Vertreibung und Flüchtlingslager nach dem 1. Weltkrieg

  • Hallo allerseits,


    kürzlich tauchten einige Dokumente meines Großvaters wieder auf. Ich und meine Familie konnten aus ihnen die für uns ganz neue Einsicht entnehmen, dass mein Großvater in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg aus den damals zu Polen kommenden Gebieten des Netzekreises ausgewiesen wurden. Sie begannen daraufhin eine vierjährige Odyssee durch mindestens 3 Flüchtlingslager.


    Diese drei Lager kennen wir nach Ortsangaben, doch konnte ich zu keinem von ihnen nähere Informationen finden. Ganz allgemein habe ich zur konkreten Geschichte der Vertreibungen aus den deutschen Ostgebieten nach dem 1. Weltkrieg praktisch nichts finden können, insbesondere keine Angaben zu den konkreten Flüchtlingslagern. Weiß jemand dazu mehr?


    Gern gesehen wäre auch eine Monographie, die sich mit diesem Zeitabschnitt und den Schicksalen der Menschen eingehender befasst.


    Herzlichen Dank!

  • Schau mal hier:

    Denkschrift des Auswärtigen Amts über die Abwanderung aus Posen und Westpreußen1 . [25. Februar 1921]


    Außerdem dieser Buchausschnitt aus "Aussiedler: deutsche Einwanderer aus Osteuropa von Klaus J. Bade, Jochen Oltmer", iinsbesondere auch Quellenangaben in den Fußnoten 11-13.


    Mir scheinen die Begriffe "Vertreibung" und "Flüchtlingslager" in dem Zusammenhang zumindest unüblich. Die Deutschen erhielten Minderheitenstatus und viele wanderten ab. Also, besser nach Abwanderung, Migration in der Weimarer Republik im Zusammenhang mit Posen, Westpreußen o. ä. googeln.


    Interessantes Thema!

  • Hallo Simone,


    besten Dank. Den Begriff "Vertreibung" entnahm ich Internet-Beiträgen zum Thema (auch Wikipedia). "Flüchtlingslager" entstammt einem Text meines Großvaters. Er unterschied damals ausdrücklich zwischen Flüchtlingslagern, deren Orte er angibt, und einfachen "Umzügen" an mehrere verschiedene Stellen im damaligen Reich. Deshalb nahm ich an, dass es konkrete Lager gab, die man so nennen müsste.


    Schöne Grüße,
    Bijan

  • Hallo Bijan,


    ja, stimmt. Das mit den Flüchtlingen muss ich wohl revidieren.


    Hier noch ein Link für Dich - noch ein Buch von Jochen Oltmer. Er scheint da sehr viel zusammen getragen zu haben. Dort wird auch der Begriff 'Heimkehrlager' bzw. 'Heimkehrerlager' verwendet.


    Googel außerdem nach 'Durchgangslager' im Zusammenhang mit den Jahreszahlen 1919, 1920, 1921 sowie Begriffen wie Vertriebenenfürsorge...


    Im Allgemeinen scheint man wohl ehemalige Kriegsgefangenen-Lager in Lager für Aussiedler umfunktioniert zu haben, wie z. B. Großporitsch .

    “The” Impossible Border: Germany and the East, 1914 - 1922"
    by Annemarie Sammartino

  • Hallo Bijan,


    Du bist nicht alleine mit Vorfahren aus dem Netzekreis. Meine Großeltern aus dem Raum Dratzig (Drawsko), Regierungsbezitrk Bromberg, sind mit meinem Vater (als Säugling) um 1922 aus der preußischen Provinz Posen nach NRW gekommen. Es gab aber keinen Aufenthalt in einem Zwischenlager. Sie bekamen sofort Arbeit auf einem Gut mit Wohnraum und einem Garten zur Selbstbewirtschaftung. Ich vermute, sie wurden schon vorher dafür angeworben. Nach 1945 sind die Großeltern mit den inzwischen geborenen weiteren Kindern wieder zurück in das dann polnische Gebiet. Mein Vater war volljährig und konnte sich dem Umzug deshalb widersetzen.


    Hallo Simone, danke für Deine Links, sehr informativ.


    Viele Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula