Familienname in der Pfalz, ab wann Beginn?

  • Hallo zusammen,
    nach dem ich nun schon reichlich Diskusionsstoff mit der Suche nach Wartelstein und der Suche nach George Hoffmann in der Pfalz geliefert habe, möchte ich eine neue Frage hinzufügen!!


    AB WANN GAB ES IN DER PFALZ FAMILIENNAMEN??????? War sicher nach den Gegenden unterschiedlich.


    Diese Frage ergab sich aus dem neuen Ansatz, das es sich bei dem Gesuchten um George, den Hofmann handeln könnte.
    Da es im Ansatz aber schon wieder auch unter dem Familiennamen George keinen Treffer gab, stellt sich die Frage: war das ein Familienname oder Vorname, weil er keinen Familiennamen hatte.


    Oft lese ich besonders bei Heiraten z.B. der Joh. Müller oo Maria NN. Hatte sie keinen Nachnamen, oder war er nur nicht bekannt?
    Wer weiß zu diesem Problem mehr und kann aufklären?

  • Hallo Dasty,


    in den bäuerlichen Dörfern sind die Familiennamen schon zu Beginn der Kirchenbücher relativ fest. (Erste Kirchenbücher reichen bis Ende der 1500er/Anfang 1600er Jahre (also 16./17. Jh.) zurück. Sie müssen sich spätestens etwa ab Mitte des 16. Jh. mehr und mehr entwicklt haben. Bei einigen Familien gibt es zwar anfangs noch Verschiebungen, aber der Prozess wird spätestens um die Mitte des 17. Jh. abgeschlossen gewesen sein. Neben den Familiennamen waren in den Dörfern die Hausnamen wichtig. Noch bis in die 1970er Jahre nannte man auf den Dörfern die Leute nach den Hausnamen. Wenn man den Familiennamen nannte sagte man "der schreibt sich XY"


    Bei Heiratseinträgen wurden Frauen oft so benannt: "Maria des Johann Müllers eheliche Tochter". Manchmal stehen die Familiennamen bzw. Väter der Bräute auch nicht in den Kirchenbüchern.
    Anfang/Mitte des 18. Jh. - also in der Zeit, in der du suchst, sollten die Familiennamen aber längst gefestigt gewesen sein.


    VG
    Bärbel

  • Hallo Ihr Beiden,
    erst mal danke für die erste Reaktion.


    an Bärbel
    Bei Heiratseinträgen wurden Frauen oft so benannt: "Maria des Johann Müllers eheliche Tochter". Manchmal stehen die Familiennamen bzw. Väter der Bräute auch nicht in den Kirchenbüchern.


    Das kenne ich auch, meinte aber was anderes. Oft, gerade wenn ich mir so die Antworten zu FB- Einträgen bei Anderen in der Pfalz betrachte, steht bei Heiraten der Name der Mannes oo Vorname der Frau und dann NN. Und da stellt sich mir die Frage, war er nur nicht bekannt, oder hatte sie keinen Familiennamen?


    In meinem Fall, unter der Annahme der George war von Beruf Hofmann, stellt sich dann die Frage ,war George ein Vorname oder der Familienname? Da es so aussieht, als wenn sich unter dem Familiennamen auch wieder nichts findet, liegt es doch nah, daß der Eintrag in der Einwanderliste in Preußen, währe er mit Komma geschrieben, so lauten müste:
    Der George, Hofmann, zeigte einen Pass-und Lasseschein vom Amt Wartelstein.
    Daraus ergäbe sich, er war ein Hofmann bei einem Adligen aus dem Amtsbereich Wartelstein, was dem Mitteldeutschen Meier gleich kahm. Da ist es doch sehr wahrscheinlich der Vorname. Entweder hatte er keinen Familiennamen, oder da ich ja annehme er kommt aus Frankreich, dieser war so schwierig, daß mann ihn unter den Tisch fallen ließ und ihn nur beim Vornamen nannte. Eben als George der Hofmann von XY.
    Vieleicht habe ich ja Glück und in den Amtsakten vom Amt Wartelstein im Stadtarchiv Kirn ist noch eine Aufklärung.
    viele Grüsse
    Dasty

