Schwarzes Hochzeitskleid

  • Ich wühle mich gerade durch einen großen Schuhkarton geerbter Familienbilder hindurch, alles wahre Schätze. Dabei fiel mir auf, daß auf einigen Hochzeitsbilder die Braut schwarz gekleidet war. Es sind nur Bilder während des 1. Weltkrieges. Irgendwie sieht es ganz merkwürdig aus, eine Braut in Schwarz zu sehen. Auf einem Bild wird dazu ein weißer Schleier getragen. Es handelt sich um Trauungen in Köln.


    Hat jemand schon mal etwas ähnliches in seinen Bildern gefunden? Es wäre ja interessant zu erfahren, ob das eine Modeerscheinung während der Kriegszeit war. Nach dem Motto, solang unsere Jungens im Felde sind, tragen wir schwarz. Ich kann es mir momentan nicht anders erklären.

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


    Forschungsgebiete: Westpreußen (Czersk, Bruß) [FN Ossowski], Köln, Leipzig [FN Schlegel] und Kreis Schleswig-Flensburg [FN Nissen]

    Homepage: https://egonossowski.wixsite.com/meinewebsite

  • Übrigens trug meine Schwiegermutter ca. 1947 auch ein dunkles Kommunionkleid mit weißem Kragen. Ich kann mich aber nicht erinnern, ob es dunkelblau oder schwarz wa, da das Foto s/w ist. Ich muss sie nochmal fragen...

  • Vielen Dank für eure Beiträge. Das ist ja wirklich interessant. Den Wikipedia-Beitrag habe ich studiert, er ist ja sehr informativ (Ich wäre im Leben nicht auf den Gedanken gekommen, mit dem Suchbegriff "Braukleid" bei Wikipedia reinzugehen).
    Es gibt also mehrere Möglichkeiten: Allgemeines Modeempfinden war noch nicht bei Weiß angelangt (1915), Trauerjahr (diesen urkatholischen Brauch kenne ich im Prinzip auch noch) oder schwanger.
    Ich werde mal anfangen zu rechnen (9 Monate) und mal prüfen, ob es da tatsächlich Sterbefälle in der Familie gegeben hat. Echt spannend.
    Das Ergebnis werde ich auch hier verkünden.

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


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  • Hallo Egon! Meine Großmutter heiratete 1893 in einem schwarzen Brautkleid aus "schwerer" Seide. Das wurde später "modern" umgearbeitet und sie trug es immer an Hochzeitstagen bis zur Diamant Hochzeit. Sie wurde darin bestattet.Ihren Brautschmuck (Karfunkelsteine) Granat übergab sie meiner Mutter für mich. Den hüte ich noch heute. Dieser stammt von meiner Urgroßmutter (Ohringe, Brosche mit 3 "Etagen", Armband).

  • Hallo Egon


    Mein Grossmutter trug bei ihrer Hochzeit ein schwarzes Kleid mit weissem Schleier.Sie heiratet 1935. Aber sie trug es nicht als Modeerscheinung, sondern weil ihr Vater 6 Wochen vorher in Indien auf einem Schiff an Malaria verstorben war. Ihr Vater sollte 3 Wochen vor der Hochzeit von seiner Reise zurückkommen. Die Heirat konnte nicht verschoben werden,da mein Grossmutter schwanger war.


    Ich halte es nicht für eine Modeerscheinung, sondern als ein Zeichen dafür, das ein naher Angehöriger verstorben war und man eigentlich noch in der Trauerzeit war

    Dauersuche
    Dargies,Vorrath im Memelland
    Mai,Jüttner aus Waldenburg Schlesien
    Williges,Gund(e)lach aus Helsa,Grossalmerode/Hessen
    Hagemann,Richter, aus Vorpommern
    Fago,Romba aus Lötzen, Jagodnen und Umgebung
    Meyn,Behrmann aus Haseldorf,Haselau,Wedel

  • Ich habe insgesamt 3 Fotos mit schwarzgekleideten Bräuten. Bei zweien kann ich (zur Zeit) die näheren Umstände dafür nicht herausfinden, weil mir einfach die Daten hierzu fehlen.


    Von meiner Großmutter weiß ich jedoch nun, warum sie in Schwarz mit weißem Schleier vor den Altar trat. Die Hochzeit war im Juni - mein Vater wurde als erstes Kind im November geboren.


    Kommentar meiner Ehefrau: " Mein Gott, diesen Zusammenhang erkennt man doch auf einen Blick." Recht hat sie, aber bei mir hat es nie "geklingelt", wenn ich diese Daten verglichen habe. Vielleicht, weil man als Mann diese 9-Monats-Zeitspanne nicht verinnerlicht hat? ?( Ich werde in Zukunft wohl häufiger mal bei Hochzeits- und Geburtsangaben zurückrechnen.

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


    Forschungsgebiete: Westpreußen (Czersk, Bruß) [FN Ossowski], Köln, Leipzig [FN Schlegel] und Kreis Schleswig-Flensburg [FN Nissen]

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  • Ich würde in allen Fällen wo eine Braut aus nicht so guten Verhlätnissen heiratete davon ausgehen, dass sie einfach ihr bestes Kleid trug. Selbst im "Mittelstand" konnte man es sich nicht leisten ein Extrakleid zu haben. Ein weißes Kleid war unnütz und selbst das spätere Umfärben teuer und umständlich. Kann mir auch nicht vorstellen, dass ein schwarzes Kleid Strafe für die Unreinheit war denn man versuchte sowas eher zu vertuschen als darauf hinzuweisen. Selbst die Klatschtanten taten das hinter vorgehaltener Hand. 8-) Um 1900 war es einfach auch noch nicht üblich in weiß zu heiraten, jedenfalls nicht bei den "Gemeinen". Die Kleiderordnungen waren so lang ja auch noch nicht abgeschafft und man trug im Volke allgemein gedeckte Farben oder eben Tracht. Ich glaube die meissten Kleidungsstücke wurden eher durch Schmuck oder bunte Bänder/Tücher aufgepeppt. Gegen die Trauer oder Strafetheorie spricht auch, dass die Bräute weiße Schleier trugen. Einen Schleier konnte man sich vielleicht noch als Andenken leisten und den konnte man vielfach auch leihen.



    Also ich würde da nicht so viel hineininterpretieren. Denn auch das Trauerjahr galt ja allgemein nur für Witwen und nicht für die ganze Familie. Dass natürlich einige wenige ihre Trauer zeigten durch ein schwarzes Kleid wäre möglich, war aber sicher nicht die Regel.

  • Hallo "Thea1966",
    Deine Auslegung deckt sich mit den Aussagen älterer Bewohner eines Altenheimes, mit denen ich neulich über dieses Thema gesprochen habe. Es war schlichtweg üblich, im besten Kleid zu heiraten - und das war damals kurz nach der Jahrhundertwende in der Regel ein schwarzes Festtagsgewand. Der weiße Schleier - der war das eigentliche Hochzeitssymbol.

    mit herzlichen Grüßen aus dem Landesteil Südschleswig

    med venlig hilsen fra Sydslesvig


    Egon Ossowski


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