Oberpfalz für 3 Generationen evangelisch

  • Hallo zusammen,


    mich würde interessieren, wie man folgenden Satz aus Wikipedia verstehen muss: "Die Reichsstadt Regensburg und die Oberpfalz wurden nach dem Augsburger Reichs- und Religionsfrieden von 1555 für drei Generationen evangelisch-lutherisch und während des Dreißigjährigen Kriegs wieder römisch-katholisch, was zu Konflikten zwischen dem Rat der Stadt Regensburg und dem römisch-katholischen Bischof führte."


    Was bedeutete es genau, wenn die Oberpfalz in diesem bestimmten Zeitraum evangelisch-lutherisch wurde? Waren in diesem Zeitraum geborene Kinder automatisch evangelisch? Welche Auswirkungen hatte dies?


    Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe :)


    Grüße,
    Dude

  • Hallo Dude,


    da galt offenbar das Prinzip "Cuius region, eius religio": https://de.wikipedia.org/wiki/Cuius_regio,_eius_religio


    Das heißt, alle Untertanen gehörten der gleichen Konfession an wie der jeweilige Regent. Wechselte der Regent, wechselte die Konfession. Manche Regenten waren da hart, andere vielleicht ein wenig toleranter (wie die Herren in der Grafschaft Mark, aber das ist ja eine ganz andere Ecke).


    Ergänzend dazu:
    "Die Oberpfalz wurde seit 1329 von Heidelberg aus regiert und wurde im 16. Jahrhundert protestantisch. Nach der Niederlage des Kurfürsten Friedrichs V. in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620 fiel die Oberpfalz an Bayern und wurde rekatholisiert." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Oberpfalz


    Und zu Heidelberg:
    "Unter Kurfürst Ottheinrich (1556–1559) wurde in der Kurpfalz schließlich die Reformation eingeführt."
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Heidelberg#Neuzeit

  • hallo Simone,
    das stimmt nicht ganz, das Wolfsteiner Gebiet in der Oberpfalz (Pyrbaum)war bis 1762 evangelisch.Deswegen ließen sich 1732 auch ein Teil der Salzburger ( Protestanten) in diesem Gebiet nieder. Erst mit dem Aussterben des Geschlechts fiel das Gebiet an das Kurfürstentum Bayern und wurde dann katholisch.
    Liebe Grüße
    Jutta

    Es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen,
    nicht das Besitzen, sondern das Erwerben,
    nicht das Dasein, sondern das Hinkommen,
    was den größten Genuss gewährt.

    Carl Friedrich Gauß


    Suche FN Wittmann und Angeheiratete-FN Hoffmann/ Oberschlesien-FN Naujock /Ostpreußen

    Dauersuche Geburt Marianna ( Maria) Barbara Olschewski ca 1798 im Raum Dirschau

  • Das hieße, dass in dieser Zeit geborene Kinder mit guter Wahrscheinlichkeit in evangelischen Kirchenbüchern stehen würden (wenn es da schon welche gegeben hätte)? Das ist sehr interessant...es wären die ersten evangelischen Personen in meiner kompletten Ahnenreihe ;)

  • Hallo zusammen,


    das habe schon vor ein paar Jahren bei einer Familie in der Oberpfalz entdeckt. (Ich hatte nicht selbst in den Kirchenbüchern recherchiert, sondern die Unterlagen eines verstorbenen Familienforschers "geerbt", der Kontakte zu den Pfarrern hatte.) Da heißt es zu einem um 1605 Geborenen sowie seinen Kindern "wahrscheinlich evangelisch getauft, nach dem 30jährigem Krieg wieder katholisch".
    Ob das geschätzt war oder ob es konkrete Quellen dazu gab, weiß ich nicht. Die Sterbeinträge sind jedenfalls wohl in kath. Kirchenbüchern verzeichnet.


    Das gab es übrigens nicht nur in der Oberpfalz sondern auch in anderen Regionen z. B. im heutigen Rheinland-Pfalz. Dort betrieben u.a. die spanischen Truppe zwischen 1620 - 1632 massiv die Gegenreformation. Ein Zitat aus: Andreas Metzing:Die Entwicklung der konfessionellen Landschaft im Gebiet des
    heutigen Kirchenkreises Simmern-Trarbach zwischen Augsburger
    Religionsfrieden und kurpfälzischer Religionsdeklaration (1555-1705); http://www.regionalgeschichte.…/metzing-entwicklung.html :
    "Von 1620 bis 1632 war der Hunsrück von spanischen Truppen überflutet.
    Von ihren ab der Mitte der 1620er Jahre durchgeführten
    gegenreformatorischen Aktivitäten waren vor allem die Pfarreien
    betroffen, die dem im Augsburger Religionsfrieden nicht anerkannten
    reformierten Bekenntnis angehörten. Praktisch alle reformierten Pfarrer
    in den Ämtern Simmern und Kirchberg wurden 1626 aus ihren Gemeinden
    vertrieben und durch Katholiken ersetzt. [Anm. 21] Teilweise wurden ganze Dörfer komplett katholisch,..."


    VG
    Bärbel

  • Hallo zusammen,


    eigentlich ist das alles gar nicht so ungewöhnlich. Ich habe schon oft in den Chroniken der Orte, wo meine Familie lebte, gelesen, dass die Pfarrer bis etwa 1600/1610 der reformatorischen anhingen, im Konkubinat lebten, Kinder hatten, die Kommunion in beiderlei Gestalt stattfand und die Messe in Deutsch gehalten wurde. Insofern waren die Menschen wohl auch Protestanten. Leider gibt es kaum Kirchenbücher für den Zeitraum vor 1610/1620.

  • Hallo Simone,
    in dieser Zeit finden sich einige evangelische Taufen etc auch in kath Kirchenbüchern und es wurde in der kath. Kirche getauft. Ich habe das z.B.ganz verstärkt im "kath." Hohndorf/ Kreis Leobschütz/ Oberschlesien. Dort kam der ev. Pastor extra aus Leobschütz, um seine wenigen Schäfchen in der Hohndorfer kath. Kirche zu taufen , zu verheiraten oder sie zu beerdigen. Die Einträge finden sich in den kath. Kirchenbüchern.
    Es lohnt sich also immer dort wo es keine ev. Kirchengemeinden gab, auch in den kath. Kirchenbüchern nachzuschauen.
    Liebe Grüße
    Jutta

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