FN Pollmann

  • Hallo Franz Josef,


    angeblich soll es sich beim Namen Pollmann um eine Ableitung vom Namen Bollmann handeln. Dieser Name wiederum soll sich auf jemanden beziehen, der auf einem "Bollen", einem kleinen Hügel (wie sie vor allem in Überschwemmungsgebieten auch von Menschen aufgeschüttet wurden) gelebt hat. Eine andere Deutungsmöglichkeit wäre: "Mann aus Polen" oder "Lehensmann eines Herrn mit Namen Bolle".
    Ich habe diese Deutungen in verschiedenen Nachnamenbüchern gefunden, kann Dir aber - da unterwegs - leider keine konkrete Einzelquelle nennen.

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Franz Josef,


    da Du Dich mit Deinen Fragen im niederdeutschen/norddeutschen Raum tummelst, geht es in diesem Falle eher um eine Variante von Pohlmann. Ein "pol" war ein Pfuhl. Es handelt sich also um einen Wohnstättennamen: der Pollmann wohnte am flachen Dorftümpel.
    (Quelle: Hans Bahlow, Deutsches Namenlexikon, Ffm 1972, S. 389)
    Sbrigliones Bollmann-Interpretation wird dem oberdeutschen Raum zugeschrieben.


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Sbriglione und Detlef
    Danke für eure Antworten .Da kann ich mir ja was aussuchen.
    @Detlef
    Ich treibe mich nur im KB von Lüttringhausen um.Die Leutchen dürften also irgendwann da hin gezogen sein.Eventuell waren es fahrende Händler oder Handwerker denen die Gegend gut gefiel und sie deshalb dort ansässig wurden
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Ich treibe mich nur im KB von Lüttringhausen um.

    Hallo Franz Josef,


    weil das bekannt ist, hatte ich es bewußt angesprochen und die niederdeutsche Interpretation herausgestrichen. Niederdeutschland liegt -sprachlich definiert- nördlich der Mainlinie (nicht etwa nur an den norddeutschen Küsten).


    Gruß
    Detlef

  • Nä, nä, min leiwen Detlef, dat es doch nich dien Ernst! Nedderdütschland geiht al anne Mainlinie luoss? Dao schmiets du wat düöreen! Of wann Du süöms et nich verwesselt hess, denn hesse et nich klaor formuleert. :)


    Das ist Südwestfälisch, Variante Sprockhöveler Platt, an der Grenze zu Wuppertal (dort und in Lüttringhausen Ostbergisch, eine niederfränkische Mundart). Im Sauerland geht Südwestfälisch weiter nach Süden, aber dann ist auch Schluss mit Niederdeutsch. Anschließend kommen die hochdeutschen Dialekte, wiederum geteilt in zuerst Mitteldeutsch und dann Oberdeutsch.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Dialekte


    Die niederfränkischen Dialekte werden heute eher als Übergangsdialekte zu den mitteldeutschen Dialekten angesehen, also nicht mehr wie früher zum Niederdeutschen gerechnet. Ausnahme: bei Nordniederfränkisch und Ostbergisch gibt es auch Stimmen, die diese beiden niederfränkischen Dialekte noch eher zum Niederdeutschen stellen möchten.


    Jedenfalls ist Ostbergisch nah genug am Niederdeutschen, dass man bei der Namendeutung, in Ermangelung eines mittelniederfränkischen Wörterbuchs, sehr gut mit mittelniederdeutsch arbeiten kann, Beispiele haben wir hier ja genug. Gleichzeitig haben wir dank der Grenzlage die komfortable Situation, dass wir auch noch im Rheinischen Wörterbuch nachschlagen können.


    Verwirrend für Betrachter von südlich der Mainlinie ist natürlich, dass auch viele mitteldeutsche Dialekte sich als Platt bezeichnen, zB im Saarland oder in Hessen
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dialekte_im_Saarland
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelhessische_Dialekte


    Ansonsten: völlig einverstanden mit Deiner Pollmann-Verortung.


    Viele Grüße
    Xylander

  • Guten Morgen Xylander
    Kannst Du mir das bitte was Du geschrieben hast ins deutsche übersetzen?Platt ist für mich ein Buch mit 7 Siegeln.Wenn ich hier was im Kärntner Dialekt schreibe krieg ich vermutlich keine Antwort weil keiner es versteht.Wenn geht bitte die Übersetzung gleich mitliefern.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Hallo Xylander,


    offenbar bist Du ein Freund aktueller Dialekte. Wenn Du Dir klar machst, dass die Familiennamen hauptsächlich vom 12. bis 16. Jahrhundert entstanden, sind Deine Links und Ausführungen obsolet. Steige besser z.B. in die Academic dictionaries and encyclopediasein, dann findest Du bestätigt, dass man das deutschsprachige Gebiet an der Mainlinie vertikal in zwei Hälften "teilte", nämlich in oberdeutsch und niederdeutsch.


