Artisten in Hamburg/St. Pauli ca. 1915 - 1930 - wo sucht man nach Informationen?

  • Ich hatte die Berufsangabe 'Artist' bei meinem Großonkel zuerst nur für einen Ausstiegs-Versuch aus einem gutbürgerlichen Leben gehalten.
    Nun mußte ich aber feststellen, dass er diesen Beruf wohl doch sein Leben lang ausgeübt hat.


    Er heiratet 1915 in Hamburg eine dort ansässige Artistin, die Ehe scheitert nach 4 Jahren, die nächste Ehefrau (1924) ist wieder Berufskollegin und beide sind noch Artisten, als er 1932 stirbt; vermutlich auf der Reise von einer Station zur nächsten.
    Gewoht wurde beide Male in direkter Nähe zur Reeperbahn, Bleicherstr. und Seilerstr.


    Ich habe es vor einiger Zeit mal mit einer Anfrage beim St.Pauli Archiv versucht, leider bisher ohne Antwort. Die Internationale Artisten-Loge gibt es nicht mehr, das ist heute alles DBG und v.erdi.
    Wo könnte man noch versuchen, herauszufinden, was er überhaupt gemacht hat, höchstwahrscheinlich ja auch unter einem Künstlernamen.


    Ich denke nicht, dass er berühmt war, aber wenn man 20 Jahre in so einer Branche tätig ist, könnte es doch Spuren geben.

  • Hallo,
    Am 18.10.2003 hat das "Hamburger Abendblatt" einen interessanten Artikel ueber die Geschichte der beruehmten Reeperbahn mit Spielbudenplatz in St. Pauli veroeffentlicht. Unter http://www.abenblatt.de kann man im Archiv danach suchen. Das ist vielleicht ganz interessant, um eine Vorstellung davon zu bekommen, welch gigantisches Vergnuegungszentrum St. Pauli nicht nur zu Lebzeiten Deines Ahnen war. So gab es dort z. B. Ein beruehmtes Variete Theater, das Alkazar, welches die Nazis spaeter in Allotria umtauften. Auch hatte der Tierparkgruender Carl Hagenbeck dort eine Art Vergnuegungszoo, bevor er seinen beruehmten noch heute existierenden Tierpark gruendete. vielleicht hat Dein Vorfahr dort gearbeitet???
    Du solltest v7elleicht den Namen nennen, ich habe Adressbuecher aus der Zeit u koennte mal nachschauen, zumal Du ja Strasennamen nennst.
    Dann koenntest Du mal im Museum Altona fragen, vielleicht koennen die Die einen Tip geben, wo man weier nachfragen koenntw.
    Gruss
    Ingrid

  • Sorry, mein Link der Tageszeitung enthaelt einen Schreibfehler, hier der richtige Link:


    http://www.abendblatt.de


    Tschuldigung auch fuer die Tippfehler. Schreiben mit Tablet ist wirklich eine Herausforderung, besonders wenn der Akku gleich seinen Geist aufgibt und man noch schnell vorher die Nachricht raus haben will, damit man den ganzen Text nicht nochmals schreiben muss!
    Nun ist der Akku aber wirklich leer!!!
    Gruss
    Ingrid

  • Hallo Ingrid,


    danke für deine Antwort.
    Stimmt die Jahreszahl 2003? Unter diesem Datum finde ich nichts passendes, aber manche Artikel sind auch nur für angemeldete Leser.


    Ich habe mittlerweile Antwort vom St.Pauli-Archiv bekommen, leider negativ. Man hat mir freundlicherweise noch eine Adresse eines Herrn Tetzlaff genannt, der wohl ein großes Archiv in Bezug auf Variete und Zirkus hat, aber auch ihm war der Name unbekannt.
    Die Adressbücher habe ich schon durchgeschaut, und durch Heirats- und Geburtsurkunden sind mir diverse Adressen bekannt. Ich werde mir mal die Trauzeugen vornehmen, vielleicht finde ich da einen Hinweis.
    Weder seine noch die Familien seiner beiden Ehefrauen haben einen Bezug zu Artistenkreisen.


    Ich habe leider absolut keine Ahnung, unter welchem Namen und in welchem Genre er tätig war.
    Die Tatsache, dass er später alleine bzw. nur mit seiner Frau unterwegs war, deutet eher auf Darbietungen ohne feste Truppe hin, die kein Equipment erfordern, vielleicht Gesang oder Tanz.


    Und manches wird halt einfach ungeklärt bleiben, so schwer es auch fällt, sich damit abzufinden


    Liebe Grüße und einen schönen 2.Advent
    JuKi


    PS: Museum Altona ist für morgen vorgemerkt!

