Frau mit Erfahrung gefunden

  • Hallo


    Das die Männer-Welt gerne Erfahrungen mit Frauen sammelt ist bekannt. Ab Frauen?
    Anna Katharina H. hatte drei Ehemanner und das im Jahre 1660 und fünf Kinder.


    Habt Ihr auch solche Ahnen?

  • Hallo Gregor,


    hast Du die Ursachen schon recherchiert? Im Dreißigjährigen Krieg, der 1648 endete, wurde ein Drittel der Bevölkerung niedergemacht und das Land verwüstet. Wahrscheinlich hat Anna Katharina H. ganz andere Erfahrungen gesammelt, als Du andeutest, und sich diese gerne erspart. Auch infolge Seuchen und Katastrophen lag die allgemein viel geringere Lebenserwartung zu jener Zeit besonders niedrig. Und Frauen und Kinder mußten versorgt werden.
    Dein Fall ist viel weniger ungewöhnlich, als Du annimmst, auch was die Zahl der Kinder anbelangt.


    Gruß
    Detlef

  • Da muss ich Detlef voll zustimmen.


    Eine meiner Vorfahrinnen ist in jungen Jahren mit acht Kindern Witwe geworden. Um den Hof zu halten, brauchte sie einen neuen Bauern. Ihre Kinder waren für die Aufgabe noch zu jung. So heiratete sie ein zweites Mal. Diese "Erfahrung" war für sie und die Kinder lebensnotwendig.


    Gruß Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Gregor,


    acht bis zwölf Kinder - durchaus eher die Regel als die Ausnahme im 17. und bis weit ins 18. Jahrhdt.
    Eine neue Ehe nach dem Tod des Partners einzugehen war schlicht und einfach eine Notwendigkeit, notwendig fürs Überleben, für den Erhalt des Hofs, des Handwerksbetriebs o.ä. Und das gilt für Witwer genauso wie für Witwen, das gilt genauso auch für mehrfache Witwer / Witwen.


    Das die Männer-Welt gerne Erfahrungen mit Frauen sammelt ist bekannt

    Das ist eine recht "moderne" Aussage, eher ein Vorurteil.
    Sie galt damals definitiv nicht. Eine Ehe war nie eine emotionale Sache, ein Frage der Zuneigung der Partner (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Eine Ehe war von wirtschaftlichen und sozialen Aspekten bestimmt, in sehr vielen Fällen legten die Väter die Ehe fest, die Brautleute hatten im allgemeinen dazu nichts zu sagen. Das sich später in der Ehe doch Zuneigung, vielleicht auch Liebe entwickelte ist dadurch aber keineswegs ausgeschlossen.
    Nicht zu vergessen: auch für längst majorenne Witwen mit Kindern wurde sehr oft der neue Partner von Vormündern oder dem eigenen Vater ausgewählt. Da ging es dann auch oft um den Hof, um den Betrieb, den die Witwe mit in die Ehe brachte.
    Die gesamte Problematik war auch eine "staatliche" Frage: die zivile Obrigkeit (nicht die Kirche) schrieb vor, dass vor einer neuen Ehe für die Kinder aus der vorhergehenden Ehe die "Richtigkeit" (das ist ihre wirtschaftliche Absicherung, ihr Erbanspruch) beim Amte festgeschrieben wurde. Ein Beleg darüber musste dem Pfarrer vorgelegt werden.
    Hierzu ein Beispiel. Es heirat der Witwer Andreas Zabel die Witwe Maria Kapmeier (Kroppenstedt, 1723). Dem Eintrag fügte der Pfarrer das folgende an:


    NB diese Leute solten vor 3 Wochen getrauet werden,
    als er aber keine Richtigkeit mit seinen Kindern erster
    Ehe nach Königl. Befehl machen wollen, hat die
    copulation nicht geschehen können, indeß haben sie
    dazumal 2 Tage Hochzeit gemacht u seit dem als Ehe-Leute gelebet.


    Insgesamt ein spannendes weil sehr vielschichtiges Thema, das über die Zeit auch sehr stark veränderte Facetten hatte.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo zusammen,


    Mir ist schon klar, das es keine Sozialhilfe gab und eine Heirat eine starke wirtschaftliche Bedeutung hatte. Es ging mir auch nicht um Moral. Oder Sex und Liebe! Obwohl ohne geht es auch nicht!


    Bei meinen Ahnen sind mehrere Fälle von Eheschließungen nach dem Tod des Partners bekannt. Bisher waren es immer Frau, die verstorben waren. In einigen Fällen wurde dann, eine direkte Verwandte die neue Frau „an seiner Seite“. z.b. ein ungebundene Schwester der Ex-Frau. Mag Zufall sein!


    Drei Ehen erscheint mir selten zu sein. Und zweimal den Mann verloren?
    Klar, die Ursachen weiß ich nicht. Giftmischerin wird Anna Katharina H. vermutlich nicht gewesen sein. INPOL wurde erst 1972 eingeführt. :P

  • Hallo Gregor,


    drei Ehen sind überhaupt nicht selten.


