Interniertenlager Parchim (Mecklenburg) 1920-1921

  • Moin.


    Ich habe bereits einige Infos über das Kriegsgefangenenlager (1914-1920) bzw. Interniertenlager (1920-1921) sammeln können (Zeitungsartikel, Berichte, Chronikauschnitte; bei Bedarf gerne melden), aber es bleiben Fragen meine Familie betreffend offen.


    Kurze Zusammenfassung zum Lager:
    1914 wurde das Lager in Parchim für Kriegsgefangene eingerichtet, in dem bis 1920 im Schnitt etwa 10.000 Gefangene untergebracht waren. Unter ihnen waren Russen, Belgier, Franzosen, Briten aber auch Türken sowie angehörige der Kolonialtruppen. Der Zustand im Lager verschlechterte sich rapide, schon 1914 war ein eigener Lagerfriedhof angelegt worden. Nach dem Frieden zwischen dem Deutschen Reich und dem nun sowjetischen Russland wurde das Lager bis zum September 1920 geräumt. Kurz darauf wurden allerdings wieder russische Staatsangehörige hier interniert: Der Grenzkonflikt zwischen Polen und Russland hatte sich ausgeweitet und es kam vor, dass sowjetische Soldaten auf ostpreussisches Gebiet abgedrängt wurden. Diese wurden entwaffnet und als "Internierte" nach Deutschland verbracht, letztlich ins Lager in Parchim. Schon Ende September befanden sich annährend 10.000 Internierte im Lager, davon fast 2.000 auch Zivilpersonen. Die hygienische Situation hatte sich keineswegs gebessert: Flecktyphus grassiert, insgesamt (1914-1921) starben wohl 1200 Menschen im Lager. Auch den Deutschen (jetzt Republik) gefiel es nicht, dass sich 10.000 Rotarmisten mitten in Deutschland befanden. Offenbar hatten diese sich auch politisch organisiert und nahmen Kontakt zu deutschen Kommunisten auf. Ein Abkommen zwischen Deutschland und Sowjetrussland (RSFSR) regelte die Rückführung von Gefangenen und Internierten. Ab März 1921 verließen die Internierten nach und nach das Lager in Richtung Russland. Am 20.06.1921 verlassen die letzten Russen und Russinnen das Lager.


    Nun zu meiner Familie:
    In diesem Lager wurde am 10.03.1921 meine Urgroßmutter als Tochter des "russichen staatsangehörigen Offiziers" Peter Loit, der ursprünglich aus Estland (Dorpat/Tartu) stammt, und seiner Frau Kloduine Hermansen Vera Hermanson geboren. Diese Informationen stammen von dem Geburtseintrag meiner Urgroßmutter, darüber hinaus habe ich keine Infos über sie oder ihre Eltern. Meine Recherchen in Estland verweisen jedoch auf einen Peeter Loit aus Tartu, der zunächst estnischer, später aber ukrainischer und damit sowjetrussischer Staatsangehörigeit war. 1882 geboren, kann er mit 38 Jahren durchaus Offizier gewesen sein. Er hatte wohl mit dem russischen Militärgeheimdienst zu tun und leitete zeitweilig das Agitations-Büro in Charkow in der Ukraine.


    Meine Fragen: Gibt es Quellen, die mir mehr über evtl. internierte Offiziere verraten können (so viele gab es dort wohl nicht)? Ist es möglich/nachvollziehbar, dass Peeter Loit als politsicher Agitator nach Parchim "geschickt" wurde? Warum war seine Ehefrau mit im Lager (geheiratet haben sie dort wohl nicht)? Was ist "Kloduine" für ein komischer Name (ich nehme einen Schreibfehler an)? Wie viele Kinder wurden überhaupt in dem Lager geboren? Gibt es sonst irgendwelche Informationen über das Lager, die mir helfen könnten?


    So weit erstmal, beste Grüße,
    Paul

    2 Mal editiert, zuletzt von PChekov () aus folgendem Grund: Informationsstand war veraltet.

  • Hallo,


    ja, denk ich auch. Ich tippe aber auf einen Schreibfehler, weil das "ui" beim besten Willen keinen Sinn macht... Wobei ein französischer Name das Ganze nur noch unverständlicher macht.


    Paul

  • Hallo Paul,
    hast Du bei Deiner Suche weitere Hinweise bekommen.
    Ich kenne jemanden, der sich mit der Geschichte des Lagers befasst hat.
    Viele Grüße
    Det

    Mecklenburg: " Liermann, Gaevert (Gäwert,Gevert), Fischer, Mulsow, Lüth(e), Klähn, Rohde, Lembcke "


    Ostpreußen/Johannesburg:" Teranski, Olschewski, Dombrowski, Baginski"