt: de Faux - von Hippe ( also von Berg) dit ( genannt) Lacroix ( das Kreuz).
    Also , ich nehme an die Geschichte , die dahinter steht ist folgende: der Herr lebte auf einer Anhöhe , Berg und hieß daher der Mann vom Berg , er war ja offensichtlich Pfarrer zumindestens sehr gläubig und Kreuze stehen ja auch häufig auf einer Anhöhe, Kirchen auch. Er bekam also den Spitznamen "Lacroix" und unterschrieb offensichtlich (nahm sich wohl gern selbst auf die Schippe) mit "Faux alias Lacrois", so kam er nach Deutschland und daraus wurde dann der Name. Wenn ich es richtig sehe , müsste er eigentlich "Faux" heißen, aber so möchte sicher keiner heißen , denn Faux heißt auch die Fälschung....


    Deshalb wirst du auch keine weiteren diesen Namens finden, müsstest wahrscheinlich nach "de Faux" schauen..


    Liebe Grüße
    Jutta

    Es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen,
    nicht das Besitzen, sondern das Erwerben,
    nicht das Dasein, sondern das Hinkommen,
    was den größten Genuss gewährt.

    Carl Friedrich Gauß


    Suche FN Wittmann und Angeheiratete-FN Hoffmann/ Oberschlesien-FN Naujock /Ostpreußen

    Dauersuche Geburt Marianna ( Maria) Barbara Olschewski ca 1798 im Raum Dirschau

  • Hallo M.I.F.E.,


    Ja hast ja Recht,
    aber auf jeden Fall bedeutet "dit" genannt;
    es gäbe eventuell noch eine weitere Erklärung. Vielleicht kommt der Name ( de Faux oder Faux) in der Gegend sehr häufig vor und man hat zur Unterscheidung einen Beinamen gegeben ... das habe ich in anderen Gegenden auch schon gesehen, wenn die Cousins vom Vornamen alle gleich heißen und vom Nachnamen her sowieso ..
    Liebe Grüße
    Jutta

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  • Hallo zusammen,


    Danke für Eure Antworten :thumbup:


    Ja, richtig, der Vater des Kindes ist der, der im Text als "Charle (de)faux" bezeichnet ist - aber als "Chfeaux dit L" unter der Urkunde unterschrieben hat. Er ist nicht der Pfarrer, sondern der "Commissaire" von Sedan.


    Das "Feaux" passt da besser in den Zusammenhang, weil dieser Namensvorsatz nach meinen Recherechen als ein Adelsprädikat aufgefasst werden kann. Nach der (zu hinterfragenden) Überlieferung soll der ursprüngliche Name "Lacroix" gelautet haben und das "Feaux" vom franz. König verliehen worden sein :rolleyes: Diese Behauptung wird durch die Bezeichnung "Commissaire" in der Urkunde gestützt, weil ein solcher wohl auch vom König persönlich in die Provinzen geschickt worden sein muss...


    Bleibt für mich die Frage, was das "Faux" soll? Oder habe ich das nur falsch gelesen und im Text steht jeweils auch "Feaux"? Das würde noch Sinn machen, aber meiner Meinung nach ist da kein "e"...


    Viele Grüße

  • Zu dieser interessanten Anfrage
    darf von Herrn v. Roy unter:
    http://heraldik-wappen.de/viewtopic.php?p=58731#58731
    ergänzend angemerkt werden:


    Daß der Verfasser der Sterbeurkunde vom 12. April 1 7 8 3 den in Rede stehenden Familiennamen sowohl DEFAUX als auch FAUX schrieb, ist nicht weiter verwunderlich, war doch selbst im Frankreich des 19. Jahrhunderts die Schreibweise der Familiennamen noch ungenau. Mit seinem korrekten Familiennamen bezeugte dann CH[ARLES] FÉAUX dit (= genannt) LACROIX den Tod und die Beisetzung seines Kindes.


    CHARLES FÉAUX genannt LACROIX erscheint in der Sterbeurkunde als „Bevollmächtigter der Sedaner Pfarrgemeinden“. Ob er dieses wichtige Amt im Hauptberuf ausübte, ist nicht zu erkennen.


    I r r i g ist die Annahme, daß der Familienname FÉAUX ein A d e l s p r ä d i k a t darstellt !! Insofern wird hier ( http://www.feauxdelacroix.de/ ) zu Unrecht nach einer Verbindung zwischen dem Familiennamen und dem Begriff der „getreuen“ … ( http://littre.reverso.net/dict…tion/f%C3%A9al,_ale/31035 ) gesucht.


    Daß aber in der H e r a l d i k der verschiedenen FÉAUX-Familien die T r e u e eine vorherrschende Rolle spielte, verdeutlichen zum Beispiel die Wappen des aus Belfort stammenden Geschlechts DU FÉAUX (= zwei sogenannte „treue Hände“) und des wohl aus Südfrankreich stammenden Geschlechts FÉAU(D) (= ein sitzender Hund, der seine Pfote einer „treuen Hand“ entgegen streckt).


    Freundliche Grüße vom Rhein

  • Hallo Billet,


    vielen Dank für Deinen sehr interessanten Beitrag! Ich neige auch dazu, die Überlieferungen eher kritisch zu hinterfragen...


    Mit "Überlieferung" meine ich vor allem einen Text, der um 1890 von einem Vorfahren geschrieben worden ist. Ich habe bisher keinen Hinweis, dass grössere Fehler enthalten sind. Der Autor des Texts behauptet, den (nun leider verschollenen) Heiratseintrag des besagten "Charle" im Kirchenbuch von Sedan gekannt zu haben (vom 15.06.1773). Demnach hiess sein Vater nur "Lacroix" - und nicht etwa "Faux".


    Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln. Denn: Aus der noch erhaltenen Decennaltabelle aus Sedan geht hervor, dass Charle tatsächlich im Jahre 1773 geheiratet hat:


    [Blockierte Grafik: http://www.feauxdelacroix.de/Sedan-mc.jpg]


    Ich halte den Text also für glaubwürdig und die Quellenangabe für echt. Warum sollte es daher nicht stimmen, dass "Charles" Geburtsname "Lacroix" gelautet hat und dass das "Feaux" erst hinterher dazu kam?


    Das einzige, das bisher überhaupt nicht dazu passt, ist eben, dass der Name in der obigen Sterbeurkunde "Faux" und nicht "Féaux" lautet.


    Viele Grüße