    Aus meiner Ahnenlinie könnte ich Dir einige nennen. Bedenke, die Sterblichkeit im Kindbett oder wie es früher hieß "in Kindesnöthen" war groß. Da oft kleine Kinder zu versorgen waren, war eine neue Ehe das normalste in der damaligen Zeit. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn eine Schwester oder Cousine die nächste Frau wurde. Mit Genehmigung der Behörden konnte die Ehe geschlossen werden.


    Auch Männer hat der Tod oft und früh getroffen. denke an die Kriege, die Pest und andere Seuchen. Auch die Ruhr hat enorm grassiert.


    Das Sterben war allgegenwärtig. der Tod gehörte zum Leben. So waren früher die Friedhöfe an der Kirche. Die Gräber waren täglich zu sehen. Für uns unvorstellbar, mit welcher Demut und Gottesfurcht der Tod angenommen wurde.


    Viele Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Ihr alle,


    auch bei mir gibt es mehrere Frauen die 2 bis 3 Ehen hatten. Es gab nur erhöhte Schwierigkeiten beim Forschen. Bei der einen hatte ich sehr lange einen ihrer Ehenamen fälschlich als Geburtsname in meinen Unterlagen und deshalb in der falschen Richtung geforscht bis ich dann endlich merkte, dass sie mit einem Mann mit diesem Namen auch nur kurz verheiratet war und dies dann falsch in der zweiten Heiratsurkunde als Geburstname vermerkt war.


    Viele Grüße


  • Moin,


    kann mir mal bitte ein Moderator erklären, warum das andere Forum gewerblich ist? Es ist doch genauso kostenlos wie dieses. Ich habe, seitdem ich dort aktiv bin (immerhin seit zwei Jahren), auch noch nie eine Spam-Mail mit Produkt-Werbung oder ähnliches bekommen. Dann dürfte man auch nicht auf http://www.spiegel.de verlinken. Die betreiben ihren Verlag ja auch gewerblich.


    Mein Beitrag war eine sachliche Antwort auf die Frage von baer1955!


    Grüße
    Simone


    P.S. Ich habe übrigens auch schon Links in die umgekehrte Richtung gesetzt, wenn sie sachdienlich waren und die wurden nicht entfernt.

  • Hallo Simone,


    auch mir ist dieses Verhalten nicht verständlich. Schlage vor wir setzen den Informationsaustausch über Mail fort.

  • Hallo an alle.


    Auch ich habe durch die große Sterblichkeit meiner Ahnen schon viele Stunden in eine Falsche Richtung geforscht. Zumal sehr oft auch die Männer in jungen Alter starben. Kriege, Krankbeiten und schwere Arbeiten forderten ihren Preis. Je weiter man in die Vergangenheit geht, desto schlimmer wird es. Wer wollte es einer jungen Frau mit kleinen Kindern welcher der Mann verstarb verdenken, wenn sie vielleicht den Bruder des Mannes der ebenfalls mit zahlreichen kleine Kindern alleine da stand ehelichte. Zu mal in vielen Landstrichen einer Frau untersagt wurde eine Bauernhof alleine zu halten. Dazu kommt, dass die Leute bis zirka 1830, im Riesengebirge sogar 1840 Leibeigene waren und gerade Frauen wenn sie ihren Mann verlohren auch noch dessen Arbeit übernehmen mussten. Es gab weder Kindergeld noch Renten, die Ehe war für eine Frau oft die einzige Möglichkeit sich abzusichern und nicht neben ihren schweren Sorgan und Nöten auch noch als "Freiwild" angesehen zu werden.


    Grüße Brigitte

  • Zitat

    P.S. Ich habe übrigens auch schon Links in die umgekehrte Richtung gesetzt, wenn sie sachdienlich waren und die wurden nicht entfernt.


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    Der Verweis auf einen Zeitschriftenverlag trifft ebenfalls zu. Auch solche Links, sind hier nicht gerne gesehen.
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    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • In meinem Ort gibt es einen Mann, er heiratete in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Als seine Frau starb suchte er sich eine neue Frau und fand diese in der Schwester seiner verstorbenen Ehefrau.
    Das besondere daran war, diese Schwester war damals eine Novizin.
    Beide leben heute noch im Ort.
    Diese Sitte sich eine Frau aus der angeheirateten Verwandschaft zu suchen, war also noch sehr lange Sitte gewesen.

    viele Grüße
    Ulrich
    suche Volkemer >1720 Pfalz; Elsaß; Lothringen;
    Schmidt in Syrgenstein/Bayern-Schwaben und Lothringen Raum Bitsch > 1720

  • Guten Morgen! "Erfahrene" Frauen habe ich viele.
    1. Die Frauen bekamen einen Vormund, der sie heiratete. (falls Vermögen vorhanden war, meist 16.Jh, - 17. Jh.) :D
    2. Viele Frauen starben jung. Ihre Nachfolgerinnen waren ihre Schwestern (oft Witwen).
    3. Ich habe einige 2. - 4. Ehefrauen, die dann ihre Stiefkinder "um die Ecke" brachten, wegen der Erbberechtigung. ?( Diese "Damen" wurden im Dorfteich ertränkt, falls ihr Tun heraus kam.
    Gute "Alte Zeit"!