  • Sorry, irgendwie denkt man ja immer, andere kennen auch die Zusammenhänge. Hatte hier schonmal wegen der Familie gesucht / gepostet.
    Also, die Namen sind Franz August Hündchen, Berta Hamester und Franziska Ptacek.


    Habe jetzt als Trauzeugen einen Michael Hamburger gefunden, ebenfalls Artist.


    LG JuKi

  • Hallo renatehelene,


    magst du mal meinen Stapel (virtueller) Korrespondenz mit allen möglichen Archive quer durch die Republik sehen *smile* (und die Rechnungen für Auskünfte und Urkunden dazu......)?


    Ich habe für fast alle 'Hündchen'Geburts-, Sterbe- und Heiratsurkunden (wobei letztere schon einen Ordner füllen, die meisten der Herren waren 2-3x verheiratet).
    Und da alle recht wanderlustig waren, war MG nur eine von vielen Stationen (aber mit einem sehr netten Archiv!). Schon die Familie rund um Uropa zog von Gladbach nach Rheydt und weiter nach Bocholt und dann nach Düsseldorf. Dort waren aber schon einige Kinder 'abhanden gekommen.


    Ich muss dazu sagen, dass eine Großtante von mir in der zweiten Lebenhälfte bei den Mormonen war und daher viele recht gut gesicherte Daten in Bezug auf unsere Familie bei FamilySearch eine gute Grundlage für intensivere Recherchen boten. Nur das mit dem Artisten wußte sie wohl auch nicht. Das war ein Zufallstreffer beim freien Oktober von Ancestry, wo ich die Heiratsurkunde seiner ersten Ehe fand. Der Rest kam dann aus Berlin und Mülheim.
    Ausgerechnet in meiner Heimatstadt ist er gestorben, leider nach nur 14 Tagen Aufenthalt.


    Da weder er noch seine erste Frau (bei der zweiten weiß ich es nicht) aus dem Künstlermilieu stammten und sich niemand an die Namen erinnert, dürften sie wohl in der großen Menge derer untergegangen sein, die auf der Reeperbahn und anderswo ihr Glück gesucht habe. Manches, was sich auf den Urkunden zwischen den Zeilen lesen läßt, deutet eher auf 'brotlose Kunst' hin als auf Top-Acts.


    Mit lieben Grüßen
    JuKi

  • Hallo Juki,


    Zum Zeitungsartikel des Abendblattes: 2003 ist richtig, aber Du hast recht, in das Zeitungsarchiv kommt man nur rein, wenn man Abonnent ist.
    Bin ich leider nicht, ich hab den Artikel in Google entdeckt. Gib mal in Google "Reeperbahn" und "Allotria" ein, dann muesstest Du den Abendblatt Artikel finden.
    Gruss
    Ingrid

  • Moin,


    ich werfe mal in die Runde :
    mussten nicht alle sich im Meldewesen der Stadt anmelden?
    Egal ,ob Sie nun Jahre oder nur Wochen in einer Stadt wohnten.
    Gibt es solche Daten in Hamburg im Stadtarchiv noch oder wurde alles im Krieg vernichtet?


    Ist nur eine Idee...


    Gruß
    Opa August

  • @Ingrid:
    Danke, mit den Tags habe ich den Artikel gefunden, ist wirklich sehr interessant.


    Opa August:
    Die puren Daten habe ich ja größtenteils, auch die Straßen (Bleicherstr., Seilerstr. etc.)


    Ich bin auf der Suche nach DEN Fakten, die in keinem Amt verzeichnet sind. Seine Berufsbezeichnung war immer 'Artist'......aber das ist ein weit reichender Begriff. Hat er Klavier gespielt und seine Dame dazu gesungen? Stand sie an einer Scheibe und er hat die Messer geworfen? Haben sie Sketche aufgeführt? Hat er gezaubert und sie hielt den Hut mit dem Kaninchen?
    Hießen sie 'Franz & Franziska' oder war er 'Der tolle August'?


    Er war ja fast 20 Jahre in diesem Gewerbe tätig, aber wie es scheint, leider ohne große Spuren zu hinterlassen.

  • Vielen Dank für den Link, ich denke, ich habe mir über den wirklichen Umfang dieses 'Amüsierbetriebs St. Pauli' falsche Vorstellungen gemacht. Besonders interessant ist der Absatz über die Seilerstr.
    Für den Blogger ist St.Pauli aber wohl nur eine Facette zu seiner sonstigen Forschung.


    Vielleicht finde ich ja durch Zufall noch einen Hinweis.


    LG
    JuKi