ohne Ceremonien begraben

  • Hallo zusammen,


    in einer Sterbeurkunde von 1656 steht folgender Eintrag:


    Die alte Anna zu Rentzel ohne Ceremonien begraben, weil sie ohne Buße und Bekehrung gestorben.


    Was hat sie wohl angestellt, um den Zorn des Pfarrers sogar bei der Beerdigung zu spüren?


    Viele Grüße, Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula

  • Hallo Ursula
    Wahrscheinlich hat sie nichts verbrochen.Eventuell ging sie nicht so oft in die Kirche wie es damals üblich war oder sie war einem Mann zugetan jedoch nicht verheiratet mit ihm.Die Möglichkeiten der "Sünde" waren damals recht vielfältig.Es war ja schon eine Sünde sich am Sonntag zu waschen.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

  • Hallo Ursula,


    anderer Ort (Illinois), andere Zeit, aber ein Pfarrer, der ähnlich drauf ist:


    "Landolin Wangler,
    39 Jahre alt, starb am 6. Septemb.(er) (1)869
    ohne Empfang der hl. Sterbesakramente
    Derselbe vernachlässigte den hl. Gottesdienst
    u. Communion, besuchte nie die Kirche
    und wollte keinen Kirchenstuhl mie-
    ten; er war ein Freigeist, wie
    sie viele unter den Badensern sind.
    Ich verweigerte ihm - zur heilsa-
    men Warnung für Andere -
    das Geistliche Begräbniß und er wur-
    de ohne "Sang und Klang" (wie es
    die Freigeister lieben!??) auf den
    Friedhof gleich an der Gate links
    das 1te Grab - beerdigt. Sein Schwie-
    gervater Schrämpf hat ihn mit
    einer Soda-bottle Weihwasser "rein-
    gewischt"; die Badenser […]
    haben auf mich (per se!) kräf-
    tig geschimpft, das nicht in mei-
    ner Gegenwart, sondern in der
    Grocerie(?), wo sie überhaupt […] sind.
    Friedrich Chmeliczek
    Pastor"


    (Vermerk im Kirchenbuch Damiansville, Clinton County, IL)


    Gruß, Micha


    P.S. Ich glaube, den Pfarrern war es wichtig, ab und zu mal Exempel zu statuieren.

  • Hallo und danke Franjo, Micha und Detlef für Eure Antworten.


    Vor allem vielen Dank an Micha für diesen Einblick ins Kirchenbuch. Ja, Exempel statuieren, aber auch aus Überzeugung.


    Jetzt wird mir die alte Anna immer sympathischer. Sie hat sich gegen Regeln gestellt und/oder verstoßen, und ist (stur?) bei ihrer Meinung geblieben. Auch wenn sie die Konsequenzen wusste.
    Das war nicht einfach vor 350 Jahren, als der Pfarrer eine wichtige Machtposition inne hatte und die Menschen an das himmlische Reich glaubten.


    Einen schönen Tag wünscht Ursula

    Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Ich gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen.


    Viele Grüße, Ursula