Kinder noch im Alter von 48 Jahren?

  • Hallo allerseits,


    ich beschäftige mich momentan mal wieder mit einigen schon beforschten Vorfahrenfamilien in Bezug auf die Glaubwürdigkeit der erfassten Daten.
    Dabei ist mit u.a. bei einem Vorfahrenpaar aufgefallen, dass es in der aus meiner Sicht enorm langen Zeit von 1655 bis 1680 Kinder hat taufen lassen. Die Mutter wäre beim jüngsten Kind aber schon 48 Jahre alt gewesen und ich habe gewisse Zweifel daran, ob es damals in diesem Alter für Frauen überhaupt noch möglich war (gesunde) Kinder zu bekommen. Und gesund muss der Nachwuchs gewesen sein - zumindest hatte er noch eigenen Nachwuchs...


    Ich bin gespannt auf eure Einschätzung!


    Grüße


    Giacomo

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • hallo Ciacomo,


    doch , diese Fälle habe ich auch in der Ahnenreihe. In Württemberg 1723 geboren brachte die Ehefrau von 1746 - 1768 13 Kinder zur Welt.
    Beim letzten Kind war sie somit 45 Jahre alt.


    Alle Kinder überlebten lt.Familienbuch.


    Ich halte das für realistisch was Du in Deiner Ahnenreihe hast.


    Selbst meine Uroma war 1900 schon 44 Jahre alt, als mein Opa gesund geboren wurde.


    Schönen 3 ten Advent wünsche ich Dir!
    Opa August

  • Hallo Giacomo
    Ich hab 3 Fälle wo mein PC-Programm sozusagen "Alarm schrie" mit dem Alter noch ein Kind.Damals war das anscheinend noch möglich.Heute geht es aber mit künstlicher Befruchtung noch weiter.Vor 2 oder 3 Jahren stand bei uns in der Zeitung,dass sich eine Italienerin mit 65 Jahren noch ein befruchtetes Ei einsetzen ließ und dass das Kind gesund dann zur Welt kam.Ich hab aber auch vor bei meinen Ahnen zwei 100-jährige gefunden die vor 250 Jahren gestorben sind.Da frag ich mich auch wie das ging wo die doch sozusagen von der Hand in den Mund lebten.
    LG
    Franz Josef

  • Huhu,


    die Wechseljahre setzen bei jeder Frau individuell ein. Bei manchen ist schon kurz nach 40 Schluss, bei anderen erst so kurz nach 50. Das war auch in früheren Zeiten so. (Ich bin z. B. 46 und es ist noch alles "normal" und würde durchaus noch "klappen".)
    Es kann also durchaus sein, dass eine 48jährige noch Mutter geworden ist.


    Ich habe es bei meinen Recherchen schon ein paar Mal erlebt, dass in Familien noch ein "Nachzügler" kam, der so fünf bis sechs Jahre nach dem vorangehenden Geschwisterkind geboren wurde und die Mutter schon Ende 40 war.
    Müsste nachsehen, wie alt die "älteste" Mutter in meinen Unterlagen ist - ich tippe so auf ca. 50 - 52.


    Viele Grüße


    Bärbel

  • Hallo allerseits,


    erstmal Danke für die zahlreichen Rückmeldungen!
    Schwer vorzustellen, dass Frauen auch noch im Alter von 50 Jahren Kinder bekommen konnten...


    Aber im Alter von 63 Jahren ging das doch sicherlich nicht mehr, oder?
    Ich frage deshalb, weil ich in einem anderen Ort zwei Vorfahren gleichen Namens habe (wohl Vater und Sohn): wenn man den Kirchenbucheinträgen im Ort folgt, sollte der Sohn eigentlich erst 1660 im Alter von 40 Jahren geheiratet haben (es sei denn, er hätte vorher eine andere Frau gehabt, die andernorts gestorben ist).
    Es gibt in diesem Ort dummerweise schon ab 1650 Taufeinträge eines Mannes mit gleichem Namen - und die einzigen Eltern, die außer ihm selbst als Vater infrage kämen, wäre seine eigenen Eltern (und seine Mutter wäre beim letzten Kind 63 Jahre alt gewesen...


    Ich weiß zwar, dass der jüngere meiner beiden Vorfahren nicht durchgehend in dem betreffenden Ort gelebt hat, aber er hätte doch dort zumindest in den 1650er Jahren leben MÜSSEN, um Kinder in diesem Ort zu haben.
    Leider ist er aber über Steuerlisten und Zinsregister nicht nachweisbar: dort taucht (nicht nur für die betreffende Zeit) durchgehend immer nur EINE Person dieses Namens auf. Und daß sein Vater den Hof der Familie schon im Alter von 55 Jahren an seinen Sohn übergeben haben soll - und dieser sich trotzdem noch DANACH zeitweilig außerhalb aufgehalten hat, erscheint mir ebenfalls unwahrscheinlich...


