Im Krieg verschollen: Angehöriger des Volkssturmes

  • Liebe Mitgliedergemeinde!


    Als ich damals mit der Ahnen- und Familienforschung angefangen habe, hatte ich über meinen Stief-Ururgroßvater die Information, dass er im März 1945 im 2. Weltkrieg verschollen war, nachdem er im selben Monat im Alter von 56 Jahren in den Kriegsdienst gerufen worden war. Er galt nicht als gefallen und im weiteren Verlauf meiner Forschung wurde das auch dadurch bestätigt, dass er auf den Personenstandsurkunden immer mit "Aufenthalt unbekannt" angegeben wurde.
    Kurz danach habe ich mich mit meiner Großmutter (der Stief-Enkelin des Verschollenen) an das Deutsche Rote Kreuz gewendet. Unser Suchanliegen wurde bearbeitet.
    Im vergangenen Monat haben wir Post bekommen. In dem Brief heißt es:
    "Nach unseren Unterlagen ist Herr Hermann Pichler geb. am 17.11.1888 in Mehlawischken, als Angehöriger des Volkssturms, registriert. Seine letzte Nachricht stammt vom 21.03.1945 aus Königsberg. Den Suchantrag stellte seinerzeit die Tochter Frau Helene Radszun geb. Pinthal am 17.04.1910 in Königsberg.
    Gründliche Recherchen in sämtlichen uns derzeit zugänglichen Quellen, einschließlich der Daten aus den russischen Archiven zu deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen, verliefen ergebnislos. Hinweise zu seinem Verbleib können wir nicht geben."


    Alle Daten die ich demnach von ihm kenne:
    Namen: Pichler, Hermann August Friedrich
    Geburtsdatum: 17. November 1888
    Geburtsort: Mehlawischken (1938 umbenannt in "Liebenort"), Kreis Labiau (Ostpreußen)
    Beruf: Schuhmacher (vor März 1945)
    Letzter Wohnort: Königsberg i. Pr., Sternwartstraße 68
    Familie: verheiratet mit Johanna Berta Samlaus (geschiedene Pinthal) (oo 1915, Königsberg i. Pr.), 1 Sohn Horst Hermann Pichler (*27.03.1921, Königsberg i. Pr., verstorben), 1 Stieftochter Helene Margarete Pinthal (*17.04.1910, Königsberg i. Pr., verstorben) aus der ersten Ehe der Ehefrau
    Letzte Nachricht: 21.03.1945 aus Königsberg
    Dienstgrad: Angehöriger des Volkssturmes



    Die letztgenannten beiden Informationen stammen selbstverständlich aus dem Brief des DRK und sind neu für mich.


    Nun meine Frage:
    Hat irgendjemand oder irgendeine andere Institution eventuell noch weitere Informationen über ihn oder stehen irgendjemandem oder irgendeiner Institution noch weitere Quellen zur Verfügung als die, die das DRK eingesehen hat?
    Ich würde sehr gerne noch etwas mehr über seinen Verbleib in Form von Gefallenendatum/Todesdatum und Sterbeort bzw. kriegerisches Schicksal über ihn herausfinden.


    Freundliche Grüße aus Dortmund! Im Voraus: :danke:


    Julien L. Thiesmann

  • Hallo Julien,


    auch wenn ich zu deinen eigentlichen Fragen nichts beitragen kann, ein (?) kann ich wenigstens beseitigen.
    Es ist richtig: Mehlawischken, Kr. Labiau, hieß ab 1938 "Liebenort"


    Für deine sicher sehr schwierige Suche wünsche ich dir viel Erfolg!

    Freundliche Grüße
    Jörg


    Berlin und Umgebung: Mohr, Hartung, Zienicke, Krusnick, Grünack, Linto (vor 1750); Magdeburger Börde (rund um Egeln, etwa 1600 - 1800)
    Gera: Dix (vor 1740); Wunstorf: Brandes, Steinmann (vor 1800), Hildesheim: Michael (vor 1800); Gönningen (und Umgebung, vor 1650)

  • Hallo Julien


    ich glaube da wirst Du nicht mehr viel finden.


    In Königsberg (Festung!) ging es drunter und drüber. Es gibt da einen interessanten Fernseh-Bericht. Vielleicht ist der über Youtube abrufbar.
    In diesem wird gezeigt, wie bis zur "letzten Patrone" gekämpft wurde.


    Da sind viele nie wieder aufgetaucht. Eine Ordnung oder Verwaltung gab es da nicht mehr.


    Ich denke Du kannst davon ausgehen, das er dort gefallen ist.


    Viele Grüße Jürgen

  • Hallo Julien,


    du kannst es auch bei der Deutschen Dienststelle in Berlin versuchen. Allerdings ist diese Auskunft kostenpflichtig.
    Je Seite kostet es 8€ und jede Kopie 0,50€.


