Alter Reichritterstand mit Freiherrentitel?

  • Hallo!


    Seit kurzem befasse ich mich mit Genealogie.
    Besonderes Interesse habe ich an der Familie Merz, welche Ratsherren in Mainz waren und 1675 in den alten Reichsritterstand erhoben wurden.
    Ursprünglich dachte ich, dass diese später den Titel Ritter/Edle Mer(t)z v. Quirnheim führten.
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    In Dokumenten aus dem frühen 18. Jahrhundert wurden diese als Freiherr v. Merz (auch Freiherr v. Quirnheim) bezeichnet.
    Beispiel: Kalender des kaiserlichen Reichskammergerichts
    Im Beamtenverz. d. königl. bayr. Reg.-Bez. der Pfalz wird der "Freiherr von Merz" bei den Herrschaften vor Ausbruch der franz. Revolution erwähnt.
    Durch den Verlust der Lehen wanderten diese rechtsrheinisch ab und führten dann den Namen (Ritter) Mertz von Quirnheim.


    Das Auffinden einer Quelle mit dem Nachweis der Erhebung in den Freiherrenstand war auch nach intensiver Suche erfolglos.
    Oder kann die Freiherrenbetitelung allein mit den Herrschaft über die Lehen begründet werden?
    Herzlichen Dank im vorraus für Ihre Hilfe.

  • Zu dieser Anfrage
    darf von Herrn v. Roy unter :
    http://heraldik-wappen.de/viewtopic.php?p=67451#67451
    angemerkt werden:


    Im „Adelslexikon“, herausgegeben vom Deutschen Adelsarchiv, Bd. VIII, Limburg a.d. Lahn 1997, S. 458/459, erscheinen die Herren MERTZ v. QUIRNHEIM wie folgt:


    „Alter Reichs-Ritterstand mit „v. QUIRNHEIM“ Wien 1. Juni 1 6 7 5 für QUIRIN MERZ, Herrn auf Bösweiler und Q u i r n h e i m bei Grünstadt, Kurfürstlich mainzer Geheimer Rat und Kanzler des Bistums Speyer. - Immatrikulation im Königreich Bayern bei der R i t t e r k l a s s e 28. April 1 8 2 0 für ALBERT Ritter MER[T]Z v. QUIRNHEIM, Königl. bayerischer Oberst und Kommandeur des 12. Linien-Infanterie-Regiments bzw. 12. Dez. 1 8 3 9 für dessen Vetter KARL JOSEPH Ritter MER[T]Z v. QUIRNHEIM, Großherzogl. bergischer Leutnant a.D. und Königl. bayerischer Malzaufseher in München.“


    Das Geschlecht dürfte sich des Freiherrntitels g e w o h n h e i t s m ä ß i g bedient haben.


    Freundliche Grüße vom Rhein

  • Ja die bayrische Ritteranerkennung ist unbestritten - genau wie die erbliche Ritterstandserhebung des Kanzlers, Dr.Jur und geh. Rates Ernst Quirin von Merz mit privilegium denominandi (1675).


    Laut meiner Recherche ist diese "fränkische Linie" nicht in direkter Erfolge von Ernst Quirin Merz (+1695).
    Der Erstgeborene aus der 1. Ehe mit Maria Köhl war Johann Wilhem (*1652): Dieser wurde zusammen mit seinem Vater (als Dr. jur.) 1675 in den erblichen Ritterstand erhoben.
    Aus der 2. Ehe mit Margaretha v. Pfeil entstammt Karl (Ernst) geboren in Minden oder Schierholz. Dessen Sohn Karl Joseph Alois (1716-48) x Karoline Wilhelmine v. Griesheim war der Stammvater der fränkischen Ritter.
    Dieser Karl Joseph Alois ist zwar Enkel des Quirin aber nicht Sohn des (Erstgeborenen) Johann Wilhelm, wie ich es oft dargestellt fand.
    Karl Joseph Alois ist wiederrum Großvater der beiden Vettern die in Bayern als Ritter immatrikuliert wurden.


    Der auch 1675 in den Rittersstand erhobene Johann Wilheim hatte sehr viele Kinder aus 2 Ehen. Der Erstgeborene war Wilhelm aus der Ehe mit Eleonore Freins (aus Schleswig). Vater und sohn nannten sich selbst (Johann) Wilhelm Merz (Dominus in Quirnheim oder v. Quirnheim) und wurden von den Leinigern, Braunschweigern und den speyrer Bischöfen Freiherr Merz (ca. 1697) genannt. Nach Wilhelm war die Herrschaft über die Lehen durch die franz. Rev. bzw. Annektion (1797 bzw. 1801) vorbei, es tauchten noch "de Merz" in den Kirchbüchern auf.


    1678 erhielt Quirin Merz die kaiserliche Erlaubnis sich statt v. Merz auch weiterhin v. Quirnheim nennen zu dürfen. Weil er (durch die Teilung des Besitzes 1677 mit seinem Sohn) Herr in Schierholz wurde. Johann Wilhelm wurde Herr in Quirnheim und Buxlaar (Boßweiler).


    von 1678 [Blockierte Grafik: http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/quirnheim89xqf7r01l.png]


    von 1680 [Blockierte Grafik: http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/quirnheim2cgzbu9xo20.png]



    1685 wurde Johann Wilhelm kaiserlicher Rat und erhielt das persönliche Palatinat. Er wurde Rat und Kanzler des ritterlichen St. Johanns-Ordens in deutschen Landen.
    1695 starb Quirin in Minden/Schierholz als er noch in braunschweiger (1692 Churhannover) Diensten stand.
    1688-97 Pfälzischer Erbfolgekrieg - dessen Folgen Quasi die Wiederaufbauleistung (nach 30-j.Kr.) der Merz in Ihren Lehen wieder auslöschte.
    Mein Gedanke war, dass in dieser Zeit die Dokumentation der Erhebung verloren ging.


    So das waren ein paar Informationen.


    Vielleicht wurden Sie wirklich zu Unrecht Freiherren genannt. 8|