Laut Familienchronik sind die Vorfahren nicht zu ermitteln, was meint ihr?

  • Liebes Forum,


    ich bin in dem Besitz der Familienchronik meiner Familie.


    Der Verfasser schreibt, dass die Kirchenbücher in Flammen aufgegangen sind und dass es daher
    keine Möglichkeit gibt, die Vorfahren zu ermitteln.


    Hier ein Auszug:


    Die kriegerischen Wirren, denen Deutschland im 17.ten und 18.ten Jahrhundert ausgesetzt war und durch
    welche Kirchen und andere öffentliche Gebäude in Flammen aufgegangen sind und mit ihnen die daselbst
    aufbewahrten Kirchenbücher und Chroniken, haben die Nachforschungen der Familie Andersch sehr erschwert,
    aber es ist mir gelungen authentische Nachrichten über dieselber bis zum Jahre 1701 zu erlangen.
    Die Nachrichten über die Familie von diesem Zeitpunkt hat Verfasser zum Teil durch mündliche Überlieferung,
    zum Teil aus Büchern entnommen, welche ihn der Zufall in die Hände gespielt hat.
    Nach mündlicher Überlieferung soll die Familie Andersch aus der französischen Schweiz herübergekommen sein zur
    Regierungszeit des großen Kurfürsten, der die Refugier in seinem Lande aufnahm.
    In Lihsa (Lissa) lebte von 1650-1699 ein Daniel Andersch, Huf- und Waffenschmied.
    Er ist wahrscheinlich der Stammvater unseres Geschlechts.
    Im Kirchenbuch der reformierten Gemeine von Lihsa(Lissa), welches mit 1700 beginnt, steht ein Gottfried Andersch
    als Schmiedeältester eingetragen, geboren 10.04.1693, zweimal verheiratet, das erste Mal 1722.
    Die Taufbücher vor dem Jahr 1700 sind bei einem Kirchenbrand vernichtet, daher sind die Eltern dieses Gottfried Andersch,
    sowie des reformierten Prediger Daniel Andersch in Judtschen nicht mehr zu ermitteln.
    Wahrscheinlich aber ist, das beides des Huf- und Waffenschmiedes sind, welcher von 1650-1699 in Lihsa gelebt hat.
    Im Jahr 1897 gab es in Lihsa noch 6 Familien Andersch.


    So steht es geschrieben...


    Beginnt meine Familienchronik ab 1700 oder gibt es doch noch Möglichkeiten, dies zurückzuverfolgen?


    Liebe Grüße
    Lilly









    Einmal editiert, zuletzt von lilly67 () aus folgendem Grund: Oder gehört diese Anfrage eher in die Abteilung Ostpreußen?

  • Hallo Lilly,


    gelegentlich kann man auch Glück haben, wenn man die Kirchenbücher der Nachbarorte intensiv "beackert": so ist es zum Beispiel möglich, dass einzelne Deiner Vorfahren extern geheiratet oder zeitweise auswärts gearbeitet haben (und dadurch vielleicht auch mal das ein oder andere Kind "auswärts" geboren wurde).
    Mit etwas Glück haben sie (und ihre Ehepartner und/oder Kinder) auch bei Freunden und Verwandten in den Nachbarorten bei Taufen Pate gestanden. Das bedeutet demnach, dass Du wirklich SEHR intensiv suchen müsstest bei einer zwar geringen, aber immerhin doch vorhandenen Erfolgschance.
    Und mit etwas Glück hat sich doch die eine oder andere Zusatzakte (Einwohnerlisten, Militärregister, Steuerlisten, Verträge über bei externen Eigentümern gepachtete Grundstücke etc.) erhalten, die Du einfach nur FINDEN musst.


    Ich kenne aus Magdeburg das Problem, dass da aufgrund der Bombardements des 2. Weltkriegs eine "genealogische Wüste" entstanden ist, die aber engagierte Forscher durch Recherchen eben der von mir geschilderten Art zumindest ETWAS "begrünen" konnten...


    Ich wünsche Dir viel Mut, Ausdauer und viel Glück für Deine Recherchen!
    Giacomo

    IRGENDWIE sind wir doch ALLE miteinander verwandt... ;)

  • Hallo Giacomo,


    danke für Deine lieben Worte.


    Noch habe ich nach keinem Kirchenbuch gesucht, oder geguckt, welches Kirchenspiel
    für mich überhaupt infrage kommt.


    Hier muss ich mich erstmal so richtig schlau machen.


    Hoffentlich kann mir das Internet helfen, denn noch besteht nicht die Leidenschaft,
    durch Deutschland/Polen zu reisen.


    Vielleicht hast Du ja ein paar Tips für mich.


    Liebe Grüße


    Lilly

  • Hoffentlich kann mir das Internet helfen, denn noch besteht nicht die Leidenschaft,
    durch Deutschland/Polen zu reisen.



    Hallo Lilly,


    dann freu dich doch einfach, daß dein Stammbaum 300 Jahre zurückreicht. Manch einer wäre froh darum. Und wenn dich der Virus eben nicht packt, dann ist es halt so. Stell das Buch ins Regal und sei stolz auf die, die es mal erarbeitet haben.... Nicht aus jedem wird ein begeisterter Ahnenforscher. :)


    Assi


    Und was ich nicht ändern kann, da bleibe ich weiter dran... (Herbert Grönemeyer)

  • Hallo Assi,


    das muss ich doch schnell klarstellen.


