Wappen aus Nördlingen Staal Stahl u. ähnl. vorhanden - Zuordnung möglich?

  • Liebe Experten


    ....da bin ich wieder einmal mit einer Anfrage. Es ist mir endlich gelungen eine Familie STAHL (STAHEL) in Nördlingen nachzuweisen, und zwar bis zum ältesten Eintrag der vorhandenen Kirchenbücher. Aus dem Nördlinger Stadtarchiv gibt es noch etwas frühere Quellen. Diese Familie stellte immer hohe Beamte der Stadtverwaltung und des Klosters Heilbronn. Sie verkehrte mit Adligen, war aber selbst bürgerlich. Sicher führte sie ein Wappen?! Ich konnte auch einige "Stahl-Wappen" finden, die Blasierung paßte aber bestimmt nicht zu meiner gesuchten Linie. Übrig bleiben 3 Variationen mit immer dem gleichen Schrägbalken in der Mitte. Seitlich je ein Stern und ein Haken in der Mitte. Die Wappen sind audrücklich angegeben mit NÖRDLINGEN STAAL (STAHL) Dennoch wird in der Beschreibung eine andere Herkunft angegeben. WENN dieses Wappen zu einer Staal (STAHL) Familie in NÖRDLINGEN gehört (was die Unterschrift besagt), dann könnte es eigentlich NUR die oben beschriebene Linie sein. Meines Wissens gab es in Nördlingen keine andere Stahlfamilie, die so bedeutend war, (etwa ab 1550 bis 1650)? Ich kann mich irren! Ist eine Zuordnung möglich?


    Viele Grüße von Seerose :)


    ach ja.......ein Wappenbild ist aus dem Armorial General von Rietstap (sehr schlicht) Ein zweites, sehr ähnliches Wappenbild ist aus "ich weiß nicht mehr", hat das gleiche Motiv aber eine protzige Helmzier, Flügeldecken und "das ganze Programm"

  • Hallo Seerose :)
    In der Sammlung Siebmacher, Bürgerliche, Bd. 9, Teil 1, Abtl. 1, Seite 16, Tafel 16
    steht verzeichnet:
    Stahl
    Michael, Handelsmann zu Nürnberg 1620,
    In B. ein r. Schrägbalken mit einem s. Widerhaken belegt und von zwei s. Sternen begleitet.
    K.: Offener Flug, rechts r., links b., mit s. Haken und Sternen belegt.
    D.: rechts b. und g., links r. und s.

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    In Tafel 16 ist bei der Abbildung des Wappens allerdings auffallend,
    daß entgegen der Blasonierung, im Schild die beiden s. Sterne nicht vorhanden sind.
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    Ich bitte um Nachsicht, kann leider mal wieder nicht Scannen. :!:

  • Zu dieser Anfrage
    darf von Herrn v. Roy unter :
    http://heraldik-wappen.de/viewtopic.php?p=62359#62359
    angemerkt werden:


    Das Wappen der Nördlinger Familie STAAL (auch: STAHL) wird bei „Rietstap“ wie folgt beschrieben:


    STAAL


    "D'azur à la bande de gueules ch. d'un crampon d'or posé dans le sens de la bande et acc. de deux étoiles d'or. Casque couronné. Cimier: un vol coupé alternativement d'azur et de gueules l'azur chargé d'une étoile d'or et le gueules d'un crampon en pal. Lambrequin: à dextre d'argent et de gueules à senestre d'or et d'azur."


    Das wäre: In B l a u ein mit einem g o l d e n e n Krampen belegter und von zwei g o l d e n e n Sternen begleiteter r o t e r Schrägrechtsbalken. Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Decken ein offener quergeteilter abwechselnd b l a u - r o t e r A d l e r f l u g, der blaue Teil des Flugs belegt mit einem goldenen Stern, der rote Teil mit einem pfahlförmig gestellten goldenen Krampen.


    STAHL


    "D'azur à la bande de gueules ch. d'un crampon d'argent et acc. de deux étoiles du même. Casque couronné. Cimier: un vol de gueules et d'azur chaque aile ch. d'une étoile d'argent surmonté d'un crampon du même celui à dextre en barre celui à senestre en bande. Lambrequin: à dextre d'or et d'azur à senestre d'argent et de gueules."


    Das wäre: In B l a u ein mit einem s i l b e r n e n Krampen belegter und von zwei s i l b e r n e n Sternen begleiteter r o t e r Schrägrechtsbalken. Auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-goldenen und links rot-silbernen Decken ein offener r o t – b l a u e r A d l e r f l u g , jeder Flügel belegt mit einem silbernen Stern überhöht von einem silbernen Krampen, der – heraldisch - rechte schräglinks, der linke schrägrechts.


