Die Suche nach Dokumenten von k.(u.)k. Soldaten...

  • Liebe Mitforscher,


    bei meiner Suche nach den militärischen Dokumenten meiner k.(u.)k. Vorfahren machte ich leider
    die leidvollen Erfahrungen, dass es viele unterschiedliche Begriffe gibt die nicht geläufig sind. Das es über die Jahrhunderte immer wieder
    verschiedene Ordnungsprinzipien in den Archiven gibt. Die Archivzuständigkeiten im Laufe der Jahre wechselten und leider wurden
    auch Unterlagen vernichtet.


    Deshalb habe ich auf meiner Webseite einen erster Einstieg und einen kleinen Überblick zur Suche geschaffen,
    auch wenn es aufgrund der Geschichte Österreich-Ungarns v.a. nach 1850 kompliziert bleibt.....


    Möge es eine Hilfe sein...


    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    vielen Dank für die umfangreichen Informationen, die ich mir direkt auf Deiner Homepage angesehen habe.


    Hierzu habe ich eine Verständnisfrage, da ich mich bisher nicht mit der Entwicklung der Militärgeschichte beschäftigt habe: Kann ich davon ausgehen, dass bei Eintritt eines bestimmten Ereignisses zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort, der Militärangehörige auch zu diesem Regiment an diesem bestimmten Ort gehört hat?


    Mein konkreter Fall: Vorfahr war k.k. Verpflegsamtsoberbäck, Herkunft, Trauung und Regimentszugehörigkeit bisher aus Kirchenbücher nicht auffindbar, 1807 Taufe eines Sohns in Pilsen, 1817 Taufe eines Sohns in Bohdalic Pardubicer Kreis (vermutlich Bohdanec), 1821 Taufe einer Tochter in Wessely an der March; seine Ehefrau, eine Bauerstochter, kam aus einem Dorf im Klattauer Kreis, daher vermute ich, dass er Anfang des 19. Jhd. auch dort gewesen sein muss, um sie kennengelernt zu haben, 1821 Tod meines Vorfahr in Wessely an der March


    Kann ich in diesem Fall bei dem Ereignis der Taufe 1807 darauf schließen, dass er zum Regiment 35 in Pilsen gehörte?


    Weißt Du, wie, warum bzw. ob Militärangehörige Regimenter gewechselt haben und wie das mit dem Einbezug der Familie (Ehefrau und Kinder) in die berufliche Tätigkeit war?


    Für eine Antwort wäre ich Dir sehr dankbar.


    Bis dahin. Viele Grüße von Ivonne

  • Hallo Ivonne,


    Leider kann man, meiner Erfahrung nach, nicht generell davon ausgehen daß die lokale Zuordnung zu einem Regiment immer eindeutig ist.
    Dazu war das k.u.k. Militärwesen zu kompliziert.
    Am ehesten trifft es noch auf einfache Infanteristen im jeweiligen Infantrieregiment zu.
    Die ganzen Spezialtruppen (Technische Truppen, Sanität, u.v.m.) htten ein wesentlich größeres Rekrutierungsgebiet (für das Eisenbahnregiment war das z.B. das ganze Reich, so viele Spezialisten gibt es halt nicht), da ist so eien Zuordnung unmöglich.
    Dann gab es seit dem ungarischen Ausgleich noch die k.k. resp. k.u. Landwehr neben dem gemeinsamen (k.u.k.) Heer ...
    Dein Vorfahr war Militärbeamter, die wurden auch eingesetzt wo es notwendig war, u.U. im ganzen Reich.
    Einen Vorfahren vom mir hat es als Militärbeamten von Leitmeritz nach Salzburg verschlagen.
    Offiziere und Militärbeamte lebten normal mit Ihrer Familie zusammen, war auch in "meinem" Fall so.
    Du kannst also davon ausgehen daß Dein Vorfahr mit seiner Frau und Kindern im genannten Ort lebte, kannst aber nicht auf eine Regimentszuordnung schließen.


