Gibt es Krankenakten, Patientenblätter, Karteien von bayerischen Kriegslazaretten für 1916?

Hallo alle!

Konkret geht es um meinen Urgroßvater Ernst Werle, 6./23. b. IR, der am 10. 9. 1916 bei MartInpuich durch Schrapnell verwundet wurde und am 12. 10. 1916 im Kriegslazarett in Cambrai verstorben ist.

Der betreffende Eintrag in der Stammrolle lautet:

"15. 9. [gestr.: 11. (?) 10.] 16 im Kriegslaz. 6. bay. Res. Div. Lazarett 3 Feldpoststation 260". Daß das Lazarett in Cambrai stationiert war, geht aus erhaltenen Briefen hervor.

Ich habe leider im Online-Findbuch des bay. Hauptstaatsarchivs in München nichts zu der oben im Betreff gestellten Frage finden können. Hat jemand hier von Euch schon einmal erhaltene Krankenakten, Karteien, Patientenblätter oder irgendwelche personenbezogenen Bestände der bayerischen Armee ermitteln können?

Gruß und Dank im Voraus für evtl. Antworten! Revanchiere mich gern mit Auskünften aus der Pfalz.

Ingo Dierck

Ja, Anfrage nach München ist unterwegs. Aber falls hier jemand eine Signatur oder einen ergänzenden Hinweis hätte, könnte ich den noch nachschieben. Das erleichtert erfahrungsgemäß auch den Archivleuten die Arbeit.

Lieber Harald, vielen Dank für den Hinweis; ja, diese Einträge sind die Kriegsranglisten bzw. Stammrollen und der Eintrag in der bay. Verlustliste. Die sind mir bekannt. Ich versuche im Moment wirklich nur noch die Lazarettakten zu ermitteln bzw. festzustellen, ob so etwas überhaupt noch erhalten ist.

Gruß

Ingo

Ja, vielen Dank, Hans, die Stellen der Kriegsstammrollen sind mir bekannt. Leider stehen dort keine Verweise auf Lazarett-Akten.

Gruß

Ingo

Vielen Dank, Hans, für den Hinweis! Die Freiburger hatte ich in dem Zusammenhang wegen Bayerns und der Zeit vor 1919 noch gar nicht auf dem Schirm.

Gruß und Dank!

Ingo

Hallo alle!

Hier gebe ich den Schriftwechsel zwischen dem Bay. HStA München und mir wieder, der vielleicht auch für andere oder sogar grundsätzlich von Interesse ist.

Meine zwei Fragen an das Kriegsarchiv waren:

1. In der Stammrolle Nr. 2004 zum k. bay. Infanterie-Regiment Nr. 23, 6. Kompanie, sein letzter Truppenteil, ist vermerkt, er habe das Eiserne Kreuz II. Kl. am 11. 10. 1916 von S. Exz. General d. Inf. v. Below persönl. überreicht bekommen. Wenn ich es richtig recherchiert habe, sind die EK2-Träger des betreffenden Zeitraums hier zu finden: Preußisches Eisernes Kreuz - Verleihung im Krieg 1914/18 Bund XVI. Laufzeit: 1916 Oktober 1. - 1916 Oktober 31. Signatur: BayHStA, MKr 3656. Altsignatur: III b XIV B 35f.

Besteht die Möglichkeit, von Ihnen einen Auszug bzw. eine Kopie der Verleihungsakte bzw. Urkunde zu erhalten?

2. Nach Verwundung am 10. 9. 1916 bei Martinpuich an der Somme (6./23. b. IR) lag mein Urgroßvater vom 15. 9. bis zu seinem Tode am 12. 10. 1916 lt. Stammrolle im Kriegslazarett 3 der 6. bay. Res. Div., Feldpoststation 260, in Cambrai.

Gibt es Patientenakten? Ich bin selbst bei der Internetrecherche nicht fündig geworden. Aber die Einträge sind zum Teil nicht sehr aussagekräftig. Falls ja, möchte ich fragen, ob hier ebenfalls Kopien oder Auszüge möglich sind. Falls nein, bitte ich höflich um Fehlanzeige.

Die Antwort aus München lautete wie folgt:

Zitat

Familienforschung: Ernst Werle, geb. 1887
Anlage(n): Informationen für Benützer
Sehr geehrter Herr Dierck,
im Kriegsarchiv wird die recht umfangreiche Überlieferung der 6. bay. Reserve-Infanterie-Division
verwahrt, die bisher nur mittels eines maschinenschriftlichen Repertoriums hier vor Ort
recherchierbar ist. Unter den Akten befinden sich Tagebücher der Divisionsärzte und Unterlagen
über verschiedene Behandlungen, doch ist am Findmittel nicht ablesbar, inwieweit Einzelschicksale
in den Akten greifbar werden. Wir bitten um Verständnis, dass eine tieferschürfende Recherche
unsererseits in den Akten aus personellen Gründen nicht möglich ist und von Ihnen selbst
vorgenommen werden müsste.

Alles anzeigen

Das heißt also, es gibt tatsächlich auch einzelfallbezogene Akten. Nur muß man leider selbst nach München reisen, weil die Erschließung durch Findbücher noch nicht dem technischen Stand unserer Zeit entspricht. Interessant für alle, die auch nach Verwundeten oder Erkrankten der 6. Res.-Inf.-Div. suchen.

Zitat

Den Akt mit der Signatur "MKr 3656" können Sie in unserem
Lesesaal zu den unten angegebenen Geschäftszeiten nach dem gewünschten Dokument durchsehen
und sich Reproduktionen anfertigen lassen.

Hierbei ging es um die EK2-Verleihung. Das enttäuscht mich natürlich, daß ein der Signatur nach genau aufzufindendes Aktenbündel nicht durchgesehen und reproduziert werden kann. Das bedeutet, ich muß nach München im Extremfall für ein Blatt aus einer Sammelakte. Da muß ich mir was ausdenken.

In Frankreich ist das übrigens komfortabler. Ich hatte vor Jahren ein paar ganz bestimmte Schreiben von Bürgermeistereien der Vorderpfalz an das Direktorium in Paris (während der Revolutionskriege, sogen. Adresses de réunion, falls das jemandem was sagt) in der Literatur nachgewiesen und kannte die Signaturen. Ich habe im Nationalarchiv in Paris Kopien bestellt per schriftlicher Anfrage – und schon neun Monate später kamen kommentarlos genau die bestellten Seiten sauber kopiert bei mir an. Natürlich mit einem (mäßigen) Kostenbescheid. Daß so etwas in Deutschland meistens nicht geht, finde ich schade.

Gruß

Ingo