    Vielleicht hast du mehr Glück als ich, ich habe von der WasT nicht viel Auskunft bekommen. Das einzige was neu für mich war, ist die Erkennungsmarke.


    Haben die denn vom DRK auch ein Gutachten und eine Vermisstenbildliste beigelegt?


    LG Fillies

  • Moin, Julien!


    Wie schon Jürgen geschrieben hat - es ist sehr unwahrscheinlich Details heraus zu bekommen. Die Einsätze der Volkssturmeinheiten verliefen absolut chaotisch und wurden vor allem überhaupt nicht mehr dokumentiert. KTB's vom Frühjahr 1945 gibt es einfach nicht. Und auch wenn das Buch schon etwas älter ist, immer noch als Einstieg zu empfehlen:


    4.24.1 RUS-23600 Königsberg - Kaliningrad
    Lasch, Otto (1961):
    So fiel Königsberg. Kampf und Untergang von Ostpreußens Hauptstadt.
    München: Gräfe und Unzer (3. Aufl.).
    Standort 1 Ostfries. Landschaft <Au 3> x 6508
    Beigaben Literaturverz. S. [142]


    Einen militärhistorischen Überblick findest Du in
    Lakowski, Richard (2008)
    Die Eroberung und Besetzung des Deutschen Reiches. Der Zusammenbruch der deutschen
    Verteidigung zwischen Ostsee und Karpaten.
    In: Müller, Rolf-Dieter (Hg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 10 - 1. Halbband -
    Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches. Die militärische Niederwerfung der Wehrmacht.
    München: Deutsche Verlags-Anstalt, S. 491–680. - S. 531ff Ostpreußen


    Vielleicht können Dir auch die Freunde im Forum der Wehrmacht weiterhelfen. Versuch's einfach mal.


    Viele Grüße


    Frank

  • Hallo zusammen!


    Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten und Einschätzungen.


    @ Jürgen: Danke für den Hinweis auf den Fernseh-Bericht, ich habe direkt mal bei Youtube nachgesehen und auch ein bischen was davon angesehen. Es sind da auch einige Filme über die Flucht. Das kam ja häufig auch noch dazu, hier z. B. auch. Hermann wurde im März 1945 zur Verteidigung des Deutschen Reiches aufgerufen und bereits im November 1944 war die Familie seiner Stieftochter Helene in Insterburg vertrieben worden. Nachdem Hermann seine Ehefrau und seinen Sohn verlassen hatte, musste dann auch seine Familie flüchten und später bemühte sich diese, wenigstens die Familie der Tochter Helene wiederzufinden - was auch gelang - nur Hermann kam nicht mehr zurück.
    Ich habe in dem Wikipedia-Artikel zum Volkssturm nachgelesen, dass es einen "Aufruf an alle 'waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren'" gab, "um den „Heimatboden“ des Deutschen Reiches zu verteidigen, 'bis ein die Zukunft Deutschlands und seiner Verbündeten und damit Europas sichernder Frieden gewährleistet' [gewesen] sei". Dazu zählte er und allgemein weiß ich, dass das somit als "Kriegsfutter" bezeichnet wurde; an der Front halt, schlimm... ;(


    @ Fillies: Nein, vom DRK habe ich nur das genannte Schreiben bekommen. Ein Porträtfoto von dem Verwandten habe ich schon vorher gehabt, mehr nicht wirklich. Danke, ich denke, ich werde es einfach mal bei der WasT versuchen.


    @ Frank: Danke, wahrscheinlich habt ihr Recht, dass es unwahrscheinlich ist, noch Weiteres herauszufinden. Vielleicht stelle ich ja mal in genanntem Forum eine Anfrage. Danke für den Hinweis, ich kannte das bisher noch nicht. Ich werde mich mal umsehen.



    DANKE!
    Julien L. Thiesmann

  • Hallo Julien,
    sicher ist es schwer unter diesem Umständen Angaben zu erhalten. Aber auch nach über 60 zig Jahren haben es Menschen vermocht ihre Angehörigen zu finden. Ich möchte Dir folgenden Link senden, auf welchem Du alle Stelln findest, an die Du Dich wenden kannst. Wichtig erscheint mir 1 die WAST, 2 die Auskunftsstelle in Russland (aber hier die Hinweise beachten, sich nicht auf die Arbeit einer privaten russischen Organisation zu stützen, sondern Auskunft von der offiziellen russischen Stelle verlangen). Versuche als erstes einen Werdegang von der WASt zu bekommen und schreibe nach Moskau. Das dauert am Längsten. Alles Gute.




    http://vksvg.eu/wirueberuns/index.html



    Peter