    Hat jemand von Euch eine Idee, wie man sich diese Sache erklären könnte?


    Viele Grüße


    Giacomo

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Giacomo,


    wie schon geschrieben, können und konnten zu jeder Zeit manche Frauen tatsächlich mit 50 (und einige sehr wenige noch ein paar Jahre später) noch ganz natürlich gesunde Kinder bekommen. Das ist sicher nur ein kleiner Prozentsatz, aber das ist genetisch bedingt und kam immer schon mal vor.


    Man darf sich das nicht so vorstellen, dass in früheren Zeiten per se alle Menschen schneller "alterten" als heute oder grundsätzlich jede/r früher starb usw. Das sind statistische Angaben, die nicht auf jeden Einzelfall zutreffen. Zu jeder Zeit der Menschheitsgeschichte gab es einzelne Menschen, die z. B. 90 Jahre wurden oder die mit 55 Jahren noch so fit und gesund waren wie der Durchschnitt der heutigen 40-Jährigen. Und auch heute gibt es in den Industrieländern Menschen, die mit 30 Jahren sterben oder mit 35 Jahren körperlich schlapper sind als der Durchschnitt der 60-Jährigen. - Was sich verschoben hat ist der Durchschnitt, nicht der jeweilige Einzelfall.


    Aber ein Kind mit 63 ist wohl ausgeschlossen.
    Aber zu Deiner Frage wegen Vater und Sohn: Wie vollständig ist denn das Kirchenbuch? Hast Du alle Hochzeiten und Sterbefälle durchgesehen?


    Eine mögliche Erklärung könnte nämlich sein, dass die Mutter vor 1650 verstorben war und der Vater in zweiter Ehe eine zweite Frau gleichen Namens geheiratet hatte. (Die Hochzeit muss ja nicht in der selben Pfarrei gewesen sein.)


    Und eine erste Hochzeit mit 40 bei dem Sohn ist möglich, aber auch ungewöhnlich.
    Naja, ich habe sogar noch drastischere Fälle gefunden: z. B. die erste Hochzeit eines vorher "eingefleischten Junggesellen" im stolzen Alter von 61 Jahren. Seine Frau, eine Witwe war 29 Jahre jünger als er und das jüngste ihrer vier Kinder - der Sohn - wurde 1940 posthum (also nach dem Tod des Vaters) geboren. Ich kenne die Familie des Sohnes persönlich und wir sind sogar verwandt. Aber durch einige Besonderheiten (u. a. das extrem späte Heiratsalter des Mannes) sind die etwa gleichalten Vertreter meines Zweigs drei oder sogar vier Generationen weiter als der andere Zweig.


    Trotzdem spricht einiges für eine erste Heirat des Sohns außerhalb der Pfarrei, der dann nach dem Tod der ersten Frau in seinem Heimatort ein zweites Mal heiratet. Das ist nur eine These, aber schau mal nach den Kindern des Sohns - auch nach eventuellen Hochzeiten und Todesfälle seiner Kinder und ob da Altersangaben gemacht werden. Vielleicht kommst Du so dem Rätsel auf die Spur.


    Nur mal so meine weitere Ideen dazu.


    Vielleicht hilft es Dir.


    Viel Erfolg bei der weiteren Suche. Es bleibt spannend. :)


    VG
    Bärbel

  • Hallo Bärbel,


    herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort!


    Das Kirchenbuch des Ortes ist für die Zeit ab 1641 komplett erhalten (lediglich die Konfirmanden starten erst ab 1659 und sind ohne Nennung der Väter) und hervorragend lesbar. Ich habe tatsächlich die für mich interessanten Zeiträume komplett durchgesehen und speziell bei der Familie, zu der ich meine aktuellen Fragen gestellt habe, auch alle Patenschaften vor der eigenen Eheschließung komplett erfasst.


    Die angesprochenen Kinder ab 1650 können ausschließlich entweder der alten Ehefrau des "Vaters" zugeordnet werden oder müssten einer unbekannten Frau eines jüngeren Mannes gleichen Namens angehören (am wahrscheinlichsten wohl tatsächlich aus einer ersten Ehe des "Sohnes", aber es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass es eine weitere Person gleichen Namens gab).