  • Hallo Dasty,


    in der Zeit, in der Du suchst, gab es Vor- und Nachnamen. Deshalb gehe ich davon aus, das er Georg Hoffmann hieß.
    Bei den anderen, die mit ihm auswanderten, sind auch immer Vor- und Nachname genannt.
    Im KB ist in dieser Zeit noch oft der Nachname der Frau weggelassen worden, obwohl er dem Pfarrer bekannt war. Er war
    für die Namensfolge nicht wichtig. Der Pfarrer durfte das Paar nur trauen, wenn er wußte
    - welcher Religion sie angehörten,
    - ob sie unverheiratet waren (bzw Ww) und
    - keine sonstigen Ehehindernisse vorhanden waren.
    Das konnte er nur wissen, wenn ein auswärtiger Ehepartner von der Heimatgemeinde einen Entlassungsschein hatte (Dimmission =
    die „Entlassung“ (Ermächtigung) eines Pfarrangehörigen zur Heirat in einer anderen Gemeinde. Die Heiratserlaubnisdes Heimatpfarrers nennt sich entsprechend Dimissoriale („Entlassschein“).
    Wenn beide Partner aus der gleichen Heimatpfarre waren, kannte der Pfarrer die beiden. Viele "faule" Pfarrer ließen dann im KB den Nachnamen der Frau weg. Damals wusste man, wer gemeint war. Heute erschwert das die Zuordnung ungemein. Sind bei den Kindern der Beiden Paten genannt, kann man die Herkunft der Frau manchmal daraus schließen.


    Aber warum findet man "Deinen Georg Hofmann" nicht? Das kann verschiedene Gründe haben
    - er ist nicht im Amt Wartelstein geboren und hat dort nicht geheiratet, erscheint also nicht in den KB, er hat nur bis zu seiner
    Auswanderung dort gewohnt, oder
    - er hat eine andere Religion als das KB das wir ausgewertet haben.


    Gruß Jogy

  • Hallo Jogy,
    danke für die ausführliche Aufklärung. Meine Mitstreiterin, die alles über die Colonisten sammelt, war auch schon ähnlicher Meinung was den Namen betrifft. In den Einwanderlisten wurden generell keine Berufe angegeben. Ich vermute mal, da alle Colonisten und damit Landeigner und Bauer wurden, war das nicht nötig.
    Damit wird diese Variante leider auch wieder immer fragwürdiger!
    In Hennweiler gibt es noch Einwohnerlisten die bis ca 1600 zurückgehen. Da war er auch nicht drinn.
    Ich hoffe das Stadtarchiv Kirn kann noch licht ins Dunkle bringen. Aber es ist nicht ganz sicher ob die noch vorhandenen Akten vom Amt Wartelstein genau darüber Auskunft geben.
    Hast Du noch ne Idee wie ich weiter machen kann?
    Gruß
    Dasty

  • Huhu,


    ich kann die Aussage von Jogy nur bestätigen.


    Sein Hinweis auf die Paten der Kinder (und Trauzeugen) ist für unsere Ecke ebenfalls wertvoll. In unserer Ecke waren die Paten in aller Regel enge Verwandte der Eltern - Geschwister der Eltern, deren Ehepartner, Großeltern der Täuflinge, vielleicht mal Cousin oder Cousine 1. Grades eines Elternteils. - Das ist die Regel bei der "normalen Bevölkerung".


    Selbst habe ich so schon einmal den Nachnamen und die Herkunftsfamilie einer
    Ehefrau, deren Familienname in den KB nicht genannt war, durch die
    Kombination der Paten ihrer Kinder (aus 2 Ehen) zu 99.99999 % sicher
    identifizieren können. Da hatte ich die Angaben über alle Kinder der
    Herkunftsfamilie und deren spätere Ehepartner. Nach Kombination und
    mehren Gegencheques aller Namen (auch in Nachbarpfarreien), blieb nur
    noch eine einzige Familie übrig. - Glück gehabt. Bei anderen Fällen aus
    dem frühen 18. Jh. gibt es große Verdachtsmomente, aber leider noch
    nicht so stark, dass ich sicher sein kann.


    Wenn Personen aus den Herrschaftsfamilien oder lokale Amts- und Würdenträger z. B. Pfarrer od. deren Haushälterinnen, Bürgermeister/Schöffen oder deren Ehefrauen als Paten genannt sind und bei den bäuerlichen Paten (Bürgermeister/Schöffen) KEINE familiäre Beziehung zur Familie des Täuflings zu erkennen ist, ist das ein Hinweis auf "besondere" Familien oder Familien, die zugezogen sind und keine familiäre Bindungen im Ort hatten.


