Verwandte suchen mit wenig Infos

  • Hallo und guten Morgen,




    ich bin ganz neu hier und auch ganz neu was die Ahnensuche angeht. Da ich mich hier noch nicht so richtig zurechtfinde und es für mich etwas an Reizüberflutung grenzt, bitte ich zu entschuldigen, falls meine Frage schon irgendwo geklärt ist.


    Hier meine Frage:


    Mein Opa ist 1905 geboren und 1971 verstorben und am Wochenende habe ich erfahren, dass mein Opa nicht wie angenommen 3 Brüder hatte, sondern insgesamt 10 Geschwister und nicht 11, sondern 15 Kinder.


    Ich würde hier gerne die 10 Geschwister meines Opas ausfindig machen, wobei es um 8 Brüder und 2 Schwestern geht. Mein Opa hat meine Oma nach dem Krieg und seinem Aufenthalt im KZ kennengelernt, hier sind 11 Kinder entstanden. Zuvor gab es aber wohl auch noch 4 Jungs. Hier ist die Frage, ob diese noch Leben und was sowohl meine Großonkel und -tanten, sowie die 4 anderen Onkel für Nachkommen haben.


    Ich weiß lediglich ganz sicher die Namen und Geburtsdaten von den 3 bekannten Großonkel und dann mit einiger wahrscheinlichkeit 4 weitere Namen und Geburtsdaten aus den KZ Unterlagen entnommen.


    Die Frauen sollen mit großer Wahrscheinlichkeit im KZ umgekommen sein.


    Wo fange ich hier genau an zu suchen? Fange ich bei meinem Opa an oder bei seinen Eltern? An welche Ämter soll ich mich wenden? Was muss ich zunächst rausfinden (Geburtsort)?


    Vielen Dank für die Hilfe, bin echt ratlos.




    Pamela

  • Hallo Pamela,


    die zuständigen Standesämter (d.h. am jeweiligen Geburtsort) haben zwar die Informationen, aber sie dürfen dir aus rechtlichen Gründen nur Daten zu deinen direkten Vorfahren herausgeben, nicht jedoch zu den Nebenlinien (Geschwister bzw. andere Kinder), es sei denn du hast von deren Nachfahren eine schriftliche Erlaubnis.
    Die Datenschutzfristen sind 110 Jahre für die Geburt, 70 Jahre für die Heirat, 30 Jahre für Sterbeeinträge - nach Ablauf der Frist wandern die Register normalerweise ins Archiv und sind für jeden zugänglich.


    Das bedeutet, dass deine wichtigste Quelle erst einmal die Familie selbst ist. Hier solltest Du wirklich jeden befragen, den Du auftreiben kannst. Eventuell gibt es auch noch alte Unterlagen, z.B. von Erbschaftsangelegenheiten, oder das Familienstammbuch.


    Dann solltest Du dir von dem Ort, in dem deine Großeltern geheiratet haben, den Heiratseintrag anfordern (Standesamt). Häufig wurden die Kinder des Paares auf den Heiratseintrag aufgestempelt (Randvermerk), das kann Dir auch schon weiterhelfen. Aus der Heiratsurkunde (oder aus seiner Sterbeurkunde) müsste auch der Geburtsort deines Großvaters hervorgehen - falls Du ihn noch nicht kennst. Über seinen Geburtseintrag findest Du mehr über dessen Eltern heraus - und auf deren Heiratsurkunde befinden sich eventuell wiederum die Kinder als Randvermerke.


    Zu den KZ-Unterlagen kann ich dir gar nichts raten, vielleicht beim Bundesarchiv nachfragen??


    Viel Glück,
    Micha

  • Vielen Dank für die schnelle Hilfe Micha.


    Meine Verwandten wissen nichts, da diese selbst alle nicht wussten, dass mein Opa noch so viele Geschwister hat. Mein Opa hat generell wenig über sich erzählt, da er Zigeuner und im KZ war und nicht wollte, dass seinen Kindern evtl. mal das selbe Schicksal ereilt.


