Fridolin Anschütz

  • Hallo zusammen,
    ein Bekannter von mir besitzt einen kupfernen Wasserkessel, der 1850 durch Fridolin Anschütz in Bara Boo in Amerika seiner Schwester Clara nach Deutschland als Hochzeitsgeschenk geschickt wurde. Leider ist weder bekannt, woher Fridolin stammte, noch wo und wen Clara Anschütz 1850 geheiratet hat. Wer kann mir helfen, näheres über diesen Fridolin Anschütz und seine Familie heraus zu bekommen. Es wird vermutet, das beide aus Oberfranken, vielleicht aus der Umgebung von Thurnau stammen könnten.
    Vielen Grüße
    Weissenstein

  • Hallo.
    Vielleicht gehört er zu dieser Familie.
    Mfg
    Josef Both



    J. G. Anschütz
    Rechtsform GmbH & Co. KG
    Gründung 1856


    Neugründung 1950
    Sitz Ulm, Deutschland
    Leitung Jochen Anschütz
    Mitarbeiter 90
    Branche Waffenhersteller
    Website http://www.anschuetz-sport.com


    Die J. G. Anschütz GmbH & Co. KG ist ein in Ulm ansässiger Waffenhersteller für die Entwicklung und Produktion von Jagd- und Sportwaffen.



    Überblick


    Ursprünglich aus Zella-Mehlis stammend, ist es einer der Waffenhersteller, der seine Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich in Ulm weiterführte. Das Unternehmen wird heute von Jochen Anschütz geleitet. Es zählt 90 Mitarbeiter und ist national wie auch international aktiv. Der Exportanteil beträgt dabei über 60 %. Besonders im Biathlonsport genießt der Name Anschütz Weltruf, wo über 97 % aller Biathleten weltweit diese Sportgeräte verwenden.
    Geschichte


    Julius Gottfried Anschütz, Sohn eines Büchsenmachers aus dem damaligen Waffenzentrum Mehlis (heute Zella-Mehlis), gründete dort 1856 die Waffenfabrik J. G. Anschütz, ein Unternehmen, das sich auf die Produktion von Taschenpistolen und Spezialgewehren und deren Reparaturen spezialisierte. 1896 bezog die Firma mit über 70 Mitarbeitern ein neues und eigenes Fabrikgelände in Mehlis, neben anderen heute wie damals bekannten Waffenherstellern wie Carl Walther, Friedrich Langenhahn und Herrmann Weihrauch. Nach dem Tod des Firmengründers Julius Gottfried übernahmen die Söhne Fritz und Otto Anschütz die Firma und bauten sie in den nächsten Jahrzehnten aus. Zu Beginn des Kriegsjahres 1914 arbeiteten über 200 Menschen in der Fabrik. Mit Max und Rudolf Anschütz, den Söhnen von Fritz, übernahm die dritte Generation, nach dem Tod von Otto (1923) und Fritz (1935), das Familienunternehmen mit rund 580 Mitarbeitern. Am 22. April 1930 kam Dieter Anschütz als Sohn von Max zur Welt. Die Nachfolge des Traditionsunternehmens schien gesichert. Doch der Zweite Weltkrieg veränderte die Sachlage: das Unternehmen betrieb während des Krieges ausschließlich Rüstungsfertigung, auch unter Einsatz von Zwangsarbeitern. Infolge der Demilitarisierung nach Kriegsende wurde das Unternehmen zwangsenteignet und die Fabrik demontiert.
    Biathletin Uschi Disl mit Anschütz-Waffe


    Nach der Umsiedlung und Enteignung der Familie Anschütz nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1950 der Wiederaufbau der Firma in Ulm. Anschütz profitierte 1953 von der gesetzlichen Neuregelung, dass Jägern wieder der Besitz von Waffen offiziell erlaubt wurde. Das Unternehmen stieg auch gleich in den neuen Markt der Luftdruckwaffen ein. 1954 wurde dann das mittlerweile unter Schützen berühmte Match-54 KK-System entwickelt, welches bis heute in Anschütz Kleinkaliberwaffen verbaut wird. Auch die sportlichen Erfolge auf höchstem internationalem Niveau sollten nicht lange auf sich warten lassen. So traten bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 50% der KK-Schützen mit Waffen von Anschütz an und errangen 4 Medaillen. 1966 wurde Gerd Kümmet mit einem modifizierten Anschütz LG 220 der erste Luftgewehrweltmeister überhaupt. Die Leitung des Unternehmens blieb weiterhin Familiensache. Max Anschütz übergab die Amtsgeschäfte im Jahr 1968 an seinen Sohn Dieter.


