FN Sann

  • Hallo Louis,


    Du hast so einen speziellen Namen, der ist gar nicht leicht zu deuten. Wo kamen denn Deine Vorfahren her?


    Bei Bahlow gibt es den Hinweis auf Sanne, (Susanne) und den Ortsnamen Sanne (zweimal im Raum Stendal). Dann noch den Sannwald obd. im Raum Schwäbisch Hall verbreitet, ein alter Wald- und Ortsname.


    Im Dtv-Atlas gibt es nur den Hinweis Sanner auf die Kurzform zu Alexander.


    Beim D. Rechtswörterbuch habe ich das gefunden:


    fries. dyksanna, dicksannia
    Bußgeld infolge eines Deichstreits


    Vielleicht finden andere noch mehr.


    Viele Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Susanne scheint mir unwahrscheinlich, jedenfalls habe ich noch nie einen Familiennamen gfunden, der von einem Frauennamen abgeleitet war. Das wäre für mich eine echte Überraschung.

  • Hallo Rotraud,


    es gibt einige Familiennamen, die aus weiblichen Rufnamen entstanden sind. Ich nenne mal ein paar der bekanntesten.


    Adelheid heute Alken, Gertrud - Gehlen, Hedwig - Heesche, Hildegund - Hiller, Mechthild - Meckel, Cäcilia - Zillgen, Elisabeth - Elsner, Katharina - Kathreiner.


    Aber im Prinzip hast Du Recht. Gegenüber der Vielzahl männlicher Namen ist es wenig. Das hat aber auch mit der Stellung der Frau in der Frühzeit der Namensgebung zu tun.


    Einen schönen Abend, Gruß Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Rotraud,


    gibt es aber doch, und zwar in Form von Metronymen (kein Tippfehler, von griechisch meter - Mutter, statt von lateinisch mater - Mutter), dem Pendant zu den Patronymen.


    Es sind nicht viele, gebildet werden sie mit der Endung -en des schwachen Genitivs (ob auch mit -s des starken Gen. dafür habe ich jetzt kein Beispiel), hauptsächlich im westlichen Grenzsaum, also dort, wo auch die Patronyme auf -en häufig sind (siehe Otten von Otto, Kürten von Kurt).


    An Metronymen kenne ich:
    Beeken, Anken, Greten, Annen, Merken, Mergen (die beiden letzten von Maria)
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/beeken.html
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/anken.html
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/greten.html
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/annen.html
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/merken.html
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/mergen.html


    Und nun auch Sannen:
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/sannen.html
    Immerhin 3, und weil im selben Grenzsaum, tippe ich, dass hier tatsächlich Susanne zugrundeliegt.
    Aber: der FN Sann muss oder wird nicht vom FN Sannen kommen, schätze ich. Sonst sollte es auch FN Gret, Ank und Beek geben.


    Wäre schön, wenn Ihr noch mehr für die Sammlung hättet! :)
    Und Ursula, vielleicht hast Du eine Karte, die Metronymika zusammenfassend darstellt?


    Nachtrag: ich seh schon, Du hast längst geantwortet. Und es muss nicht immer -en sein. Zum Kathreiner gibt es aber eine en-Variante Trienen
    http://www.verwandt.de/karten/absolut/trienen.html


    Viele Grüße
    Xylander

    Einmal editiert, zuletzt von Xylander () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Hallo Louis,


    unsere Diskussion über weibliche Familiennamen hilft Dir ja nicht viel weiter. Vage Hinweise auf "Sand" habe ich bei Bahlow und Dtv gefunden: Bei Sand nach der Wohnstätte oder Örtlichkeitsname Sand, Sande, von der Sande wird auch verschliffen Sann(mann) genannt. Aber falls dies zutrifft, wo ist der zweite Teil Deines Namens im Laufe der Zeit geblieben?


    Hier die Tabelle der FN aus weibl. Rufnamen, aus der ich einige schon zitiert habe.


    Ein schönes Wochenende, Gruß, Ursula

  • Hallo zusammen,


    ich würde das Thema gerne noch einmal aufgreifen. Die bisher genannten Beispiele sind einleuchtend.


    Was mich darüber hinaus interessieren würde ist, ob es auch Beispiele für Familiennamen bzw. Wohnstättennamen gibt, die aus einem weiblichen Rufnamen und einem anderen Wort zusammen gesetzt sind.


    Beispiele, die ich im Buch "1125 Jahre Heiden" gefunden habe, wären - mit männlichen Vornamen:


    Heisterklaus < 'Heistern' junge Bäume + Klaus
    Schlatjan < 'Schlatt' Feuchtwiesen + Jan
    Temminghof < Sippe des Temme + Hof

  • Hallo Simone,
    wenn man mal von christlichen, kirchlichen, klösterlichen Namen wie Marienmünster oder Theresienwiese absieht, wird es glaube ich spärlich.
    Das Muster bei den Bildungen mit männlichen Vornamen, wo wohl vor allem die häufigsten Vornamen herangezogen werden (Grotjan, Jungclaus, Burhans, Schmitthenner fallen mir noch ein, auch der "Elektrofritze" ist ja eine vergleichbare Bildung), müsste man also zuerst suchen, ob Liese, Marie, Else, Johanna, Anna, Trine usw. mehr hervorgebracht haben als bloß Spottnamen wie Tränenliese, Schusseltrine oder Pechmarie.
    Viele Grüße
    Xylander