    Gruß
    Detlef

  • Also meintest Du nicht, Niederdeutschland liegt sprachlich definiert nördlich der Mainlinie, sondern nach früherer (heute nicht mehr gebräuchlicher, weil irreführender) Einteilung lag es da mal.


    Diese historische Dialekteinteilung unter Sprachwissenschaftlern und in historischen Lexika ist für unsere Fragestellung völlig irrelevant. Auch im 12. bis 16 JH waren von der Mainlinie bis zur Uerdinger Linie keine Dialekte verbreitet, die man heute als niederdeutsch bezeichnen würde.


    Du verwechselst also wirklich etwas, nämlich die historische, überholte Bezeichnung mit der tatsächlichen historischen und aktuellen Verbreitung der Dialekte. Für themenfremde Leser/innen sieht das dann so aus, als würde gleich nördlich des Mains das Areal der heute als Niederdeutsch bezeichneten Dialekte beginnen, bzw. hätte da mal begonnen. Tut es aber nicht und tat es nie. Und darauf kommt es bei der Namendeutung an.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Niederdeutsche_Sprache


    Deswegen schaue ich bei Franz Josefs Namen mit dem Schwerpunkt im Bergischen (Ostbergisch und Südniederfränkisch am Übergang vom südwestfälischen Niederdeutsch zum Mitteldeutschen) und Sauerland (südwestfälisches Niederdeutsch) ins Mittelniederdeutsche Wörterbuch und ins Rheinische Wörterbuch. Und nicht, oder nur in begründeten Fällen in moselfränkische oder rheinfränkische Wörterbücher.


    Ja, ich bin am Thema Dialekte interessiert - an aktuellen und historischen. Deren Herausbildung und die Scheidung hochdeutscher Dialekte (mit der Unterteilung oberdeutsch und mitteldeutsch) von niederdeutschen Dialekten begann übrigens schon sehr früh, weit vor der Zeit der Familiennamen-Entstehung.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Lautverschiebung


    Und da die Dialekte oft sprachkonservativer sind als die Standardsprache, kann man durchaus mit heutigen (bzw. oft leider gestrigen) Dialektbezeichnungen etwas für ältere Sprachschichten anfangen.


    Und die Mainlinie könnte man allenfalls grob als Nordgrenze dessen heranziehen, was heute als oberdeutsche Dialekte bezeichnet wird. Nördlich davon beginnen die mitteldeutschen Dialekte. Beide zusammen bilden die hochdeutschen Dialekte - nicht zu verwechseln mit Hochdeutsch als Synonym für unsere Standardsprache.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Oberdeutsche_Dialekte



    Viele Grüße
    Xylander

  • Hallo Xylander,


    der Mühe, auf Deine Stellungnahme einzugehen, unterziehe ich mich nicht mehr, weil offenbar zwecklos, zumal hier wortreich ein Nebenthema aufgemacht wurde.
    Aber deshalb müssen wir uns ja nicht verfeinden. ;)


    Gruß
    Detlef

  • Hallo Detlef,
    gern auch kurz. Hier zwei Deiner Linkempfehlungen
    http://de.academic.ru/dic.nsf/konversations_lexikon/51371
    http://de.academic.ru/dic.nsf/…tisch/34226/Niederdeutsch


    Ja zwecklos, zumindest da sind wir uns einig.


    Und Verfeindung: nee. Wir begegnen uns ja des öfteren, und gern wieder.


    Am liebsten dann, wenn Du auch nur einen einzigen Link zu einer Quelle hast, die Niederdeutschland sprachlich an der Mainlinie beginnen lässt - egal in welcher Epoche. Damit will ich mich dann gern auseinandersetzen. :)


    Viele Grüße
    Xylander

  • Um von den Dialekten auf die eigentliche Fragestellung doch noch einmal zurückzukommen:


    Oberdeutschland, im Gegensatz zu Niederdeutschland die deutschen Länder am obern Rhein und an der obern Donau, einschließlich des Neckargebiets und des linken Mainufers, also Elsaß, Baden, Württemberg, Bayern und im weitern Sinne die österreichischen Alpenländer.


    Niederdeutschland, im allgemeinen die nördliche Hälfte von Deutschland, insbes. die nach den Küsten der Nord- und Ostsee zu gelegenen Länder.


    (Quelle: Meyers Großes Universal-Lexikon)

  • Hallo Ihr zwei, da habt Ihr ja ein neues Schlachtfeld aufgemacht. Ich habe es interessiert gelesen, weil ich mal ein Referat geschrieben habe, genau zu diesem Thema (lang, lang ist`s her).


    Der Beginn des Buchdrucks, niederdeutsch nördlich der Mainlinie war mir noch in Erinnerung. Nun habe ich gegoogelt und dies gefunden:


    … geht zurück auf die Buchdruckerei und die bald darauf einsetzende Reformation, die auch erstmals die Verbreitung von Schriftwerken in deutscher und nicht lateinischer Sprache mit sich brachte. In was schrieb Martin Luther seine Übersetzung? Nun natürlich in dem Deutsch das in der damaligen Kaiserstadt Prag gesprochen wurde, dem Hohen Deutsch, das der gesamte Süden Deutschlands sprach. Es gab nun nur ein kleines Problem. Die nördlich der Mainlinie gelegenen Deutschen die "niederdeutsch" sprachen, mussten dieses erst lernen. Sie taten dies und nach einiger Zeit konnten sie es auch. Inzwischen entwickelte sich das Hochdeutsche natürlich im Süden weiter, während das Schriftdeutsch als "Standard" bestehen blieb. So kommt es zu der paradoxen Situation, das die Norddeutschen, die das Schriftdeutsch als Sprache lernen mussten, heute dieses als Sprache sprechen. Während die Süddeutschen die dies nicht mussten, ihre mündliche Sprache weiterentwickelt haben heute nicht hochdeutsch (im Sinne von Schriftsprache) sprechen. Nach wie vor aber sind die Dialekte hochdeutsch (Süden) und niederdeutsch (Norden) gefärbt. …


    http://www.bernd-leitenberger.de/sprichwoerter.shtml


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Ursula
    Tja was soll ich sagen.War mal wieder ein Name wo sich die Geister scheiden.Früher vor langer langer Zeit wurden solche Sachen tatsächlich auf dem Schlachtfeld ausgetragen und danach ging man daran die toten Leute zu zählen.Bin nur froh,dass es hier auf diesem Schlachtfeld kein Blut fließt sondern nur Worte.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Franz Josef

  • Hallo zusammen, Versuch eines Abschlusses:


    ok, Detlef, von den Dialekten abgesehen und ohne die beiden Worte "sprachlich definiert" in Deiner Anfangsthese sowie mit Meyers Konservationslexikon von 1905-09 teilte man damals Deutschland geographisch in Oberdeutschland und Niederdeutschland, und Oberdeutschland reichte in dieser Definition bis zur Mainlinie.


    Ja, Ursula, sehr amüsant, aber leider radikal verkürzt und in zwei Punkten falsch.


    Zum einen sprach der gesamte Süden nicht etwa das Hohe Deutsch der Kaiserstadt Prag, aus dem sich laut Leitenberger später die Dialekte ausdifferenziert hätten. Sondern schon damals wurden die Vorläufer der heutigen Dialekte gesprochen.


    Zum andern: direkt nördlich der Mainlinie wurde niemals etwas gesprochen, das man Niederdeutsch nennen dürfte oder sich selbst Niederdeutsch genannt hätte. Dort sprach und spricht man vielmehr mitteldeutsche Dialekte.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Speyerer_Linie_%28Isoglosse%29


    Auch bei historischer Betrachtung!Die Vorläufer der heutigen niederdeutschen Dialekte sind Altsächsisch und danach Mittelniederdeutsch. Wenn man Niederfränkisch noch hinzunehmen will, dann Altniederfränkisch und Mittelniederfränkisch. Die Südgrenzen dieser Dialektgruppen oder auch Sprachen (zumindest Mittelniederdeutsch, die Sprache der Hanse, besitzt den Status einer Sprache) haben mit der Mainlinie nicht das Geringste zu tun. Siehe die Karte mit Speyerer Linie (=Mainlinie) und Benrather Linie im obigen Link.


    Ursache der häufigen Missverständnisse ist die Doppeldeutigkeit des Begriffs "Hochdeutsch": einmal Standarddeutsch/Schriftdeutsch und einmal Oberbegriff für die Dialektgruppen Oberdeutsch und Mitteldeutsch.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Standarddeutsch


    Zur Frühphase des Neuhochdeutschen noch was aus Wikipedia
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChneuhochdeutsch


    Viele Grüße
    Xylander