Kloster in Mainz?

  • Heute habe ich eine Frage zu einer etwas ungewöhnlichen Familiengeschichte.
    Gehörte Lonsheim 1899 zu Mainz?


    Der Hintergrund meiner Frage ist folgende Geschichte:
    Mein Großvater hatte zwei Stiefbrüder. Die beiden wurden von meiner Urgroßmutter mit in die Ehe gebracht und von meinem Urgroßvater wie eigene Kinder angenommen und großgezogen.
    Die Geschichte zu Johann und Kaspar erzählt man sich so: Meine Urgroßmutter liebte einen Mann, den sie nicht heiraten durfte (warum weiß ich nicht). Obwohl ihre Eltern gegen diese Beziehung waren, wurde sie von diesem Mann schwanger. Daraufhin schickte sie ihre Mutter angeblich in ein Kloster nach Mainz, wo sie dann Johann zur Welt brachte. Nachdem sie mit ihrem Sohn wieder zu Hause war, gab sie ihre Liebe zu diesem Mann aber nicht auf und wurde nochmals schwanger. Wieder soll sie von der Mutter in das Kloster nach Mainz geschickt worden sein. Dort brachte sie dann Kaspar zur Welt.


    Nun habe ich aber als Geburtsorte der beiden einmal Lonsheim (Johann 1988) und einmal Mainz (Kaspar 1901). Weiß jemand, ob es ein Kloster gibt, auf das beide Ortsbezeichnungen zutreffen könnten? Ich finde, dass diese beiden Orte doch ein ganzes Stück auseinander liegen. Aber vielleicht hat hier ja jemand eine Erklärung dafür.


    Vielen Dank schon einmal für Eure Hilfe!


    Grüßle, Annette

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    (Peter Pan)


    Lieber Gruß, Annette

  • Hallo Annette!


    Wirklich weiterhelfen kann ich Dir leider nicht. Aber ich habe eine gewisse Vorstellung davon, wie es sich abgespielt haben könnte.


    Lonsheim gehörte zum Bistum Mainz. Vermutlich gab es in Mainz eine Entbindungsanstalt für ledige Mütter, die einem Kloster angegliedert war.
    Vielleicht hatte die Mutter ja die Hoffnung, dass ihre Tochter das Kind zur Adoption frei geben würde?


    Und das unterschiedliche Geburtsorte eingetragen sind mag daran liegen, dass die Tochter das 1. Kind erst in Lonsheim angemeldet hat und das 2. Kind von der Entbindungsanstalt in Mainz gleich nach der Geburt angemeldet wurde.


    LG
    Elwe

  • Hallo Franz Josef,


    die Klöster in und um Mainz bei Google habe ich schon gesehen. Aber das hilft mir nicht weiter. Dort kann ich leider nicht herausfinden, ob 1899 irgendwelche Klöster vielleicht zusammengehörten.



    Hallo Elwe,


    ja, so wie Du es vermutest könnte es gewesen sein. Ich stelle es mir auch so vor. Allerdings kam die Mutter der beiden Söhne aus Eddersheim. Was für mich die ganze Sache ein wenig merkwürdig macht...


    Vielen Dank Euch Beiden für Eure Gedanken und Ideen!


    Grüßle, Annette

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    Lieber Gruß, Annette

  • Sodele, ich habe gerade mit meinem Vater telefoniert.
    Einer meiner Urgroßväter ist 1855 in der Entbindungsanstalt für ledige Mütter in Mainzer Rheinstraße geboren worden. ;)
    Wer die Klinik geführt hatte konnte er mir adhoc leider nicht sagen.


    Ich habe dann noch mal ein bißchen gegoogelt und bin auf die Antoniter gestossen:
    http://www.mainz.citysam.de/antoniterkapelle-mainz.htm
    http://www.klosterlexikon-rlp.…inz-antoniterkloster.html


    Und in Folge dessen auf die Klarissen der Armklara.
    http://www.klosterlexikon-rlp.…-und-kunstgeschichte.html


    Zitat

    Eine Hebammenschule mit einer später integrierten Entbindungsanstalt setzte die wohltätige Arbeit der Klarissen von 1806 bis 1903 fort. Hier befand sich auch ein so genannter Triller, ein Vorläufer der Babyklappe, für Kinder die ausgesetzt werden sollten.


    LG
    Elwe

  • Wow Elwe! Du bist super! :thumbsup:


    Wenn Deinem Vater noch irgendwas über die Entbindungsanstalt einfällt, als her damit. :)
    Werde mir jetzt in aller Ruhe mal die Antoniter und die Klarissen zu Gemüte führen.
    Bin mal gespannt, wieviel zu dieser Geschichte ich noch rausfinden kann. Du und Dein Vater, Ihr habt mir wirklich ein ganzes Stück weiter geholfen. Vielen vielen Dank nochmal!


    Und nun guts Nächtle,


    Annette :sleeping:

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    (Peter Pan)


    Lieber Gruß, Annette

  • Hallo Annette,


    zufällig noch aufgehoben aber leider die Quelle nicht notiert :S :

    Das Accouchement

    Die erste Mainzer Entbindungsanstalt
    Hochschulreform ist nicht nur ein Begriff aus unseren Tagen. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Mainzer Universität umfassend reformiert. Ein praktisches Ergebnis der Reform im Fach Medizin war die Gründung der ersten Entbindungsanstalt, Accouchement genannt. Die Initiative dazu ging vom ersten Leiter der Einrichtung, dem Mediziner Johann Peter Weidmann aus. Am 7. Juni 1784 wurde das Accouchement Im Altmünsterkloster eingerichtet – als Entbindungsanstalt für ledige und arme Schwangere und als Schule für Hebammen. Ein Jahr zuvor hatte Kurfürst Friedrich Karl Joseph v. Erthal die Verordnung erlassen, wonach alle „unehelich geschwächten Personen“ ihre Schwangerschaft beim Leiter des Accouchements anzuzeigen hätten. Wer die Schwangerschaft verheimlichte, sollte schwer bestraft werden. Angedroht wurden sechs Wochen Zuchthaus bei Wasser und Brot; fand dann die Entbindung ohne Hebamme statt, drohte Züchtigung. Nur die ledigen Mütter, die Ihre Schwangerschaft rechtzeitig meldeten, blieben straffrei und auch von der Zahlung der sogenannten Bastardgebühr verschont.
    Im ersten Jahr des Bestehens kamen 25 Jungen und 14 Mädchen im Accouchement zur Welt und es wurden 97 Landhebammen und fünf Stadthebammen ausgebildet.
    Die Organisation der Anstalt geriet bereits während der Mainzer Republik 1792/93 durcheinander; nach deren Niederschlagung aber musste das Accouchement aus dem Altmünsterkloster ausziehen. Erst 1806 konnte Weidmann wieder Hebammen ausbilden und Entbindungen durchführen – diesmal im provisorisch dafür hergerichteten Erbacher Hof. Die Miete zahlte er sogar aus eigener Tasche. 1808 konnte das Accouchement in das Armklarakloster umziehen, dort befand es sich bis 1903.


    Vielleicht gibt auch das einen Hinweis.

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Joerg,


    diesen Text habe ich mittlerweile auch im Internet gefunden.
    Man kann ihn auf http://www.mainz.de/C1256D6E00….../19muensterstrasse.pdf runterladen.
    Auch Dir vielen lieben Dank für Deinen Hinweis. Ich bin gespannt, ob ich noch irgendeinen Hinweis auf den Geburtsort Lonsheim finden kann. Oder warum Johann dort eingetragen wurde.


    Grüßle, Annette

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    (Peter Pan)


    Lieber Gruß, Annette