  • Hallo zusamen,


    @ Xylander: Ich habe herzlich gelacht über Deinen Beitrag. Wie gut, dass es zum Ausgleich den dummen August gibt. :P


    Also... gefunden habe ich bis dato:


    Alkenkamp, Drudenkamp, Hillenkamp, Mergenkamp, Ketterkamp, Ketternkamp, Luckenkamp, Trinenkamp
    Alkenbrock, Hillenbrock, Luckenbrock, Mergenbrock
    Alkenbusch, Ketterbusch, Lückenbusch, Mergenbusch
    Alkenhagen, Drudenhagen, Hillenhagen, Ketterhagen, Luckenhagen, Mergenhagen


    Drudenbusch ist eine Pflanze. Alles andere sind Orts- und/oder Familiennamen. Einige findet man nur in alten Büchern.


    Hintergrund meiner Frage war, ob eine Ableitung des Namens Ketterhagen von Katharina + Hagen überhaupt plausibel ist oder von vornherein ausgeschlossen werden kann. Nach dem Ergebnis oben würde ich sagen, ja, die Ableitung ist plausibel.


    Was ist Eure Meinung hierzu?

  • Hallo Louis,


    ich gehe von einem Wohnstättennamen aus. Das Flüsschen Sann liegt an österreichisch-slowenischen Jakobsweg in Slowenien bei St. Kunigunde (siehe: Kungota). Den Namen "von der Sann" kannst Du auch googlen.


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Simone,
    die Ketter- Zusammensetzungen könnten auch von mnd. ketter - Ketzer abgeleitet sein. Das müsste dann die Ortsgeschichte klären.


    Zu Deiner Frage nach FN mit weiblichem Vornamen nach dem Muster Heisterklaus war meine Suche bisher ergebnislos. Ich habe zB mit -lies und -hanne alles mögliche durchprobiert. Dann sagt Google mir immer nur, wer was lesen soll, bzw welche Hanne ein Buch geschrieben hat. Wenn es also so eine Bildung gäbe, wäre sie wohl eine Rarität. Vielleicht lohnt sich eine Anfrage beim Deutschen Familiennamenatlas.
    http://www.igl.uni-mainz.de/forschung/namenforschung.html


    Viele Grüße
    Xylander

  • die Ketter- Zusammensetzungen könnten auch von mnd. ketter - Ketzer abgeleitet sein. Das müsste dann die Ortsgeschichte klären.


    Hallo Xylander,


    ich habe schnell mal gegoogelt: FN Ketzer, Ketzermann, Katzer, Katzermann sind recht geläufig. Aber die Suche nach Ketzerbusch, Ketzerhagen, Ketzerbrock, Ketzerbruch, Ketzerkamp usw. führt meistens nur zum Marburger Ketzerbach. Es scheint also praktisch keine derart zusammengesetzten Ortsnamen, geschweige denn Familiennamen, gegeben zu haben. Ich schließe das somit aus.


    Im Münsterland habe ich noch die Hofnamen Hagenjobst, Hagenjohan und Wessinghagen im Zusammenhang mit männlichen Rufnamen gefunden.

  • Hallo Simone,
    ganz auszuschließen ist es wohl nicht:
    http://books.google.de/books?i…QTclYD4DA&ved=0CDcQ6AEwAQ
    https://www.google.de/search?tbm=bks&hl=de&q=ketzerhain
    https://www.google.de/search?t…=de&q=ketzerlehen&tbm=bks
    https://www.google.de/#q=ketzerfeld&tbm=bks
    Aber zumindest gibts auch den Katharinenkamp
    https://www.google.de/#q=katharinenkamp&tbm=bks
    Und mehrfach ein Katharinengut. Dieser Quelle zufolge könnte es sich dabei um Güter des jeweiligen Katharinenaltars gehandelt haben
    http://books.google.de/books?i…Os4DACQ&ved=0CEAQ6AEwBDgU
    Doch das wäre nun wieder Ortsgeschichte
    Viele Grüße
    Xylander
    PS
    Und hier hätten wir den passenden Katharinenaltar
    http://www.schuetzenvereine-heiden.de/leblicherschuetzen.htm

    4 Mal editiert, zuletzt von Xylander () aus folgendem Grund: PS Katharinenaltar

  • Hallo Xylander,


    Danke für die vielen tollen Denkanstöße. Das ist ja interessant bis lustig!


    Mmh, also, der Ketterhagen könnte etwas mit der Hl. Katharina zu tun haben... Zumindest gibt es ein Traktat von Wilhelm Stüwer von 1935 über "Katharinenkult und Katharinenbrauchtum in Westfalen". Außerdem fand ich einen Verweis auf "Ritterpatronat und Brauchtum: die 'Hilligfahrt St. Catharinen' in Ascheberg, Kr. Lüdinghausen". Die Kirche dort heißt St. Katharina. Das ist ja nicht allzu weit entfernt von Lüdinghausen, wo ich suche. Allerdings sind die Ketterhagens dem Haus Sandfort hörig und nicht einer kirchlichen Institution. Die Google-Suche ergab darüber hinaus das Vorkommen von Katharinenkamp, Katharinenhain und Katharinenhagen als Flurnamen.


    Sehr erheiternd fand ich so manches Fundstück unter "Ketzerhain", "wohin so manchen losen Buben sein Laster trieb" zu den "hier befindlichen lüderlichen Dirnen ". :D