    Leider konnte ich in einem anderen Ort, aus dem die Ehefrau des "Sohnes" stammt, die dieser 1660 geheiratet hat, keinen Hinweis darauf finden, dass dieser dort mal gelebt haben könnte. Dort starten die (ebenfalls vollständigen und gut lesbaren) Kirchenbücher leider erst im Jahre 1666, was es unmöglich macht, Hinweise auf den Tod einer möglichen ersten Ehefrau zu finden.
    Leider taucht weder er, noch seine zweite Frau dort als Taufpate auf; ich hoffe, bei Gelegenheit das Communicandenregister einsehen zu können für die Fall, dass die Beiden zumindest dort gelegentlich auftauchen. Auf jeden Fall bin ich sicher, dass er "gewandert" ist: von seiner Tochter, von der ich abstamme, gibt es weder einen Tauf- noch einen Konfirmandeneintrag im Ort (aber immerhin war sie vor ihrer Eheschließung Patin, was mir die Zuordnung zum Vater abgesichert hat).


    Ansonsten bleibt mir wohl nur die Hoffnung auf einen glücklichen Zufallsfund in einem Amtshandelsbuch (solches Glück hatte ich gelegentlich bei anderen Vorfahrenfamilien)!


    Viele Grüße


    Giacomo

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Giacomo,


    mir ist noch etwas eingefallen, was möglicherweise ein Hinweis auf eine erste Hochzeit des Sohnes sein könnte.


    In einer Reihe von Kirchenbüchern, die ich einsehen konnte, wird bei der ersten Hochzeit sehr häufig eine Formulierung wie "...XY, großjähriger Sohn von YZ ..." oder "... der Junggeselle XY, Sohn von YZ ... " oder so ähnlich genutzt.


    Bei der Hochzeit eines Witwers ist der Vater in aller Regel nicht mehr angegeben (das habe ich in verschiedenen Regionen unabhängig voneinander festgestellt). Der Zusatz "Witwer" kann, muss aber nicht, dabei stehen.


    Leider scheinen einige Pfarrer zu faul (alt/ krank) gewesen zu sein, vollständige Angaben zu machen (oder sie wollten Papier sparen.) Daher ist die fehlende Nennung des Vaters nicht unbedingt ein zwingender Hinweis darauf, dass ein Witwer wieder geheiratet hat. - Aber da ist es sehr hilfreich, die Heiratseinträge vor und nach dem interessierenden genau anzusehen. Fehlt überall die Angabe des Vaters? - Dann hat der Pfarrer es vermasselt.
    Werden bei den meisten Heiratseinträgen in der gleichen Handschrift und in den gleichen Jahren (+/- ein paar Jahre) die Väter der Eheleute/ Ehemänner genannt, ist das ein starkes Indiz dafür, dass ein Witwer geheiratet hat, wenn die Nennung fehlt.
    - Ich habe so schon mehrfach Witwer "entlarvt" und nach einiger Suche die erste Hochzeit gefunden.


    Und noch eine weitere Idee:
    Falls die Kinder vor 1660 von der mutmaßlichen ersten Ehefrau des Sohnes stammen, könnte ihr Sterbeeintrag irgendwann ab dem letzten Taufeintrag eines Kindes bis zur (mutmaßlich zweiten?) Hochzeit des Sohnes auftauchen - vielleicht aufgrund der Häufigkeit von Vornamen oder sonstigen Besonderheiten (z. B. Angabe von Spitz- oder Hausnamen) nicht direkt zu erkennen.
    Ich habe auch schon erlebt, dass ich Kirchenbuchseiten mehrfach durchgesehen habe und mehrfach etwas übersah. - Und beim vierten oder fünften Mal habe ich den vermuteten Eintrag dann doch gefunden. (In einem Fall war eine verstorbene Frau als Witwe ihres ersten Ehemannes eingetragen und nicht als Ehefrau ihres zweiten. Der erste war wohl im Ort "prominenter" und der zweite "nur" eingeheiratet. - Die erste Ehe der Frau hatte ich nur gesucht, weil eben bei der Hochzeit ihr Vater nicht angegeben war. Der "Quercheck" aller anderen Daten hat dann Klarheit gebracht.)


    Vergleiche, falls angegeben, auch die Altersangaben in den Sterbeeinträgen. Das kann manchmal helfen, eine "verdächtige" Person zu identifizieren.


    Nur so viel, aber vielleicht kennst Du diese Strategien ja schon. Das sind so Ideen, die mir zur Lösung Deines Rätsels noch eingefallen sind. Das Hobby ist echte (und spannende) Dedektivarbeit. :)


    Viel Erfolg bei Deiner Suche.


    Berichte doch mal, falls Du weiter gekommen bist. :)


    Liebe Grüße


    Bärbel

  • Hallo Bärbel,


    Danke für Deine zusätzlichen Anregungen!


    Ich werde zusehen, dass ich mir das Kirchenbuch tatsächlich nach den von Dir angeregten Kriterien nochmal ansehe. Ansonsten werde ich auch die Kirchenbücher der Nachbarorte intensiv checken...


    Liebe Grüße


    Giacomo

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)