Anfängerfragen zu einem Wappentext

  • Hallo,


    ich habe von Wappen bis jetzt wenig bis gar keine Ahnung und hoffe hier ein paar Experten zu finden, die mir bei meinen Fragen weiterhelfen können.


    Der Wappentext enthält zwei Sätze, bei denen ich Hilfe benötige.


    "[...] Dieses Wappen erhielten Sie unter Kaiser Wenzel I. Anno Domini 1385 für Tapferkeit im Kriege [...]"
    "[...] Thomas [...] welcher sich im Jahre 1895 dieses Wappen als Familien-Signum [...] anfertigen ließ."


    Meine Fragen (zuerst zum zweiten, dann zum ersten Satz):
    1) Wie hat man sich denn üblicherweise 1895 ein Wappen anfertigen lassen? Also an wen hat man sich gewendet? Wie könnte das abgelaufen sein? Was hat so etwas gekostet?
    2) Was ist da normalerweise das Resultat? Nur eine Wappenbeschreibung? Oder ein Bild auf Papier mit einem gemalten Wappen? Ein Wappen aus Holz oder Metall? Also was bedeutet "anfertigen"?
    3) Wurde das Resultat dann üblicherweise irgendwo "registriert" oder sonst irgendwie dokumentiert?
    4) Was ist der Unterschied zwischen "Wappen erhalten" (Satz 1) und "Wappen anfertigen" (Satz 2)?
    5) Was hatte man denn üblicherweise in der Hand, nachdem man 1385 ein Wappen erhalten hat? War das nur eine Erlaubnis ein Wappen zu führen? Oder war das auch eine Beschreibung des Wappens? Oder hat das dann sogar ein Bild von dem Wappen mit einer Erklärung gegeben?
    6) Wer war dieser Kaiser Wenzel I?
    7) Um was für einen Krieg könnte es sich gehandelt haben?
    8) Wurde üblicherweise dokumentiert, wenn ein Wappen vergeben wurde? Falls ja, wo muss man da suchen?


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    Anmerkung (vielleicht relevant): "[...] entstammt einem uralten, edlen und vornehmen ursprünglich französischem Geschlechte aus Versailles bei Paris [...] Durch die eingetretenen zeitweiligen Kriegsunruhen hat sich das Geschlecht auch nach Deutschland verzweigt [...]"


    Vielen Dank schon mal im Voraus!

  • Nenn Er den Namen der zum Wappen gehört :) :?:
    ... dann läßt sich besser suchen. :)
    und noch besser : zeigen Sie uns dies Wappen. :?:


    und zum anderen:
    Zitat:
    ..."[...] entstammt einem uralten, edlen und vornehmen ursprünglich französischem Geschlechte aus Versailles bei Paris [...] Durch die eingetretenen zeitweiligen Kriegsunruhen hat sich das Geschlecht auch nach Deutschland verzweigt [...]"


    Alleine aus dieser Text-Anmerkung würde ich auf eine der vielen Fälschungen tippen :!:
    Lesen Sie sich hier ein :
    https://forum.genealogy.net/in…p?page=Board&boardID=142&

  • Der Name des Wappens ist Amode (auf dem e finden sich teilweise diverse franz. Accents).
    Der im Satz zwei erwähnte Thomas hat wirklich existiert.


    [Edit: unnütze Frage nach Studium von Literatur entfernt]

  • Hierzu bemerkt Herr v. Roy :


    Ich teile die Auffassung von Herrn Billet, daß es sich hier um das Werk eines W a p p e n s c h w i n d l e r s handelt. Derartige Wappenschwindler lieferten ihren Kunden in aller Regel schön – auf Papier - gezeichnete Wappen ab, allerdings „klauten“ sie diese Wappen meistens von Familien, welche gleiche oder ähnliche Namen wie ihre Auftraggeber führten !! Zudem versahen die Wappenschwindler ihre Werke stets mit „blumigen“ Texten, an denen jeder kundige Heraldiker sofort die Arbeit eines Betrügers erkennt.


    Daß es der König Wenzel genannt der Faule nie zum „Kaiser“ gebracht hat, haben die Wappenschwindler früher nie bedacht (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Wenzel_%28HRR%29 ). Den irrigen Hinweis, daß der „Kaiser Wenzel“ einst das Wappen verlieh, findet man in den Werken der Wappenschwindler des 19. Jahrhunderts oft.


    MfG

  • Herr v. Roy bemerkt noch weiterhin :


    Es wäre denkbar, daß sich der Wappenschwindler bei seiner „Wappenschöpfung“ für die Familie AMODE an die Wappen der Familien AMADE aus Frankreich (Löwe mit goldenen Scheiben), AMADÉ aus Ungarn (drei sogenannte Wolfszähne), AMADEI aus Italien (Säule mit Rose, Sonne und Löwen), AMADEJ aus Polen (Adler mit Ring) oder AMADEY aus Österreich (Schrägbalken und Steinböcke) „anlehnte“.


    MfG

  • Wenn, dann nur Frankreich:
    "Schild von blau und silber getheilt; darin ein aufspringender Löwe in verwechselten Farben von gold und roth"


    Wo finde ich denn mehr über das Wappen der Amade aus Frankreich heraus?

  • Hier noch ein weiterer Hinweis von Herrn v. Roy :


    Der Ursprung des Familiennamens AMODE bleibt mir verborgen. In Frankreich gab es nur eine einzige Großfamilie dieses Namens, die in der Zeit von 1918 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts auf der – zum französischen Einflußbereich gehörenden – Insel Réunion (im Indischen Ozean) lebte.

    Ganz anders verhält es sich mit dem Familiennamen AMADE. Träger dieses Namens lebten bereits vor dem Ersten Weltkrieg - weit verbreitet - im Südwesten Frankreichs, hier vor allem in den Départements Gers, Gironde und Pyrénées-Atlantique. In der Zeit von 1918 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts lebten die Familien AMADE vornehmlich in den Départements Gers, Gironde, Bouches-du-Rhône und Paris.

    Eine der aus dem Languedoc stammenden Familien namens AMADE, welche auch in der Normandie ansässig war, wurde in Frankreich am 28. Dez. 1 8 1 5 in den Adelsstand erhoben. Zugleich wurde dieser Familie AMADE das folgende Wappen verliehen: „D'argent au lion de sable armé et lampassé de gueules, au chef d'azur chargé de trois besants du champ“ (Quelle: Rietstap, Armorial Général).

    Das wäre: Im silbernen Feld ein rot bewehrter und bezungter schwarzer L ö w e , das blaue Schildeshaupt belegt mit drei silbernen S c h e i b e n (Münzen).


    Freundliche Grüße vom Rhein

  • Obwohl Amade eine beliebte schreibweise von Amode im 18. und 19. Jahrhundert war, halte ich es für unwahrscheinlich, dass die erwähnte Amade Linie aus Frankreich mit der deutschen Amode Linie zusammen hängt.


    Ich definiere jetzt an diesem Punkt mal meine Anfängerfragen als beantwortet und bedanke mich noch mal ganz herzlich für die großartige Hilfe!!!


    Weiter geht es mit den fortgeschrittenen Fragen hier:
    http://www.heraldik-wappen.de/viewtopic.php?f=2&t=7875