    Ende der 1970er Jahre revolutionierte Dieter Anschütz vor allem den Biathlonsport mit der Vorstellung seines Kleinkalibergewehrs, in welchem er die Zukunft des Sports sah. Die Biathleten benutzten bis dahin noch großkalibrige Gewehre, ein Überbleibsel aus der Zeit, als Biathlon noch ein Militärsport war. Die neue Waffe von Anschütz war nicht nur leichter, sondern einfacher zu bedienen und vor allem schneller. Den Durchbruch im Biathlongeschäft brachte dann der im Jahr 1984 von Peter Fortner entwickelte und gemeinsam mit Anschütz produzierte Fortner-Geradezugverschluss. Seither genießt die Firma Anschütz weltweite Beachtung, was durch zahlreiche nationale und internationale Erfolge von Anschütz-Schützen in allen Bereichen des Sportschießens bestätigt wird. Heutzutage schießen über 90% aller Biathleten mit Anschütz-Systemen.


    Im Jahr 2001 wurden 51 % der von Steyr-Mannlicher ausgegliederten Steyr-Sportwaffen GmbH übernommen. 2008 übernahm Jochen Anschütz die Führung des Unternehmens mit heute 90 Mitarbeitern, welches ausschließlich in Ulm produziert und 60% seiner Waffen exportiert.


    Neben der traditionellen Jagd- und Sportwaffenherstellung investiert Anschütz auch zunehmend in neueste Bearbeitungstechnologien, so dass man auch in der Lage ist, bestimmte zerspanende Arbeitsgänge als Dienstleistung anzubieten.
    Literatur


    John Walter, Rifles of the World Verlag Krause Publications, 3. Ausgabe, 2006, Seiten 18 bis 29, ISBN 9780896892415 (Online verfügbar)
    Dieter Mutard: Anschütz. Büchsenmacher seit Jahrhunderten. Historische und modernste Sport- und Jagdwaffen. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006, 166 S., ISBN 978-3-613-02687-2 oder ISBN 3-613-02687-2

  • Hallo Herr Both,
    vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Doch denke ich, dass man ohne weitere Informationen zu Fridolin Anschütz in Bara Boo keine Vermutungen oder gar Schlussfolgerung zu seiner Herkunft ziehen kann. Deshalb meine Frage, ob es entsprechende Quellen gibt, die hier Aufschlüsse geben können.
    Viele Grüße
    Harald Stark

  • Hallo,


    Friedolin Anschütz stammt in der Tat aus Zella und soll dort ca 1823 geboren sein. Nach einer Zeit in Sauk City hat er dann ab 1857 in Lee Co, Iowa gelebt. Er ist 1889 gestorben. In Wisconsin war er gunsmith und betrieb dann eine Sägemühle, die er mit Mitteln seines Vaters aufbaute. In Lee County hat er eine Brauerei betrieben, die 1881 abbrannte. Quelle Story of Lee County, Iowa Vol. II, 1914.


    Frdl. Grüße


    Thomas

  • Hallo animei und rotssaki,
    vielen Dank für die interessanten Informationen. So bleibt zur endgültigen Klärung der Frage, ob es sich bei dem 1889 verstorbenen und in Keokuk bestatteten Friedolin Wilhelm Anschütz um den von mir gesuchten Wasserbottichspender handelt, zu ermitteln, ob derselbe eine Schwester Clara in der alten Heimat hatte und was es mit seinem im Jahr 1850 bezeugten Wohnort Bara Boo auf sich hat. Wenn ich der Wikipedia Glauben schenken darf, wurde das heute als Baraboo bekannte Gebiet erstmals 1838 von Abe Wood besiedelt und war als "Adamsdorf" bekannt. 1846 wurde es Sitz der Verwaltung des Sauk Counti, dürfte also mit dem von rotssaki genannten Sauk City identisch sein. Allerdings - so heißt es in der Wikipedia, erfolgte die Umbenennung in Baraboo erst 1852 und offizielle Verwendung findet dieser Name gar erst seit 1882! Auf dem Wasserkessel ist der Ortsname also schon zwei Jahre vor der Umbenennung in der neuen Weise angegeben.
    Viele Grüße
    Harald

  • Vielen Dank nochmals an alle, die hier mitgeholfen haben des Rätsels Lösung zu finden. Wie eine Anfrage in Zella-Mehlis ergab, hatte Friedolin Anschütz zwar keine Schwester Clara, doch verheiratete sich am 31. Oktober 1850 sein Bruder Carl Julius Hugo Anschütz in Eisenach mit Clara Henriette Amalie Röse. Damit durfte Friedolin mit seinem aus Amerika übersandten Hochzeitsgeschenk wohl seine Schwägerin als "Schwester" in der Familie begrüßt haben.
    Viele Grüße
    Harald