Selbstmord und dann "verscharrt"

  • Hallo,


    soeben in einem Kirchenbuch aus Brandenburg (1827 )gelesen:


    Anna Maria Koberling hat mit 36 Jahren Selbstmord begangen und sich erhängt.


    Der Pfarrer schreibt als Randbemerkung "wurde am 10ten Januar des Nachts


    am Kirchhofzaun allhier stille eingescharret"


    Traurig, traurig.


    LG Renate

  • Hallo!
    Das war früher so......
    Selbstmorde war eine Todsünde und diejenigen wurden nicht christlich beerdigt.

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  • Noch bis nach dem zweiten Weltkrieg wurden in Dörfern der Prignitz auch Totgeburten heimlich am Kirchenzaun in aller Stille bestattet. Sie erhielten keinen Grabstein oder sonstige Kennzeichnung. Im Falle eines Selbstmordes lief es anscheinend ähnlich. Was mich interessieren würde, auf welcher Seite wurde der Selbstmörder bestattet. Innerhalb oder Außerhalb ? Bei den alten Römern war es ja schon üblich, daß zum Beispiel Gladiatoren außerhalb der Totenstädte bestattet wurden.

    "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." (Bertolt Brecht)

  • Was mich interessieren würde, auf welcher Seite wurde der Selbstmörder bestattet. Innerhalb oder Außerhalb ? Bei den alten Römern war es ja schon üblich, daß zum Beispiel Gladiatoren außerhalb der Totenstädte bestattet wurden.

    Außerhalb der Friedhofsmauer, da das gesamte Friedhosfareal als "geweihte Erde" angesehen wurde.
    Siehe hier (Stichwort: Eselsbegräbnis): http://www.suehnekreuz.de/RB/start.html
    Interessant auch dies: http://de.wikipedia.org/wiki/Eselsbegr%C3%A4bnis


    Schöne Grüße


    Dieter

  • Danke Dieter. Das sie in früherer Zeit außerhalb des Fridhofes bestattet wurden, war mir bekannt. Die Frage wäre, ab wann man begann, die Toten generell auf einem Friedhof zu begraben. Mit der Aufklärung ließen ja bestimme Aberglauben nach. Wenn gleich, selbst mir noch beigebracht wurde, daß man stets die Tür des Friedhofes zu schließen hat, damit die Seelen nicht entfliehen können. Ein Grund, warum wohl auch Friedhöfe nach Möglichkeit stets eingezäunt oder ummauert wurden.

    "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." (Bertolt Brecht)

  • Hab den Thread jetzt erst gesehen:


    Zitat

    daß man stets die Tür des Friedhofes zu schließen hat, damit die Seelen nicht entfliehen können. Ein Grund, warum wohl auch Friedhöfe nach Möglichkeit stets eingezäunt oder ummauert wurden.


    Da musste ich schmunzeln: so erfuhr ich, dass man "früher" die Toten daheim aufgebahrt wurden und das Fenster aufgemacht werden musste, damit die Seele den Körper verlassen kann. Wenn sie dann im Friedhof eingesperrt wurden - wie konnten sie dann in den Himmel oder in die Hölle? ;) Aber: wenn wenn die Seelen schon vorher aus dem Fenster gelassen wurden - wer wurde dann im Friedhof eingesperrt?

  • Die Umzäunung der Friedhöfe war aus einem ganz praktischen, banalen Grund erforderlich, das frei herumlaufende Vieh sollte ferngehalten werden.
    Im Nachbarort gab es ein Haus mit dem Namen " am Kirchröster " das war ein Knüppelrost vor dem Eingang zum Kirchhof, die Schweine blieben darin mit ihren Füßen hängen.
    Mit freundlichen Grüßen, Wilfried

  • das frei herumlaufende Vieh sollte ferngehalten werden.


    Dazu fällt mir spontan etwas ein.
    Ich züchtete lange Schafe. Eines Tages blieb ein Bauer mit seinem Traktor an meinem Weidezaun hängen und die Schafe witterten den "Duft der Freiheit".
    Früh um halb 6 Uhr klingelte mein Telefon. "Da sind Schafe auf dem Friedhof. Sind das Deine? "
    Naja um die Uhrzeit ist man (Frau) ja noch leicht verschlafen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie meine Schafe ausgerechnet auf den Friedhof kommen sollten -die Weide war ja auch ca. 2 km davon weg.
    Aber als pflichtbewusster Tierhalter schaut man doch besser mal nach und tatsächlich: Meine Schafe standen völlig überfressen , mit hängenden Köpfen, mitten auf dem Friedhof.............

  • Die Umzäunung der Friedhöfe war aus einem ganz praktischen, banalen Grund erforderlich, das frei herumlaufende Vieh sollte ferngehalten werden.


    Nicht nur das. Es war auch ein Rechtsraum, in dem z. B. Verfolgte Asyl fanden und ein besonderer Rechtsfrieden galt, der dazu beitragen sollte, Auseinandersetzungen zu vermeiden.


    Gräberfelder gab es schon vor den uns bekannten Friedhöfen. Allerdings handelte es sich um Hügelgräber und die waren wahrscheinlich eh wild bewachsen und mussten daher nicht eingezäunt werden. Bis Karl der Große es verboten hat, war die Feuerbestattung sehr verbreitet.


    Umzäunte Friedhöfe, wie wir sie kennen, gibt es etwa seit dem 10. Jahrhundert. Zu der Zeit waren die christlichen Gemeinden so groß geworden, dass man solidere Kirchen (aus Stein) mit Kirchhöfen und Friedhöfen anlegte.


    @ Jutta: Großartig! Ich stelle mir gerade ein paar Schafe mit Kugelbäuchen vor. :thumbsup: