Genealogische Ereignisdichte im Jahresverlauf (ein Versuch)

  • Hallo allerseits,


    ich habe mir mal den Spaß gegönnt, mit Hilfe meines Genealogieprogramms einen Kalender der bisher gefundenen Geburtstage (Taufen und Sterbefälle werden da leider nicht mit erfasst) und Eheschließungen meiner Vorfahren zu erstellen und auszudrucken. Dabei ist mir aufgefallen, dass es im August und September im Vergleich zu den anderen Monaten deutlich weniger Geburten und Eheschließungen gab.
    Bei den Ehen gab es außerdem im März und Dezember deutliche Einbrüche...


    Hat jemand von euch mal ähnliche Versuche angestellt?
    Wenn ja: auf welche Ergebnisse seid ihr gekommen?
    Gibt es womöglich vergleichbare "Konjunkturen" bei Sterbefällen?
    Gibt es eine logische Erklärung für die jeweiligen Einbrüche?


    Im Grunde wäre es ja durchaus auch mal interessant, auch Taufen von Personen ohne Geburtstagsangabe mit hinzuzunehmen und ebenso die Daten von Geschwistern (leider gibt mein Genealogieprogramm keine entsprechende Statistik her).


    Grüße
    Giacomo


    P.S.: die insgesamt "ereignisreichsten" Monate bei meinen Vorfahren waren übrigens die Monate Februar und November...

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

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  • P.P.S.:


    Ich habe gleich noch einen Versuch mit einer Art "Gesamtstatistik" aller bei mir verzeichneten Geburts- und Heiratsdaten gemacht, die vielleicht ebenfalls von Interesse ist:


    1. bei meinen Vorfahrenfamilien (also einschließlich aller erfassten Nachkommen) habe ich bei den Geburten einen deutlichen Unterschied zwischen einer "Hauptsaison" (August bis März) und einer "Nebensaison" (April bis Juli) ausmachen können.
    2. insgesamt deutlich die meisten Ehen wurden in den Monaten Oktober und November (insbesondere am 11.11., dem Martinstag, also dem Tag, an dem der Zins fällig wurde und traditionell viele Dienstverhältnisse endeten bzw. neu begonnen wurden) geschlossen, deutliche Einbrüche in diesem Bereich gab es im März und August.

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  • Hallo Giacomo,


    dies ist ein nicht ganz ernst gemeinter Beitrag bzw. eine Anregung für weitere Auswertungen:
    http://www.welt.de/vermischtes…-Einfluss-der-Sterne.html


    "Zitat: Bei der ersten Untersuchung der Heiraten in der Schweiz (Jahrgänge 1987-1994) gab es eine stark auffällige Häufung von Eheschließungen gleicher Sternzeichen, z.B. Steinbock/Steinbock oder Zwillinge/ Zwillinge."


    Ganz abgesehen davon gab es in einem Forum (hier oder woanders) schon einmal Thread dazu, aber ich komme gerade nicht auf passende Suchbegriffe, um diesen "auszugraben".

  • Hallo Giacomo,


    bei den Hochzeiten ist das sehr auffällig. Ich kenne die Häufung November + Januar und Februar.
    Das war in den ländlichen Gegenden, die ich überblicke, sogar bis zu Beginn des 20. Jh. "gute Sitte" in diesen Monaten zu heiraten.


    Dafür gab es verschiedene Gründe:
    Zum einen ruhte die Feldarbeit in diesen Monaten und die Leute hatten Zeit für solche Aktivitäten.
    Zwei weitere Vorteile dieser Monate für die damaligen Menschen:
    - gerade wenn man im November heiratete war frisches Fleisch verfügbar, da oft im Herbst die überzähligen Tiere geschlachtet wurden, die dann nicht im Winter durchgefüttert werden mussten.
    - In den genannten Monaten waren keine Fastenzeiten. Nach altem katholischen Brauch gab es nicht nur die Fastenzeit vor Ostern, sondern auch die Adventszeit im Dezember war Fastenzeit.
    (Ich meine, dass es sogar Empfehlungen der Kirche gab, in den Fastenzeiten nicht zu heiraten.)


    Hochzeiten gab es zwar auch in anderen Monaten - aber deutlich weniger.
    Bei einigen davon könnten spezielle Gründe eine Rolle gespielt haben, z. B. dass bereits ein Kind unterwegs war.


    Was Todesfälle angeht, so habe ich in den Personenstandsregistern einer ländlichen Bürgermeisterei aus dem 19. Jh. in vielen Jahren eine Häufung in den Monaten Januar bis März (vor allem Februar und März) festgestellt.
    Das ist aber auch verständlich:
    Gegen Ausgang des Winters gingen die Vorräte zur Neige. Frische Pflanzen (auch Wildpflanzen) z. B. als zusätzliche Vitamin C Spender wuchsen noch nicht. Die Menschen waren anfälliger für Krankheiten (wenn sie nicht sowieso schon hungerten). Dann kamen die Krankheitswellen hinzu, die dann viele alte, schwache und sowieso kränkliche Menschen nicht überlebten.
    Auch heute noch liegen die Höhepunkte der jährlichen Grippewellen meist im Februar bis Mitte März.


    Bei den Geburten muss ich nochmal in meiner Datenbank gucken, ob Häufungen feststellbar sind.


    Viele Grüße


    Bärbel


    Nachtrag: Ich habe mal die Auswertungen für Hochzeiten und Geburten aus meiner Datenbank (über 6700 Personen) beigefügt. Da die Sterbedaten noch sehr lückenhaft sind (entweder in den OFBs nicht genannt oder ich habe sie in den Personenstandsregistern noch nicht gefunden), ist die Auswertung der Todesfälle noch nicht aussagekräftig genug. Die doch noch recht zahlreichen Eheschließungen im Mai, Juni und Juli sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass ich auch viele Ereignisse des 20. und 21. Jh. aufgenommen habe. Da kam dann ja der Brauch der Hochzeit im "Wonnemonat Mai" bzw. in der warmen Jahreszeit insgesamt auf.)

  • Noch ein Nachtrag.


    Hier die Verteilung der Hochzeiten aus der Datenbank der Vorfahren "meiner besseren Hälfte". Seine Vorfahren kommen aus ganz anderen Regionen Mitteleuropas als meine - z. B. aus Unter- Ober- und Mittelfranken, der Oberpfalz, der Gegend um Dresden, Westböhmen und Ostböhmen sowie Mähren (ca. 2500 Personen). Die Verteilung der Hochzeiten ist, trotz weniger Personen noch eindeutiger: November + Januar und Februar. - Bei den Geburten gibt es keine Schwerpunkte (bei den ca. 6500 Personen in der Datenbank meiner Vorfahren auch nicht.) Bei den Sterbefällen ist eine ganz leichte Tendenz für eine leicht erhöhte Sterberate in den Monaten Februar und März zu erkennen. (Die tatsächliche Sterberate in diesen Monaten wird wahrscheinlich unterschätzt, da ich für viele Personen noch keine Sterbedaten gefunden habe.)


    VG


    Bärbel

  • Hallo Bärbel,


    herzlichen Dank für Deine statistischen Auswertungen und Deine Einschätzungen!
    Ich selbst habe mir spaßeshalber auch nochmal die Häufung von Eheschließungen an bestimmten Tagen angesehen und bin dabei zu einer nur auf den ersten Blick überraschenden Häufung an einem bestimmten Tag bzw. in dessen Umfeld gekommen: es handelte sich dabei um den 11.11. (also den St.-Marins-Tag).
    Das dürfte schon deshalb ein beliebter Hochzeitstag gewesen sein, weil es der Tag im Jahr war, an dem die Bauern ihren Zins zahlen mussten, die viele (auch Arbeits-) Verträge endeten bzw. neu begonnen wurden und der in vielen Gegenden schon aus diesem Grund vielfach mit Dorffesten verbunden war.


    Grüße
    Giacomo

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