Erstbesiedler waren fruchtbarer als Nachzügler

  • Ein Thema von 2011,aber dennoch interessant.


    Zitat

    Frühere Hochzeit, mehr Kinder: Die Erstbesiedler Kanadas aus dem 17. Jahrhundert zeugten mehr Nachkommen als ihre Nachzügler. Zu diesem Schluss kommen Ahnenforscher nach Analyse der Stammbäume von mehr als einer Million Kanadier. Offenbar bietet Neuland einen evolutionären Vorteil.


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  • Mein Stammbaum ist klar getrennt in primär alteingesessene Brandenburger und durchgehend deutsche Kolonisten aus Polen. Es passt hier ebenfalls genau. In Brandenburg spätere Hochzeiten und weniger Kinder. Dafür war die Kindersterblichkeit allerdings auch geringer, selbiges gilt für die Sterblichkeit der Ehefrauen. Ein "Verschleiß" von drei Ehefrauen und mehr, war damals in den neu besiedelten Regionen im Osten anscheinend nicht ungewöhnlich. Interessanterweise halten sich über Generationen hinweg, die Geburtsjahre der einzelnen Jahrgänge in jedem Stammbaum in etwa gleich, was die Geburtsjahre angeht.


    Dies kann aber auch daran liegen, daß die meisten meiner Vorfahren zu den Kindern im letzten Drittel der Geburten lagen. Ich bin aber bei einigen Faktoren anderer Ansicht. Fruchtbares Land war meistens unter Wald versteckt und musste erst gerodet werden. Schlechte Lebensbedingungen in den ersten Generationen erhöhten die Kindersterblichkeit und minimierten die Zahl der überlebenden Kinder. Dies ist ein Effekt des Lebens im Allgemeinen. Sind die Bedingungen schlecht, bäumt sich das Leben auf und versucht verzweifelt so viel Leben wie möglich zu produzieren, um das Leben einer Art (oder hier Familie) zu sichern. Daher schnelles verheiraten der Kinder um das überleben der jüngeren Geschwister zu sichern, da ihnen damit mehr Ressourcen zu Verfügung standen (dies sicherlich ohne das Wissen darum, sondern aus der Situation heraus).


    Man sollte nicht vergessen, daß Kinder die einzige Chance auf Altersversorgung waren! Dazu kommt ein Paradoxon. Neu besiedeltes Land und viele Kinder führen schneller zu Überbevölkerung. Oftmals war in Polen zu beobachten, daß in weniger als einer Generation die Ländereien zu knapp wurden. Das führte zu einer kontinuierlichen Ostbewegung, welche erst durch die Flucht und Vertreibungen im ersten und zweiten Weltkrieg beendet wurde. Durch das weiterziehen eines Teils der Familien, wurde dafür das überleben der verbleibenden Menschen gesichert. Das Ergebnis kann man heute gut bei der Genealogie im Osten beobachten. Viele Familiennamen sind teils von der Neumark bis nach Russland zu finden. Ein Umstand der innerhalb eines Jahrhunderts erreicht wurde.


    Zumindest kann ich bislang sagen, daß ein großer Teil meiner Vorfahren ihren Ursprung in Süddeutschland, dem Elsaß, Österreich und der Schweiz hat. Und zwar über die Brandenburger und die deutschen Kolonisten aus Polen.


    Grüße Maik

    "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." (Bertolt Brecht)

  • Hallo Maik,


    sehr interessanter Beitrag!


    Zitat

    Interessanterweise halten sich über Generationen hinweg, die Geburtsjahre der einzelnen Jahrgänge in jedem Stammbaum in etwa gleich, was die Geburtsjahre angeht.


    Was genau meinst Du hiermit?


    Zitat

    Dies kann aber auch daran liegen, daß die meisten meiner Vorfahren zu den Kindern im letzten Drittel der Geburten lagen.


    Können andere (Er-)Forscher von Migrantenfamilien die Hypothese unterstützen, dass die jüngeren Kinder mehr Nachfahren hatten?


    Zitat

    Viele Familiennamen sind teils von der Neumark bis nach Russland zu finden. Ein Umstand der innerhalb eines Jahrhunderts erreicht wurde.