    Den Geburtsort weiß ich, aber ob es den heute noch so gibt? ( Alt Suse Melken/Ostpreußen Seegbiel). Auch die letzte Adresse seiner Eltern habe ich: Alt-Weinoten, Ostpreußen.


    Ich werde mal das DRK anfragen bzw. nach einem Zentralregister gucken. Mein Vater dürfte auch noch Unterlagen aus dem Familienbuch haben, da erfahre ich sicherlich wo und wann meine Großeltern geheiratet haben.



    LG Pamela



  • Hallo Pamela,


    es gibt hier eine Unterabteilung ehemalige deutsche Gebiete : Ostpreußen.
    Dort findest Du die Spezialisten, die dir vermutlich sagen können, inwieweit es aus diesen Orten noch Standesamtunterlagen gibt.


    Frag auch mal beim Bundesarchiv nach, vielleicht können die dir auch weiterhelfen.


    Viel Erfolg!
    Micha

  • Vielen Dank lieber Micha, das ist eine gute Idee...


    Hab jetzt auch schon die ITS und das DRK angeschrieben und sobald ich von meinem Vater den Auszug aus dem Familienbuch habe, weiß ich auch welche Standesämter zuständig sind (hoffe ich zumindest).



    Vielen Dank


    Pamela

  • Zitat

    Den Geburtsort weiß ich, aber ob es den heute noch so gibt ?
    Alt Suse Melken/Ostpreußen Seegbiel
    letzte Adresse seiner Eltern Alt-Weinoten, Ostpreußen.


    Hallo Pamela,


    beide Orte sind/waren im Gebiet Königsberg (Preußen)


    > Alt Sussemilken
    > Alt Weynothen


    LG JoAchim :)


    meine Dauersuche:
    alle Voigtmann aus Kühnhaide (Marienberg), Schmideberg bei Dippoldiswalde, Dresden und Vororte

    :danke: für jeden Hinweis

  • Guten Morgen Pamela,


    das kann ich dir nicht sagen, das ist nicht mein "Jagdgebiet"
    aber im entsprechenden Unterforum gibt es da sicher Spezialisten die das wissen.


    LG JoAchim :)


    meine Dauersuche:
    alle Voigtmann aus Kühnhaide (Marienberg), Schmideberg bei Dippoldiswalde, Dresden und Vororte

    :danke: für jeden Hinweis

  • Der Ort Alt Weinoten in Ostpreußen hieß von 1938-46 Weinoten und heißt heute Oktjabrskoje und liegt im Oblast (Kreis) Kaliningrad, früher
    Königsberg.
    Unter GOV findest Du zu dem Ort auch etwas hier bei Compgen. Ebenso unter http://www.ostpreußen.net


    Es grüßt
    der Magistri


    Fürchte nicht Deine Feinde, sondern fürchte die, denen Du vertraust.

    Einmal editiert, zuletzt von Magistri ()

  • Hallo Pamela,


    ich habe noch eine Idee.
    Da Dein Opa Sinto oder Rom und im KZ war, könnte es sein, dass er und seine Herkunftsfamilie/Verwandte irgendwo in Dokumentationen zu Opfern des Nationalsozialismus auftauchen.
    Für jüdische Opfer gibt es z. B. das Dokumentationszentrum Yad Vashem und das Gedenkbuch des Bundesarchivs online.
    Guck mal hier http://www.bundesarchiv.de/ged…html.de?result#frmResults


    Keine Ahnung, ob da auch Sinti und Roma in den Datenbanken sind. Aber frage mal beim Zentralrat der Sinti und Roma in Deutschland nach. Möglicherweise haben die entsprechende Informationen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie auch an Dokumentationen (und Nachkommen von Überlebenden) interessiert sind. http://zentralrat.sintiundroma.de/


    Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg bei der Suche.


    VG
    Bärbel

  • Hallo Bärbel,



    ich danke Dir, ich werde es mal versuchen. Habe jetzt schon so einige Stellen angeschrieben und hoffe, dass ich zumindest mal einen Anfang finde und sich der Rest dann evtl. ergibt.



