Heiraten am ordentlichen Dienstag

  • In einem Kirchenbuch sind mir bei den Heiraten auf einer Seite des Jahres 1582 ca. 30 Einträge aufgefallen, die alle auf einen Dienstag nach einem Feiertag datiert sind. Daraufhin habe ich stichprobenartig weitere Einträge mit Datum überprüft und fand in den meisten Fällen immer den Dienstag als Tag der Trauung.
    Auch in anderen Kirchenbüchern ist es mir dann aufgefallen, das zumeist am Dienstag geheiratet wurde.
    Über Google fand ich dazu eigentlich nur wenig(vielleicht nicht die richtigen Stichwörter), aber immerhin das "die unehrliche Hochzeit der Schwangeren an einem Mittwoch statt am ordentlichen Dienstag" stattfand.
    Hat jemand dazu ähnliche Beobachtungen gemacht, bzw. wie lange wurde an diesem Brauch festgehalten? Wo kann man sich informieren?


    Und, wann war "In vigilia vigilae conúers: Pauli 1582"? Laut Julianischen Kalender war der 21.1.1582 ein Sonntag, Pauli Bekehrung am 25.1.1582. Könnte es am "Vorvortage" bedeuten und wäre es dann auch der Dienstag der 23.1.1582?
    Spekulant

  • Dienstag war der normale Heiratstag.
    Einen Beleg kann ich dafür nicht nennen, ich weiß es aus meiner genealogischen Erfahrung.


    Bei uns im Ries (Schwaben) war der Montag der nicht normale Heiratstag (wegen schwanger, vorehelichem Beischlaf, usw.)


    Gruß Günter

  • Hallo zusammen,


    beim Googeln stieß ich darauf, dass viele Juden auch gerne am Dienstag heiraten: "Viele Juden heiraten traditionell gerne an einem Dienstag, weil in der Bibel gerade diesem Schöpfungstag eine besondere Bedeutung zukommt." (Quelle: Planet-Wissen.de) Leider wird es dort nicht näher erklärt.


    Für den zweiten Tag der Schöpfung - das wäre ja der Dienstag - steht in der Bibel: "Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war."


    Vielleicht Dienstag wegen der Fruchtbarkeit. Ich kann aber auch nur spekulieren.

  • Ich habe noch einige interessante Dinge in Google Books entdeckt.


    Hier bitte mal lesen, was zu den einzelnen Wochentagen geschrieben steht: "Der Dienstag ist der an Aberglauben ärmste Wochentag." (Spalte 250 rechts unten). Für die Hochzeit bedeutend war, dass es ein gerader Tag und damit ein "Fleischtag" war (Spalte 252).


    Oder zu Donnerstag: An dem Tag hat man ungern Taufen vorgenommen, da man glaubte, diese Kinder könnten Geister sehen. Also, es hat eine ganze Menge mit Aberglauben zu tun.


    http://books.google.de/books?i…heirat%20dienstag&f=false


    http://books.google.de/books?i…heirat%20dienstag&f=false

  • Hallo zusammen,


    ich bin im Laufe der Jahre natürlich auch bei Kirchenbucheinträgen (Norddeutschland) immer wieder auf das Phänomen gestossen, dass grundsätzlich dienstags geheiratet wurde und bin seinerzeit auch auf die Suche nach Erklärungen gegangen - bin dabei auf folgende Erklärung aufgrund "obrigkeitlicher" Anordnungen gestossen (in diesem Fall Württemberg), die ich für mich als erklärend akzeptiert habe (bin aber auch noch auf der Suche nach protestantisch kirchlichen Vorschriften/Erläuterungen!):


    Ein württembergisch herzogliches Rescript von 1660 untersagt die Montagshochzeiten aus dem Grund, dass
    der vorausgehende Sonntag nicht durch Hochzeitsvorbereitungen entweiht
    werden solle. „Alle Hochzeiten sollen den Dienstag angestellet und
    erhalten werden“, heißt es da. 1668 sagt ein weiteres Rescript:
    „Anlangend die Copulation newer Eheleut, so wollen und verordnen Wir,
    dass dieselbe überall nicht am Montag, weil man sonst den Sonntag mit
    werktäglichen Geschäften prophanisiern muß, auch nicht am Donnerstag,
    wegen des darauf folgenden Bettags, noch am Sambstag, sondern ordinari
    am Dienstag oder Mittwoch, nach jeden Orts Gepflogenheit, gehalten
    werde.“



    Da der Mittwoch traditionell für die sogenannten „gefallenen“ Paare
    vorbehalten war, blieb eigentlich nur der Dienstag übrig. Der Freitag
    als der Tag des Sterbens Christi galt außerdem als Unglückstag. Der
    Samstag sollte fürher der Vorbereitung auf die Predigt dienen, auch für
    den Geistlichen, dies war eine Anordnung des 17. Jahrhunderts. Vor dem
    Dreißigjährigen Krieg waren Samstagshochzeiten schon einmal üblich
    gewesen, wurden dann aber „wegen Zulauffen des jungen Pöbels von allen
    Seiten“ abgeschafft.

    Gruß Brokstedt


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    Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme (Thomas Morus)