    Die vorgenannten - geringen - Farbabweichungen sind bei alten Geschlechterwappen fast „normal“ zu nennen. Derartige Abweichungen mögen auf fehlerhaften Überlieferungen oder darauf beruhen, daß hier die verschiedenen Linien ein und desselben Geschlechts - geringfügig - unterschiedliche Wappen führten. Denkbar wäre aber auch, daß die Farbabweichungen auf kaiserlichen Wappendiplomen beruhen. Hier könnte man das Österreichische Staatsarchiv (Allgemeines Verwaltungsarchiv) in A-1030 Wien, Nottendorfer Gasse 2, fragen, ob sich in den Beständen des Archivs Konzepte zu Wappenbriefen für das Nördlinger Geschlecht STAAL/STAHL befinden.


    In einem älteren „Siebmacher“ findet man eine sehr schöne Abbildung des in Rede stehenden Wappens http://www.wappenbuch.com/imagesE/E241.jpg .


    Freundliche Grüße vom Rhein

  • DAS SIND ABER SEHR INFORMATIVE UND AUSFÜHRLICHE ERKLÄRUNGEN!!! Tausend Dank für die viele Arbeit!


    Da ich allerdings KEIN Experte auf dem Gebiet der Heraldik bin, kann ich die Bezeichnung: NÖRDLINGER FAMILIE STAAL (STAHL) nicht genau einordnen. Der Begriff passt allerdings SEHR GENAU zu der nicht unbedeutenden Familie, welche ich meine. Die gezeigten Wappen, sind eindeutig, die mir Bekannten. Auch der Handelsmann zu Nürnberg, benutzt die selben Symbole. Die leichten Variationen scheinen doch wohl zu EINEM verwandten Geschlecht zu gehören??? Ich gehe jetzt davon aus, wenn ich alles richtig verstanden habe?!


    Nochmals VIEEEEEEEEELEN DANK von Seerose :)

  • Das Problem bei J. P. Rietstap (1828-1891) und dem Alten Siebmacher ist das totale Fehlen von Quellenangaben, im Alten Siebmacher sind außerdem keinerlei Texte zu den Wappentafeln enthalten.


    Finden wir im Rietstapschen Armorial Général für deutsche Geschlechter aber ein Oberwappen blasoniert dann ist seine Quelle ein Alter Siebmacher, sind zusätzlich Angaben zu finden über den Adelserwerb, bzw. das Erlöschen eines Geschlechtes dann benutzte er den Neuen Siebmacher (soweit bis 1887 erschienen).


    Die erwähnte Nördlinger Siebmacher-Tafel 241 des 5. Teiles stammt aus der 4. Auflage von 1661 (P. Fürst), sie wurde bis zur 12. Auflage von 1772 (N. Raspe) nicht verändert.


    Paul Fürst hatte u.a. Korrespondeten (z.B. Frantz Leux seit 1653 für die Wappen der Neugeadelten ( er war Kammermaler in der Reichs(hof)kanzlei in Wien), die ihm - teils auf Vordrucken - laufend Beiträge lieferten. Woraus diese schöpften können nur ortsbezogene Forschungen klären.


    Das geringfügig unterschiedliche Wappen (evt. absichtlich) der Stahl aus Nürnberg hat Rietstap aus dem Bürgerlichen Band 1, Tafel 16 (erschienen 1858) des Neuen Siebmacher.
    Die Stahl aus Oettingen, Band 4, Tafel 78 (erschienen 1890) konnte er nicht mehr aufnehmen (Redaktionsschluß des Supplementes und des Appendix des Armorial Général war bereits 1887).


    Die örtliche Forschung sollte fortgesetzt werden.

  • .....ein interessantes Gebiet, die Heraldik!! (sicher ein "Studienfach") Inzwischen bin ich mir recht sicher, das Wappen der "NÖRDLINGER STAHL" meiner gefundenen Linie zuordnen zu können. Die verschiedenen Variationen, auch in anderen Gebieten, haben wohl alle den selben Ursprung.


    Zu den Wappensymbolen wäre es interessant, mehr zu erfahren. Besonders interessiert mich persönlich das Bild des KRAMPEN. Was ist ein Krampen???? Eventuell etwas ähnliches wie ein Enterhaken? Der Name STAHL könnte seinen Ursprung vielleicht von einem Schmied ableiten, war jedoch auch nicht selten ein Rittername ??? (betr. Rüstung) Ich bitte um Berichtigung wenn ich "falsch liege"


    Wer könnte mir das Bild des Krampen erklären?


    DANKE und GRÜßE von Seerose :)

  • Der Krampen wird in der Heraldik auch als Doppelhaken, Widerhaken und Maueranker bezeichnet.
    Das ist ein aus Eisen oder Stahl geschmiedetes Verbindungselement, dessen Haken entgegenstehen.


    Er ist in mehreren bürgerlichen Familienwappen deren Namen "eisen", "stahl", "schmied", "hake" o.ä. enthält zu finden.
    Das sind dann "redende" Wappen.