    Welcher Zeitraum ist gemeint? Hast du ein, zwei konkrete Beispiele? Nur Interesse halber...

  • Hallo Zimba,


    Zitat

    Was genau meinst Du hiermit?


    Ich meine damit, daß trotz vieler Generationen sich im jeweiligen Teil des Stammbaumes die Anzahl der Generationen über 150 Jahre hinweg, in allen zusaätzlich vorhandenen Linien (auf Eltern folgen Großeltern Urgroßeltern...etc.) am Ende trotzdem die jeweiligen Generationen inetwas die gleichen Geburtsjahre aufweisen. Es gibt praktisch keine Verschiebungen durch Erst oder Letztgeborene und deren Familiengründungen. Ich habe Linien mit bis zu 14 Kindern. Zwischen dem Erst - und Letztgeborenen liegt damit oft eine ganze Generation. Trotzdem findet im Stammbaum keine vereinzelte Verringerung oder Vermehrung von Generationen statt. Ein Umstand der wohl auch daran liegen mag, daß sich meist fast Gleichaltrige zusammenfanden. Erstaunlich ist es trotzdem.


    Allerdings ist bei den Kolonistenfamilien im Osten immer wieder zu beobachten, daß die Männer, welche zuerst in einem neuen Siedlungsgebiet ankommen, erst einige Jahre später heiraten. Diese kamen oftmals als Unverheiratete und vermutlich kolonisierten sie zu allererst. Waren die Bedingungen verbessert. Ein wenig Ackerland zur Selbstversorgung und Häuser (am Anfang lebten Viele oft in Erdhütten, die halt nur Löcher mit Dach waren) dann kamen Frauen nach, oder sie wurden aus gerade angekommenen Familien schnell und sehr jung verheiratet (teilweise mit 15 Jahren). Allerdings fehlte es dann trotzdem an Infrastruktur. Keine Ärzte, Polizei oder Sonstiges. In meinem Stammbaum zogen die meisten Familien in Polen in jeder Generation umher.


    Zitat

    Welcher Zeitraum ist gemeint? Hast du ein, zwei konkrete Beispiele? Nur Interesse halber...


    Etwa zwischen 1780 und 1915. Danach Ortsveränderungen durch die Kriege, wobei dabei eine Rückwärtsbewegung in Richtung Westen entstand.


    Zu den Namen und den Forschungsergebnissen. Ich forsche primär in Mittelpolen zwischen 1800 und 1945. Um genau zu sein in einem Viereck, welches begrenzt ist durch die Städte Lodz, Rawa Mazowiecka, Opoczno und Radomsko und praktisch allem was dazwischen ist. Durch viele Auswertungen in dieser Region, welche ein Durchgangsgebiet für Familien aus dem Westen war (z.B. aus Posen, Pommern, Brandenburg, Schlesien, Kujawien etc.). Zu nennen wären dabei Familien wie Ickert (Ueckert), Wuschke, Friske, Makus usw. Diese Familien haben ihren Ursprung in den genannten Gebieten und sind dann mit fortschreitender Generationenfolge bis nach Wolhynien über Mittelpolen zu verfolgen. Wobei man dann die Familiennamen nach und nach in alle Regionen antrifft. Da meine Suchregion genau die Mitte dieser Wanderungsbewegung darstellt, kann man hier die Ankünfte und die Abwanderungen am Besten nachvollziehen.


    Dabei ist das Forum von Irmgard Müller unter www.mittelpolen.de am Besten als Nachweis anzuführen. Hier kommen viele Forscher bei ihren Nachforschungen aus Wolhynien (Ukraine) oder Russland, über Mittelpolen und gehen dann mit der Forschung in die Urkunftsgebiete zurück. Hier haben sich inzwischen auch viele Forscher zusammengefunden, welche ehrenamtlich Indexverzeichnisse oder Kirchenbücher aufarbeiten. Durch diese Zusammenarbeit gelingt es allmählich ein komplexes Bild aufzubauen und beweiskräftige Nachweise anzuführen.


    Grüße Maik

    "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." (Bertolt Brecht)

    2 Mal editiert, zuletzt von Maiks ()