Rekonstruktion von Urgroßvaters Militärlaufbahn

  • Rekonstruktion von Urgroßvaters Militärlaufbahn


    In den Ranglisten der Königlich Preußischen Armee wird mein Urgroßvater (Jahrgang 1875) von 1906 bis einschl. 1914 als Leutnant d.R. im 1. Oberrheinischen Infanterie-Regiment Nr. 97 (Garnison Saarburg) genannt. Ab 1909 bis einschl. 1914 mit Landwehr-Dienstauszeichnung 2. Klasse (Verleihung also vermutl. 1908).
    In dem „Ehrenmal des preußischen Offizier-Korps. Alphabetisches Verzeichnis der im Weltkriege 1914/1918 gefallenen Angehörigen des preußischen Offizier-Korps.“ (hrsg.: Uebe, Friedrich, Berlin 1939) wird er erwähnt: Gefallen am 25. August 1914 bei Domptail in den Vogesen. Als Friedenstruppenteil wird das I.R. Nr. 97 genannt (s.o.), als Kriegstruppenteil das 2. Unter-Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 137 (Garnison Hagenau). Laut einer Regimentsgeschichte (2. Unter-Elsässisches Infanterie-Regiment Nr. 137, 1. Lieferung, Oktober 1934, ohne Verfasser, ohne Ort) war er laut Offiziersstellenbesetzung vom 01.08.1914 beim III. Bataillon, 9. Kompanie.


    - Welche Gründe könnte es dafür geben, dass er erst mit 30/31 Leutnant d.R. wurde? Unmittelbar nach dem Ende der Schullaufbahn bzw. der Berufsausbildung/des Studiums kann das jedenfalls nicht gewesen sein.
    - Wofür bzw. welche Dienstzeit wurde die Landwehr-Dienstauszeichnung 2. Klasse verliehen?
    - Wie könnte seine Versetzung vom I.R. 97 zum I.R. 137 im Jahr 1914 zustande gekommen sein?
    - Meines bescheidenen Wissens nach ist er in Gresonse bei Flatow aufgewachsen, hat 1909 in Graudenz seine von dort stammende Frau geheiratet und bis 1914 in Danzig gelebt. Wie ist es zu erklären, dass er Reserve-Offizier bei einer Einheit war, deren Garnison gut 1200~1300 km von seiner Heimatstadt entfernt war? War das üblich? bzw. hätte es nicht eine im wahrsten Sinne des Wortes näherliegendere Einheit gegeben?


    Viel Spekulation, wenig Fakten, ich weiß, aber vielleicht hat jemand von euch Informationen zum Reserveoffizier-Wesen vor dem 1. Weltkrieg.

  • Hallo Gregoriwitsch,
    es wäre z. B. möglich das er sich als Ein- (oder Mehrjähriger-)Freiwilliger verpflichtete,
    die diversen Unteroffiziersstufen in der Reserve durchschritt und dann später als Fähnrich
    oder Offiziersaspirant dann im August 1914 sein Patent als Leutnant der Reserve erhielt.
    Keine Seltenheit gerade bei Personen mit höhen Bildungsgrad (Abitur, Studium, etc. ...).


    Und in der Regel war es eigentlich schon Truppenteile aus dem näheren Umfeld (ausser bei Garde,
    die wurde aus dem ganzen Reichsgebiet rekrutiert). Reserveübung wurden aber ab und zu auch
    mal bei Einheiten in entfernteren Region abgehalten. Aber warum das bei Deinem Urgroßvater so
    war weiss ich leider auch nicht. Während des Krieges wurden Soldaten schon öfters mal auf Einheiten
    aus ganz anderen Regionen verlegt, die Verluste musste halt von irgendwo her kompensiert werden.
    ;) Gruss Jens


    p.s.: hier z. B. gibt es ein paar Informationen: http://www.agw14-18.de/formgesch/formatio_rek.html