Rückkehr an die Orte der Vorfahren - nach Jahrhunderten ohne sich dessen bewußt zu sein.

  • hallo andere Forscher,
    mich würde interessieren, ob ihr folgendes auch schon in euren Forschungen aufgetaucht ist:
    Man zieht in eine neue Stadt, z.B. aus beruflichen Gründen, jedenfalls ohne familiären Hintergrund. Dabei ist man sich gar nicht bewußt, daß vor Jahrhunderten dort schon einmal ein Vorfahre gelebt hat, den es u.U. auch einfach dorthin verschlagen hat.
    Ich habe so etwas in letzter Zeit in 3 Fällen herausgefunden.


    1. um 1930 zog ein Cousin meines Vaters aus beruflichen Gründen von München nach Nürnberg. Vermutlich wußte er nicht, daß dort 1635 unser gemeinsamer direkter Vorfahr Sebastian Prüschenk auf Lindenhofen (aus der Oberpfalz stammend) als Glaubensflüchtling gestorben war.


    2. ebenfalls um 1930 zoch mein Großvater aus beruflichen Gründen nach Bad Kreuznach und wohnte schließlich "im Brückes Nr. soundoviel". Dann wuchs meine Mutter dort auf. Sie wußten bestimmt nicht, daß in der Mitte des 16. Jahrhunderts unser direkter Vorfahre Leonhard Lichtenberger in Kreuznach "einen Weinberg im Brückes" besaß.


    3. 1985 zog ich aus beruflichen Gründen nach Heidelberg, ohne dort Verwandtschaft zu haben. Es dauerte mehr als 25 weitere Jahre, bis ich herausfand, daß mein direkter Vorfahre Bernhard Wurmser von Schaffolzheim dort im Jahr 1521 im Barfüßerkloster begraben worden war. Auch ihn hatte es karrieremäßig dorthin verschlagen, als Jurist war er an der Universität tätig und war Rat des Kurfürsten. An der Stelle des damaligen Barfüßerklosters befindet sich heute eine Tiefgarage.


    Den Gedanken an derartige Zufälle finde ich schon sehr faszinierend.
    Habt ihr auch so etwas?
    (aber bitte nicht Onkel Ede, der als schwarzes Schaf der Familie nach 55 Jahren auf See reumütig in den Schoß der Familie zurückkehren will, aber dort nur noch die einst flotte Cousine Ingrid vorfindet, heute aber mit Gebiß und Stützstrümpfen. Das wäre auch ein interessanter Faden, aber halt ein ganz anderer)


    viele Grüße
    Gisela

    Ein Jegliches Ding hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde
    Derzeitige Lieblingsbaustellen: GRUNER u. LINCKE, Sachsen, ab 1849 auch Schweiz. WURMSER von Schaffoltzheim, Bormio, Schweiz, Elsaß, Heidelberg. STREICHER, Ulm, 16. Jhdt. (Schwenckfelder). WERNBORNER, Hessen u.a.

  • Hallo Gisela,


    für mich war soetwas auch faszinierend.
    Ca. 8 Km von meiner Heimatstadt entfernt gibt es einen Ort mit einem kleinen Herzoglichen Jagdschlöschen im Mecklenburgischen. Seit 1987 gehe ich in der Umgebung zur Jagd. 2008 begann ich mit der Familienforschung und stellte fest, das meine Vorfahren dort ab 1724 Forstknechte und ab 1760 zu den ersten 6 Familien gehörten, die diesen Forststandort besiedelten. Sogar ein Förster und ein Schleusenwärter sind unter ihnen. Davon hatte ich keine Ahnung. Väterlicherseits waren bis dahin für mich Handwerker und mütterlicherseits waren es Bauern. Ich entwickelte mich zum Chronisten und habe dabei sehr viel in den Archiven über meine Altvorderen erfahren. Es ist schon kribbelich wenn du ein Dokument in der Hand hältst, welches dein Altforderer unterschrieben hat und sei es mit 3 Kreuzen.


    Ich kann es nachvollziehen!!!


    Liebe Grüße Lupus

    Nicht Gold hat die Welt verändert, es war das Blei.
    Nicht das Blei aus der Flinte, eher das Blei aus dem Setzkasten (Willi)

  • Hallo zusammen,


    ich habe in Düsseldorf studiert. Damals wusste ich zwar, dass meine Oma dort geboren wurde, aber nicht, dass meine Vorfahren dort schon vor 400 Jahren lebten. Ich fahre immer gerne über den Rhein, habe aber erst vor ein paar Jahren herausgefunden, dass meine Vorfahren eine Fähre betrieben.


    Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, was von meinen Vorfahren in mir enthalten ist, warum ich bestimmte Landschaften lieber mag als andere... Aber das ist nicht so einfach zu beantworten, wenn man im Stammbaum sowohl ostwestfälische Bauern aus der Warburger Börde, polnische Preußen aus der Provinz Posen als auch katholische Gemüsebauern aus dem Rheinland sowie calvinistische Bandweber aus Schwelm hat.

  • Hallo allerseits,


    ich selbst musste letztes Jahr feststellen, dass eine meiner frühen Vorfahrenfamilien (eine Adelssippe) im Mittelalter die Grundherrschaft für das Dorf hatte, aus dem mein derzeitiger Wohnort hervorgegangen ist (obwohl seit immerhin knapp 650 Jahren keiner meiner Vorfahren mehr im engeren Umkreis ansässig war)...


    Viele Grüße
    Giacomo

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Diesen Gedanken verfolge ich schon einige Zeit. Bin selber in Unkenntnis über Dortmund ,Paderborn n Arnsberg etc. insgesamt acht verschiedene Wohnorte vor 25 Jahren an den Ort meiner Väter zurückgekehrt. Meine männliche Linie lebt in meinem Nachbardorf mindestens 600 Jahre. Es hat einige Zeit gedauert bis ich dahinter gekommen bin, da meine Eltern und Großeltern es niemals erwähnt hatten und wohl auch selber nicht mehr wussten. Auch in meinem Bekanntenkreis sind mir ähnliche Fälle aufgefallen. Achtet auch mal auf eure bevorzugten Urlaubsziele im europäischen Ausland. Einige Freunde mit kaum bekannten Wurzeln in Italien oder Frankreich ,bevorzugen immer diese Länder und Gegenden. Berufe und Hobbys sind auch eine Interessante Variante der unbewussten Rückkehr.


    Gruß
    westsachse