    Gefunden habe ich dazu folgende Patenschaftsverhältnisse (Nicht-Familienmitgliedern) - da scheint es typische Muster zu geben:


    - bei Kindern von Hofleuten oder Amtsleuten der Herrschaft (mit oder ohne "Migrationshintergrund"): Familienmitglieder der "Herrschaftsfamilie", Pfarrer, auswärtige Bürger (= keine Leibeigenen, freie Bürger einer Stadt), andere Hofleute/Amtsleute der gleichen Herrschaft - auch über mehr Kilometer hinweg (+ jeweils deren Ehefrauen) + nur wenn einheimisch (ohne "Migrationshintergrund") einfache Bauern mit familiärer Beziehung


    - bei Kindern von weniger Sesshaften z. B. temporär in den Dörfern angestellten Hirten ohne familiäre Bindungen im Ort, Durchreisende: bäuerliche Amtsträger vor Ort z.B. Bürgermeister/Schöffen + Ehefrauen, evt. Sendschöffen + Ehefrauen, ab und zu auch Pfarrer (eher selten - die waren sich i.d.R. zu fein dazu.)


    Vielleicht hilft Dir die Beobachtung ja weiter.


    Und ein Nachtrag zu den möglichen Gründen, dass Georg Hoffmann bisher nicht zu finden ist: Lücken in den Kirchenbüchern.


    Es bleibt spannend. Drücke Dir die Daumen, dass Du ihn findest.


    Viele Grüße
    Bärbel

  • guten Morgen Bärbel,
    sehr interessante Erklärung zu den Paten. Muss so wohl in der Pfalz eine Besonderheit darstellen. Habe ich in der Art in allen anderen Gebieten wo ich gesucht habe noch nicht festgestellt.


    Da ist es auch so, daß Familienmitglieder Paten waren, zum Einen wenn sie etwas darstellten und Geld hatten um den Aufgaben eines Paten auch gerecht zu werden, oder die Jüngeren, wo es am wahrscheinlichsten war auch noch den Täufling lange zu begleiten und durch ein Erbe dann die nötigen Mittel zu haben.
    Oft waren dann, wenn die Familie des Täuflings angesehen war im Ort, wie auch immer, noch Persönlichkeiten des Ortes dazugenommen. Z.B. der Schulze, wichtige Handwerker, Müller, Fleischhauer, Schmied, Wirt ec. und auch oft deren Frauen, die wohl ehr Zeit aufbrachten um die späteren Aufgaben auch zu erfüllen.


    Leider habe ich in meinem Fall, noch nicht, die Möglichkeit da etwas zu erkennen. Ich habe einfach noch keine Geburt aus der Pfalz.
    Das Einzige ist die Geburt in Marzahn(heute Berlin), wo die Eva Hoffmann Mutter war und ein Bruder George Hoffmann Pate.
    Das ist aber auch schon alles und da war er als Bruder direkt festgehalten. (Bruder der Wöchnerin)


    Wie Ihr schon schreibt: es bleibt spannend und verworren dazu.
    Ich hätte mir gewünscht die Sache auf noch mehr Leute zu verteilen, aber leider gibt es wohl nicht so Viele, die da Ahnung haben und auch Muße mitzumachen.
    Ich warte jetzt mal ab und sehe was es im Stadtarchiv Kirn noch gibt. Vieleicht ist ja da noch wenigsten ein Fingerzeig in die richtige Richtung. Aber das wird dauern diese Akten zu sichten.
    Bis dahin viele Grüsse
    Dasty

  • Hallo zusammen,
    nach langer Pause, noch einmal dieses Thema.
    Leider bin ich keinen Schritt weiter. Die im Stadtarchiv Kirn liegenden Amtsunterlagen vom Amt Wartelstein fangen erst 1780 an und befassen sich in der Regel mit Freilassungen und anderen Gerichtsurteilen.
    Schön, daß es dort noch was gibt, hat mir aber nicht geholfen.
    Hat jemand noch nen Tipp wie weiter???????
    viele Grüss
    Dasty