    Natürlich hat mich der Virus erfasst, sonst wäre ich ja nicht hier im Forum, würde Fragen stellen, um Lesehilfe erbitten
    und neue Themen erstellen.


    Nur bin ich noch nicht soweit in der Gegend herumzureisen und persönlich in Archiven zu suchen.
    Dafür fehlt mir die Zeit und auch das Hintergrundwissen.


    Lieben Gruß


    Lilly

  • Hallo Lilly,
    Kirchenbücher sind nicht die einzigste Forschungsmöglichkeit.


    Andere Quellen wären:


    1. Stadt- und Ratsbücher, hier werden oft auch Kaufverschreibungen, Erbschaftsangelegenheiten, Verhandlungen usw, aufgeführt.
    Gerade bei Erbschaftangelegenheiten /Verhandlungen, kann man unheimlich viel über Vorfahren erfahren.


    2. Untertanenverzeichnisse (Mannschaftsbücher) der entspr. Herrschaft. Hier muss darauf geachtet werden das man das Jahr der entspr, Herrschaft zuordnet, da ja oftmals die Herrschaft auch wechselte. Diese Untertanenverzeichnisse kann man in öffentlichen Archiven finden, oder in entspr. Familienarchiv der Herrschaft. Diese Familienarchive sind oftmals auch in öffentlichen Archiven hinterlegt. Falls nicht soweit bekannt bei der entspr. Adelsfamilie (wenn es die noch gibt) nachfragen wo das Familienarchiv gelagert ist.


    3.Urbare. https://de.wikipedia.org/wiki/Urbar_(Verzeichnis)


    Hoffentlich sind diese Quellen nicht auch in Flammen aufgegangen.


    Viel Glück bei der Suche !
    LG
    Duppauer

  • Hallo Duppauer,


    vielen Dank für Deine Tipps.


    Ich lerne täglich dazu, aber ich denke auch, dass mein Vorfahr, der Verfasser unserer
    Familienchronik, vielleicht diese Möglichkeiten auch schon in Betracht gezogen hat und
    diese Quellen für seine Forschung genutzt hat.


    Aber für mich sind sie neu und ich werde, sobald ich soweit bin, sie in Betracht ziehen.


    Schönen Abend noch


    Lilly

  • Hallo Lilly,


    ich denke, dass das Internet wirklich einen großen Unterschied macht. Die Archive stellen immer mehr Regesten oder sogar Scans von Urkunden online, so dass man Material an Orten finden kann, wo der Verfasser der Chronik es vielleicht überhaupt nicht vermutet hat. Z. B. Monasterium.net für Urkunden vor 1500.

  • Hallo Simone,


    sicherlich hast Du recht und vielleicht denke ich auch noch nicht so weit...


    Noch bin ich mit der Chronik selber beschäftigt und habe noch keine Fühler ausgestreckt, deswegen
    bin ich für jeden Hinweis dankbar.
    Ich habe nur gedacht, vielleicht war zu der Zeit die Familie noch nicht so weit verstreut, aber es steht ja
    geschrieben, dass sie aus der französischen Schweiz herüber gekommen sind und wo ich da einen Ansatz finden soll
    ist mir schleierhaft.


    Lieben Gruß
    Lilly

  • Hallo Lilly,


    wenn es in dieser Ortschaft eine Kirche gab, war ja meist ein Friedhof dabei. Über die Grabstein-Suche in dem oberen Menü kannst Du vllt. mehr herausfinden und kombiniert mit Totenzettel Verwandte zusammentragen. Oft sind 4 Personen in einem Grab mit 2 verschiedenen Familiennamen. Gibt es auf dem ganzen Friedhof noch weitere mit diesen Familiennamen mit den Geburtsdaten abgleichen, ob es eher Eltern oder Geschwister sein können. Wenn gar niemand zu finden ist, kam er/sie ganz sicher von auswärts, was eine Suche über den Kirchenbüchern sicher erleichtert.


    Ist unter Grabsteine- und Totenzettel-Projekte nix, dann muss mal ein Ausflug drinne sein. Ausser Du findest jmd., der dort wohnt und dort den Friedhof abgeht. ;)


    LG, Doschek

  • Hallo


    Friedhöfe und Totenzettel bringen nur etwas wenn es um das 20./21. Jahrhundert geht, evtl. noch Ende des 19. Jahrhunderts.


    In diesem Fall hier würde ich zuerst mal die Vorfahren selber erforschen, so weit zurück eben die Kirchenbücher vorhanden sind.


    Wenn du so weit zurück alles überprüft hast, dann geht's an die Quellen, die andere hier schon genannt haben,
    falls solche in der Gegend noch vorhanden sind, wo damals deine Vorfahren wohnten.


    Falls du dann irgendwann in einem oder mehreren Dokumenten einen Hinweis findest, dass ein Vorfahre aus der
    Französischen Schweiz oder aus Frankreich gekommen ist (oder von anderswo) dann kannst du damit beginnen
    in dem entsprechenden Land zu suchen.


    Ich könnte dir Tipps für die Suche in der Schweiz und Frankreich geben, aber konkrete Tipps sind nur möglich,
    wenn gewisse Angaben bekannt sind, wie um welche Zeitspanne es sich handelt und um welche Gegend.


    Gruss
    Svenja

  • Hallo Doschek und Sveja,


    vielen Dank für Eure Mühe.


    Also werde ich erstmal die vorhandenen Ahnen erforschen und mich dann auf die Suche begeben.


    Und wenn ich dann soweit bin, werde ich mich bei Dir, Svenja, melden.


    Frohe Ostern


    Lilly