FN Gramm und FN Schnöring

  • Hallo Franjo,


    gerade komme ich aus dem Garten, habe den PC angemacht, da lese ich Deine Frage. Bahlow hilft:


    Der Ortsname Gramm aus dem Kreis Schleswig wird es nicht sein. Dann eher der mhd. "gram" - zornig, unmutig. Zu Schnöring muss ich noch mehr suchen, vielleicht finden andere was.


    Schönen Abend noch, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Franjo,


    ja das ging schnell, aber ich war nicht fleißig, sondern habe gefaulenzt. Bei dem schönen Wetter!


    Zum zweiten Begriff: -ing ist immer eine Zugehörigkeit. Und Schnör könnte etwas mit der Schnur zu tun haben. Schnurdreher, Schnierer, Schnürer, Schnurmacher, Seidenschnur werden bei Bahlow genannt. Mehr kann ich heute nicht sagen.


    Bis Morgen, jetzt wird der PC ausgemacht. Familienleben!

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Ursula,


    da stimme ich zu. Auch ich dachte gleich an an Schnur, niederdeutsch Schno(o)r.


    Bildungen mit -ing sind vor allem in Westfalen verbreitet und haben vielfältige Funktionen zum Ausdruck von Zugehörigkeit, wie Du ja schon sagst, z.B. Sippe des..., Sohn des... Auch als Verkleinerungssilbe (wie -ken, -gen) wurde -ing gebraucht.


    Eine Zeitlang diente die Silbe auch einfach als Signal, dass es sich hier um einen Familiennamen handelt, insbesondere bei Wohnstättennamen. Also: zugehörig zur/stammend von der Wohnstätte xxx, ganz ähnlich wie die Silbe -mann. Diese hat sich allerdings gegenüber den -ing-Bildungen in viel größerem Umfang durchgesetzt.


    Hier denke ich:


    1. an einen Wohnstättennamen auf -ing zu einer Wohnstätte An der Schnur o.ä.
    Vgl. die Straße (und das Viertel) Schnoor in Bremen
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schnoor


    2. an einen Berufsnamen für einen Schnurdreher, evtl. ist das -ing dann Verkleinerungssilbe


    3. an einen Übernamen für einen "eingeschnürten" Menschen, ebenfalls mit Verkleinerungssilbe -ing


    Die Ausgangsbasis Schnur/Schno(o)r scheint mir unzweifelhaft.


    Was meint Ihr?


    Viele Grüße
    Xylander

  • evtl. ist das -ing dann Verkleinerungssilbe

    Das Suffix -ing bei Schnöring bedeutet (ebenso wie das Suffix -sen) Sohn des (alten) Schnör und ist gleichbedeutend mit Schnör junior und der kleine Schnör.

    Die Ausgangsbasis Schnur/Schno(o)r scheint mir unzweifelhaft.

    Ich denke, es könnte sich auch um eine verschliffene Form von Schnorr(er) oder Schnurrer (= Possenreißer) handeln.


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Detlef,


    das -ing ist multifunktional. Die patronymische Funktion, die ich ja auch bereits genannt hatte, ist nur eine von mehreren und ist zudem aus der Verkleinerungsfunktion hervorgegangen.
    http://books.google.de/books?i…AaolYCoCQ&ved=0CEIQ6AEwAw


    Es muss sich also beim Schnöring nicht zwangsläufig um den Sohn des Schnor (nicht Schnör! Umlaut nur bei den abgeleiteten Formen, wie bei Tor, Törchen), handeln, sondern es kann auch das Schnörchen allgemein gemeint sein. Noch heute ist die Verkleinerungs- und Kosefunktion aktiv, siehe hamburgisch Tschüssing und Kinnings.


    Also ing = sen = Sohn des : kann sein, wird auch oft so sein, muss aber nicht. :)


    Ja, Deine Möglichkeit Schnorrer, Schnurrer halte ich auch für denkbar. Ich hatte auch daran gedacht und nachgesehen, es gibt in der Region heute tatsächlich auch die Form Schnörring. Weil die Form Schnöring aber weit häufiger zu sein scheint, habe ich den Schnorrer, Schnurrer unterschlagen. Das soll man aber in der Onomastik nicht! :(


    Viele Grüße
    Xylander

  • Hallo zusammen,


    an den Spaßmacher Schnorrer habe ich auch gedacht. Nun hat Franjo wieder mal mehrere Möglichkeiten.


    Zur Endung -ing ist eigentlich alles gesagt, ich fasse mal zusammen. Möglich sind auch Namen, die aus Berufen hervorgegangen sind: Bühring (Bauer), Köstering (Küster), als auch nach Wohnstätte: Büsching (Busch). Ebenso aus Übernamen: Schwarting (schwarz), wie natürlich die Variante "Sohn von". So könnte ein Beruf aus dem Textilgewerbe (ich nenne mal Schnurmacher) zum Schnöring geführt haben, wie auch ein Sohn des Schnurmachers.


    Liebe Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Ursula,


    einverstanden, und danke für die Ergänzung zu den Berufsnamen und den Übernamen aus Eigenschaften!


    Hast Du Lust, so eine 1,2,3-Kurzliste zum Abschluss zu machen? Dies ist ja mittlerweile eine Art Projekt, da nützt vielleicht so ein Schema. Nicht nur Franz Josef, sondern auch anderen Lesern, die wir uns erhoffen.


    Ja, und wie immer interessiert mich die Quelle, das hilft mir beim Dazulernen :)


    Viele Grüße
    Xylander

  • Hallo Ursula,
    danke! Weihnachten ist ja nicht mehr weit, dann habe ich was für den Wunschzettel.


    Mit 1,2,3 meinte ich nicht fix, fix, fix, sondern eine Ergebnisübersicht dieses Themas
    a la


    1. Wohnstättenname auf -ing zu einer Wohnstätte An der Schnur
    usw.


    Viele Grüße
    Xylander

  • Ja, und das ist soviel zu tippen, deshalb die Scans.


    Liebe Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Na dann werde ich das mal machen, aber später.


    Zuvor noch ein Gesichtspunkt:
    Patronyme werden (immer? in der Regel?) vom Vornamen des Vaters gebildet. Was sagt dtv dazu?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Patronym


    Nun ist Schnor ja sicher kein Vorname. Ob Patronyme z.B. auch von einem Übernamen oder Berufsnamen gebildet wurden, dafür habe ich kein Beispiel. Deswegen würde ich sagen: es gibt Patronyme auf -ing, aber Schnöring ist wahrscheinlich keins.


    Wie ist Eure Meinung dazu?


    Viele Grüße
    Xylander

  • Entschuldige Xylander,


    ich dachte Du meintest die Namen, die aus -ing entstanden sind.


    Laut Dtv: fünf Gruppen der Familiennamen:


    1. Patronymika (Vaternamen), Personen werden nach dem Rufnamen ihres Vaters benannt. Metronyme, von der Mutter abgeleitete Familiennamen. Sekundäre Patronymika, sind Familiennamen, die nicht aus dem Rufnamen, sondern aus einer anderen Kennzeichnung des Vaters entstanden sind. (wenn z.B. Kurt, der Sohn des Bäckers zu Kurt Becker wurde) 2. Herkunftsnamen, 3. Wohnstättennamen, 4. Berufsnamen, 5. Übernamen.


    Falls Du noch Fragen hast, her damit. Ich komme aber erst heute abend dazu. Sohnemann kommt mit Freundin.


    Liebe Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula