"Anstalt" Landsberg an der Warthe

  • Guten Tag,
    der Onkel meiner Mutter, Oskar Schirmacher geb. 28.1.1900 in Küstrin Neustadt, wurde aus der
    Wohung der Mutter in Küstrin Altstadt, Schulstraße 50, zwangsweise in diese Anstalt "eingewiesen".
    Diese "Anstalt" wurde im Rahmen des NS Programmes der Euthanasie geführt!!!! , auch als T4 bekannt.
    Die Verwandten erhielten die Nachricht, Oskar sei im Jahr 1942 durch Kriegseinwirkung verstorben.
    Kriegseinwirkung im Raum Küstrin im Jahr 1942, gab es nicht, also ein Opfer dieses NS Rassenwahns.
    Mich würde interessieren, ob es Unterlagen über diese dort umgebrachten Menschen gibt.


    Gruß Herb


    Als Nachtrag: Meine Mutter hat mir vergangene Woche erzählt, dass sie als Kind und ihre Mutter, die Schwester des Oskars, nach Landberg "bestellt" wurden um den Leichnahm zu identifizieren. Es war nur der Kopf sichtbar, der restliche Körper verdeckt. Es durften keine Blumen abgelegt werden. Bewacht wurde die markarbere Sache durch SS Wächter. Meine Großmutter hat gemeint, es sei kein Körper unter dem Tuch gewesen.

    Forschungsgebiete:
    Ostpreußen, hier Kreis Heiligenbeil die Orte Rosenberg, Gut Windkeim/Wingkeim, Gut Grünwiese/Panwitz, Bladiau
    Westpreußen (Danziger Niederung) hier Bodenwinkel, Bohnsack, Weslinke, Junkeracker, Stutthof, Reichenberg, Groschkenkrampe, Succase, Wogenab Praust Kreis Danziger Höhe, die Stadt Danzig
    Pommern, hier Kreis Schlawe der Ort Bartlin/ das Vorwerk Louisenhof


    https://gedbas.genealogy.net/database/show/51188

    3 Mal editiert, zuletzt von Herb31 ()

  • Hallo Herb,


    ich habe auch so einen Fall in meiner Familie durch Zufall gefunden, jedoch in Pirna (Sachsen). Dort gab es auf dem Sonnenstein auch so eine Anstalt. Jedoch fand sich in den dortigen Archivunterlagen kein Nachweis, daß diese Person auch dort getötet wurde. Man teilte mir mit, daß es zwischen den Tötungsanstalten damals einen Aktenaustausch gab, um die "Aktion T 4" zu verschleiern bzw. die Angehörigen zu täuschen.
    Ich sende dir die Emailadresse der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Vielleicht kann man dir dort weiterführende Informationen geben.


    gedenkstaette.pirna@stsg.smwk.sachsen.de


    Beste Grüße aus Sachsen
    Wolfgang

  • Hallo,


    das Bundesarchiv führt eine Seite zu dem Thema; hier findet sich auch ein PDF mit verfügbaren Quellen.
    http://www.bundesarchiv.de/geschichte_euthanasie/


    Landsberg a.d. Warthe findet sich im PDF mit den polnischen Quellen.
    Ort/Anstalt: Landsberg a.d. Warthe, Kreisstadt, Landesheil- u. Pflegeanstalt
    Standesamt: Landsberg a.d. Warthe
    Aufbewahrungsort der Register: USC (=Standesamt) Gorzów Wielkopolski



    Hier noch zwei interessante Internetseiten zu dem Thema:
    http://gedenkort-t4.eu/de/vergangenheit/aktion-t4
    http://www.sigrid-falkenstein.…anasie/patientenakten.htm


    Literatur u.a. Ernst Klee, Götz Aly


    Schon vor der Euthanasie gab es massenweise Zwangssterilisierungen, möglicherweise findest Du dazu direkt in Küsterin etwas.


    Die meisten Tötungsanstalten wurden schon 1941 aufgelöst u.a. damit das - erfahrene - Personal in den KZ im Osten eingesetzt werden konnte. Die T4-Tötungsanstalten waren die Vorreiter der Massenvernichtungs-KZ!
    Es war üblich, die Patienten nicht direkt in eine Tötungsanstalt zu verlegen, sondern erst in eine Zwischenanstalt, um die Zusammenhänge zu verschleiern. Z.B. wurden Patienten aus Wilhelmsdorf bei Ravensburg erst nach Weinsberg verlegt und von dort nach Hadamar (Hessen), wo sie ermordet wurden; die Angehörigen erhielten ein Schreiben mit vorgeschobenem Sterbegrund und oft falschem Sterbedatum.
    Nach dem offiziellen Ende der T4-Aktion ging das Sterben weiter, Patienten wurden wiederum in Anstalten verlegt und dort vernachlässigt, mangelernährt oder mit überdosiertem Luminal (das Medikament führt dann zu Lungenentzündungen) umgebracht. Es gibt Dokumente, die nahelegen, dass im Kriegsverlauf gezielt Betten freigemacht wurden z.B. für Bombenopfer aus den Städten.
    Die Sterberaten in vielen Anstalten sollen auch nach Kriegsende noch sehr hoch gewesen sein, obwohl die meisten Anstalten eine angegliederte Landwirtschaft hatten und insofern gut versorgt hätten sein müssen.


    Viel Erfolg bei der Recherche!
    Micha

  • Danke Micha, danke Wolfgang, sollte ich was finden, werde ich berichten.

    Forschungsgebiete:
    Ostpreußen, hier Kreis Heiligenbeil die Orte Rosenberg, Gut Windkeim/Wingkeim, Gut Grünwiese/Panwitz, Bladiau
    Westpreußen (Danziger Niederung) hier Bodenwinkel, Bohnsack, Weslinke, Junkeracker, Stutthof, Reichenberg, Groschkenkrampe, Succase, Wogenab Praust Kreis Danziger Höhe, die Stadt Danzig
    Pommern, hier Kreis Schlawe der Ort Bartlin/ das Vorwerk Louisenhof


    https://gedbas.genealogy.net/database/show/51188

  • Hallo, ich habe etwas mehr erfahren über die Anstalt Landsberg/Warthe.
    Es ist noch immer eine psychatrische Einrichtung , aber durch den polnischen Staat erfolgten keinerlei Hinweise auf die Miss"Nutzung" in der NS Zeit. Das polnische Archiv in Landsberg hat keinerlei Unterlagen. Das DRK hat ebenfalls keine Ergebnisse dazu. Es scheint diesen Menschen nie gegeben zu haben. Ich nahm an, das irgendwo irgendwie dieser Menschen erinnert wird, und ggf. auch Namen ergänzen kann. Is aber nich!
    Gruß Herb

    Forschungsgebiete:
    Ostpreußen, hier Kreis Heiligenbeil die Orte Rosenberg, Gut Windkeim/Wingkeim, Gut Grünwiese/Panwitz, Bladiau
    Westpreußen (Danziger Niederung) hier Bodenwinkel, Bohnsack, Weslinke, Junkeracker, Stutthof, Reichenberg, Groschkenkrampe, Succase, Wogenab Praust Kreis Danziger Höhe, die Stadt Danzig
    Pommern, hier Kreis Schlawe der Ort Bartlin/ das Vorwerk Louisenhof


    https://gedbas.genealogy.net/database/show/51188