Frien – Ursprung und zeitliches Erscheinen?

  • Hallo liebe AhnenforscherInnen,


    ich suche nach dem Ursprung des FN FRIEN – seiner Herkunft, zeitlich dem ersten Erscheinen etc.
    Was ich bisher selbst herausgefunden habe ist, daß er wohl aus dem altdeutschen Begriff „frien“ stammt,
    z.B. „frien Hof“ für freien Hof.


    Meine Ahnen stammen aus dem Gebiet um Peine, wo es u.a. das „Große Freie“ und das „Kleine Freie“ gab,
    einer Gemeinschaft erbfreier Bauern, die eigenes Land bewirtschafteten und nur betimmte Steuerabgaben zahlen mussten.
    Sie besaßen Privilegien, die weit zurück reichen müssen, da schon Karl der Große den Erhalt ihres besonderen Status' bestätigte …


    Ich freue mich über weitere Hinweise.


    Grüße,
    Palatinus

  • Mit deiner Deutung liegst du auf jeden Fall richtig. Er kedernnzeichnet ein Freien (Hof) im Gegensatz zum Eigenhörigen. Das heißt, es geht nicht nur um die persönliche Freiheit - Städter, Handwerker oder Landarbeiter waren auch frei - sondern um einen Hof, der dem Bauer gehörte und nicht einem anderen Landbesitzer.
    Die Bezeichnung geht ins Mittelalter zurück und es gibt natürlich viele Varienten: Frie, Frye, Friman, Freimann oder auch Frigge (Vrige).
    Die Verbreitung des Namens dürfte von den lokalen Bedingungen abhängen. So tritt der Name Frye bei uns im Münsterlan häufig auf, weil das unter den überwiegend eigenhörigen Bauern etwas Besonderes war. In Gegenden, wo es überwiegend kleine, aber freie Höfe gab, wäre das kein namensgebendes Alleinstellungsmerkmal gewesen.

  • Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung.


    Wenn der Name in Gegenden mit kleinen Höfen nicht namensgebend wäre, könnte man daraus schließen, daß
    die Ahnen aus einer anderen Region in die Gegend kamen?


    Gruß,
    Palatinus

  • Nein, so weit würde ich nicht gehen. Ich meinte nur, dass der Name vielleicht nicht gleichmäßig in Deutschland verteilt ist.
    Ich weiß nicht, wie häufig dieser Name in der Gegend um Peine vorkommt, aber ich glaube, dass es dort sowohl freie wie eigenhörige Bauern gab, wie deine Ausführungen zu den kleinen und großen freien Höfen belegen.
    Gehe mal zur Namensverteilungund gib die verschiedenen Varianten des Namens ein. Mein Eindruck ist, dass er in Norddeutschland am häufigsten und in Ostdeutschland am seltensten ist. Ich habe jetzt nicht besonders gründlich geschaut, trotzdem denke ich, dass die Bevölkerungsstruktur sich zeigt. In Gegenden z.B. Pommern, die von Großgrundbesitzern dominiert wurden, gab es vielleicht gar keine freien Höfe.

  • Hallo Rotraud,


    danke für deine Einschätzung. Es gab um Peine herum sowohl freie wie auch eigenhörige – wie wohl im Rest Norddeutschlands auch.
    Tatsächlich gibt es im Osten keine Namen wie Friehe, Frie oder Frye zu finden.
    Wie es aussieht, macht es fast keinen Sinn, nach diesem einen Nachnamen – FRIEN – zu forschen, da er mit vielen anderen (s. oben) Nachnamen
    in Norddeutschland gemein hat, daß sie sozusagen eine „Gattungsbezeichnung“ waren für „Freie Bauern“.


    Interessant ist für mich nachwievor, zu welcher Zeit diese „Freien“ das erste Mal auftauchen.
    Wie waren die (Macht-)Verhältnisse vor Karl dem Großen, sind die eingewanderten Sachsen (Sassen) die ersten Freien dort gewesen…?
    Oder war es eine Bevölkerung, die vor den Sachsen bereits da war?


    Ich hätte nicht gedacht, daß Ahnenforschung so tief in die Geschichte eintaucht. Im Grunde ja logisch :)

  • Ja, die Geschichte spielt immer mit herein. Ich persönlich denke, dass ganz ohne Geschichtskenntnisse Ahnenforschung kaum möglich ist, das geht schon mit der Frage los, ob der Uropa am letzten Weltkrieg teilgenommen hat und so weiter. Und es geht ja auch nicht darum, nur Daten und Namen zu sammeln, man möchte sich ja auch eine Vorstellung vom Leben der Vorfahren in ihrer jeweiligen Situation und Zeit machen. Andererseits macht Geschichte auch mehr Spaß, wenn man sie mit den eigenen Leuten in Beziehung setzen kann.
    Die Abhängigkeitsverhältnisse, Verteilung von Grundbesitz, der Übergang ehemals freier Bauern in die Hörigkeit entwickelten sich nach Karl dem Großen im Mittelalter. Eine sehr komplexe Angelegenheit, aber es ist recht sinnvoll, sich damit zu befassen. So ist etwa die Leibeigenschaft im Osten eine ganz andere Sache als die von dir genannte Eigenhörigkeit, denn diese eigenhörigen Bauern waren nicht eine Art Sklaven - hierzulande waren gerade die Schulten eigenhörig. Ich kenne viele Beispiele, wo sich eigentlich Freie in die Hörigkeit begeben haben, um einen bestimmten Hof zu bekommen. Auch die Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft war eine äußerst zweischneidige Sache, denn viele Bauern waren nicht in der Lage, den Hof, den sie bewirtschafteten, zu kaufen.
    Zurück zum Namen Frien und all seinen Variationen. Du kannst nicht davon ausgehen, dass alle Namensträger im Umkreis verwandt sind. Das heißt, du musst so vorgehen, wie bei allen sehr häufigen Nammen - etwa Berufsbezeichnungen - Schritt für Schritt anhand der Kirchenbücher weiter runter tasten und tasten.