Konvertierung Judentum-Katholizismus in Westpreussen um 1850 - wie ging das?

  • Hallo,
    ich habe eine spezielle Frage, doch vielleicht ist die Lösung auch trivial:


    Wenn in Westpreussen um 1850 ein Kind geboren wurde, dessen Eltern katholisch waren, so war es doch normal, daß dieses Kind nach wenigen Tagen oder Wochen getauft wurde. Demtentsprechend wird es auch in einem Taufregister zu finden sein.
    Wie verhält sich jedoch, wenn sich eine Person jüdischen Glaubens, vielleicht schon im Erwachsenenalter, entschloß, zum Katholizismus zu konvertieren? Grundlage dafür sollte doch eine Taufe sein. Wurde diese Person auch im gleichen Taufregister eingeschrieben oder gab es da Sonderregelungen?


    Der konkrete Anlaß für diese Frage ist, daß mein Ururgroßvater und seine drei Schwestern bei ihren jeweiligen Hochzeiten im Heiratsregister der jeweiligen katholischen Gemeinde auch explizit als Katholiken notiert sind. Jedoch sind im Taufregister KEINERLEI Einträge der vier zu finden (Geburt 1839-1845). Das Taufregister ist aber eindeutig das Richtige (Kath. Kirchenbuch Tiefenau, Geburtsort Klein Marienau bei Marienwerder).


    Weiß jemand Rat?

  • Hallo,


    es kann aber auch sein, dass die Beiträge in dem Kirchenbuch teilweise verdarben sind, oder wurden Ihre Vorfahren in einer ganz anderen Kirchgemeinde getauft. Ich bin der polnischen Herkunft, und genauso war es mit mir - ich bin in einer anderen Kirchgemeinde getauft worden - nicht in der, wo ich jetzt wohne. Also, wenn meine Urgroßkinder nach dem Datum meiner Taufe suchen wollen werden, werden sie bestimmt die gleiche Schwierigkeit haben:)


    Bei den Katholikern geht es meistens auf solche Weise, wenn man sich von einer anderen Glaube oder Bekenntnis konvertieren will: verbindlich muss der Kandidat sich bei einer Kirchgemeinde die Grundlagen seiner "neuen" Glaube lernen, und wenn der "Kurs" schon fertig ist, da hat er die Gelegenheit getauft zu werden, immer in einem Tag des Jahres - am Sonnabend vor Ostern. Dabei nach meiner Meinung sollte seine Taufe in dem entsprechenden Tag in dem Kirchenbuch notiert werden.


    Gruß,


    http://www.germanancestry.comuf.com

  • Hallo,
    danke für diese Hinweise.
    Wie das heute mit der Konvertierung funktioniert, ist mir bewußt - ich bin auch katholisch :) . Meine Frage war jetzt, ob daß vor 150 Jahren genauso gehandhabt wurde.
    In dem von mir gesuchten Gebiet gab es tatsächlich für einen sehr großen Umkreis mit sehr vielen Dörfern nur ein einziges zuständiges Taufregister, und daß war in Tiefenau (Tychnowy), Kreis Marienwerder (Kwidzyn). Sowohl die polnischen als auch die wenigen deutschen Katholiken sind dort eingetragen.
    Mein Problem ist nun, daß mein Ururgroßvater und seine drei Schwestern bei ihren jeweiligen
    Hochzeiten im Heiratsregister der jeweiligen katholischen Gemeinde auch als Katholiken notiert sind, im Taufregister aber jetzt nur eine der Schwestern zu finden ist. Diese ist auch im Einzugsbereich von Tiefenau geboren (1842 in Groß Krebs (Rakowiec), Kreis Marienwerder). Mein Ururgroßvater, der 1839 in Klein Marienau, Kreis Marienwerder geboren ist, fehlt.
    Mittlerweile habe ich herausbekommen, daß mein Urururgroßvater tatsächlich Nicolaus Dziakowski (später Jakowski) hieß und 1835 bei seiner Heirat in Hammermühle (Kuznica), Kreis Marienwerder eine eidesstattliche Erklärung abgegeben hat, daß er aus Polen kommt und katholisch ist. Offensichtlich hatte er keine Geburtsurkunde oder einen Taufschein dabei. :)
    Daher hat sich mein Verdacht auf dessen jüdische Herkunft etwas abgeschwächt.


    Gruß
    Andreas Hösch


    P.S.: By the way, you have a very nice homepage!