    Schöne Grüße


    Dieter

  • Hallo Ihr zwei,


    vielen lieben Dank für Eure Meinungen und Ratschläge, auch wenn es den Fall nicht leichter macht. :S


    Michael, Du hast mir geraten, mich an die Bibliothek des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien zu wenden. Die sollten ja zumindest wissen, wie die Verpflegungsämter des Militärs in Böhmen aufgebaut waren und wo vielleicht (Personal-)Unterlagen zu den Beamten noch zu finden wären. Das mach ich und wenn ich Antwort habe, schreib ich Dir. Danke.


    Dieter, hattest Du große Mühe, den Weg Deines Militärbeamten von Salzburg nach Leitmeritz nachvollziehen zu können oder hat Dir ein glücklicher Umstand geholfen?


    Viele Grüße von Ivonne

  • Hallo Ivonne,


    Leider kenne ich von seinem Weg nur den Anfangs und Endpunkt.
    Meine Urgroßmutter ist in Salzburg geboren und aus Ihrer Geburtsurkunde geht eben Rang und Stellung Ihres Vaters hervor, ebenso wie sein Geburtsort, ein Dorf bei Leitmeritz.
    Seine Geburtsurkunde konnte ich bekommen, aber leider hat das Kriegsarchiv in Wien keinerlei Akten über seinen militärischen Werdegang.
    Die Festung in Salzburg war zu jener Zeit (1880er Jahre) Militärgefängnis und er war dort als Profos eingesetzt (also Militärjustizbeamter). Er lebte mit Frau und Kind auf der Festung in einer Dienstwohnung.
    Ich war als Kind immer wahnsinnig Stolz daß meine Uroma auf der Festung geboren wurde :)


    Viel Gück bei Deiner Suche!


    Dieter

  • Hallo Michael,


    es hat etwas Zeit in Anspruch genommen, aber nun kann ich Dir meine Erfahrungen zum Thema Verpflegsmagazine in Böhmen mitteilen.


    Wie von Dir angeraten, hatte ich mich zuerst an das Herresgeschichtliche Museum in Wien gewandt, die jedoch über keinerlei Dokumente und Archivalien verfügen, die für meine Fragestellung zum Thema Verpflegsämter hätte relevant sein können. Sie haben mich daher an das Kriegsarchiv in Wien verwiesen.


    Vom Kriegsarchiv in Wien habe ich nun, nach langer Bearbeitungszeit, eine Aussage erhalten habe, mit der ich weiterarbeiten kann:
    Im Archivbestand Musterlisten und Standestabellen gibt es die Serie „Bäckerakten“ mit monatlichen Standesausweisen der Verpflegsmagazine. Für Pilsen gibt es zwei Kartons für die Forschung im Selbststudium betreffend den Zeitraum 1801-1822, für Wessely lediglich für den Zeitraum 1801-1810, die im Kriegsarchiv einsehbar sind.


    In den Bäckerakten wurden ferner Assentlisten (Zuwachsdokumente) gesammelt, durchnummeriert und durch eine Kartei erschlossen. Sie wurden zu Beginn des Militärdienstes angelegt und in Musterlisten und Standestabellen, Serie „Bäckerakten“ abgelegt.


    Könntest Du mir bitte in diesem Zusammenhang den Unterschied zwischen einem Standesausweis und einer Assentliste erklären?


    Vielen Dank im Voraus und Grüße
    Ivonne

  • Hallo Ivonne,


    das klingt gut und es freut mich dass sich wieder eine weitere Forschungsmöglichkeit ergeben hat...

    Könntest Du mir bitte in diesem Zusammenhang den Unterschied zwischen einem Standesausweis und einer Assentliste erklären?

    Assentlisten sind die Listen, die angelegt werden wenn jemand tatsächlich zu einem Truppenkörper eingeteilt (assentiert) wird. Sie dokumentieren den Beginn der "militärischen Karriere". Standesausweise sind regeläßig von den Truppenkörper erstellte Personalübersichten - solange jemand im Standesausweis aufgeführt wird, ist er Angehörige eines bestimmten Truppenteils....


    Hoffe das hilft und viel Glück bei den weiteren Forschungen...


    Gruß Michael