Liebe Gemeinde!
Gerade von einer Tagung zum Reichskammergericht zu Speyer zurück, deren erster Tag soeben zu Ende ging, möchte ich es nicht versäumen, folgenden Hinweis auf ein seit heute (!) käufliches Werk zu geben, das morgen vormittag in einem Vortrag des Autors der Öffentlichkeit übergeben wird.
Görtz, Hans-Helmut: Reichskammergerichtspersonal und andere Personen in den Taufbüchern von Predigerkirche und St. Georgen zu Speyer 1593 – 1689. (Beitrr. zur Speyerer StadtG, Heft 12, Hrsgg. von der Bezirksgruppe Speyer im Hist. Verein der Pfalz e. V.). Speyer 2015. ISBN 978-3-00-050130-2.
Herr Görtz hat die beiden lutherischen Taufbücher der Predigerkirche und der St.-Georgenkirche ausgewertet, die beide nicht mehr existieren. Dass auf katholischer Seite die Bücher von St. German und St. Moritz noch ihrer Bearbeitung harren, darauf weist der Speyerer Stadtarchivar Joachim Kemper in seinem Grußwort ausdrücklich hin.
Der besondere Wert des Werks liegt darin begründet, dass es einen Blick in die Zeit vor der Zerstörung der Stadt (1689) erlaubt. Die in den Taufbüchern der genannten Kirchen genannten Kammerrichter, Kammerpräsidenten, Assessoren, Advokaten, Praktikanten, Ärzte, Kanzleibediensteten, Pedelle, Boten und das sonstige Personal werden ergänzt durch Juristen, Ärzte, Speyerer und auswärtigen Pfarrer und weitere bemerkenswerte Personen. Der Bestand offenbart die europaweite Reichweite des Speyerer Beziehungsnetzes während der Zeit, als eines der obersten deutschen Gerichte dort ansässig war. Die Einträge nennen nicht nur das Elternpaar und die Kinder mit den üblichen Angaben, sondern ebenso die Taufpaten. Das Schlagwortverzeichnis am Ende des Werks zeigt Namen und Orte aus dem gesamten Europa, buchstäblich von Wien bis Utrecht, von Danzig bis Bologna. Eine Fundgrube.
Nach der Zerstörung Speyers 1689 wurde das Gericht nach Wetzlar verlegt, wo es bis zum Ende des Alten Reiches blieb.