    Lieben Dank


    Pamela

  • Hallo Pamela,


    ich bin's nochmal. Ich habe mir die Sache mal durch den Kopf gehen lassen.


    Vielleicht hast Du für Deine Suche einen Vorteil davon, dass die Familie Deines Opas Opfer des Nationalsozialismus war - so makaber das auch ist.


    Beim Datenschutzgesetz zu den Sperrfristen für die Einsicht von Daten können Ausnahmen gemacht werden, wenn derjenige, der anfragt entweder ein "rechtliches Interesse" oder ein "berechtigtes Interesse" hat. - Wie das genau ausgelegt wird, weiß ich jetzt nicht.


    Aber da es sich bei Deiner Verwandtschaft mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um Opfer und Überlebende des Nationalsozialismus handelt, könnte Deine Ahnenforschung als Beitrag zur historischen Aufarbeitung des 3. Reichs interpretiert werden. Damit könnte es sein, dass man Dir ein "berechtigtes Interesse" an den Daten zusprechen könnte. (Evt. wenn Du sie nach der Sammlung auch irgendwo veröffentlichst.) - Ich bin keine Juristin, aber ich halte eine solche Interpretation für möglich.


    Außerdem wusstest Du von vielen Geschwistern und den ersten vier Kindern Deines Opas nichts. Daher könnte es sein, dass sie von den Nazis umgebracht wurden. Damit wäre die Sperrfrist (Todesfälle: 30 Jahre und letzter direkt Betroffene verstorben) wohl für diese Daten abgelaufen.


    Schau doch mal, ob Du da Spezialisten z. B. beim Zentralrat der Sinti und Roma findest, die wissen, wie man das angeht. Ich könnte mir vorstellen, dass sich für Dich mit dieser Referenz im Rücken die Archive öffnen könnten. (Im Zweifelsfall kannst Du auch mal beim Zentralrat der Juden anfragen, da sie sicher auch sehr viel Erfahrung mit solchen Dingen haben.) Wenn Du das Ganze von der Seite der historischen Bedeutung der Geschichte Deines Opas und seiner Familie darstellst, könnte ich mir vorstellen, dass einiges mehr möglich ist, als bei reiner Familienforschung.
    - Im Zweifelsfall gibt es möglicherweise an irgendeiner Uni einen Geschichtsprofessor oder eine Projektgruppe, die die Schicksale von Sinti und Roma im 3. Reich erforscht. Für solche Forschungen sind Beispiele von einzelnen Personen oder Familien durchaus wichtig. Wenn Du den Fall der Familie Deines Opas da einbringen könntest, könnte das ebenfalls weitere Ergebnisse für Dich bringen.


    Ich drücke Dir fest die Daumen.


    VG
    Bärbel


    P.S.: Halte uns doch auf dem Laufenden, wenn Du weitergekommen bist. Dein Fall ist extrem spannend.

  • Oh Bärbel,



    ich bin überwältigt. Vielen, vielen Dank. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.


    Ich glaube zumindest die Namen der meisten Brüder zu kennen und habe hierzu die ITS zu allen mit bekannten Namen separat angeschrieben und ich weiß mit Sicherheit, dass 4 das KZ auf jeden Fall überlebt haben.


    Desweiteren hab ich das Rote Kreuz angeschrieben, das Bundesarchiv und eine Stelle in über den Link zu Ostpreußen um hier vllt. Infos über meine Ur-Großeltern zu bekommen. Bisher hab ich noch keine Meldungen erhalten.


    Als nächstes will ich noch den Zentralrat der Sinti und Roma anschreiben und mal gucken, was mir der Auszug aus dem Familienbuch, den ich gestern endlich von meinem Vater erhalten habe, bringen könnte, denn dort ist verzeichnet wann meine Großeltern geheiratet haben und wo und wo der letzte bekannte Aufenthaltsort meiner Ur-Großeltern war und außerdem wo und wann mein Opa gestorben ist.


    Die Idee mit dem Geschichtsprofessor finde ich ausgezeichnet, ich danke Dir sehr und halte Dich selbstverständlich auf dem Laufenden.



    Vielen vielen Dank



    LG Pamela