Herdstättenverzeichnis von 1445

  • Hallo,
    ich habe ein paar Handgeschriebe Unterlagen bekommen, die auf das "Herdstättenverzeichnis" von 1445 aus Pauteya (heute: Peiting, Oberbayern) verweisen.


    1. Was ist überhaupt ein Herdstättenverzeichnis?
    2. Welcher Träger (Kirche, Staat, ...) hat solch ein Verzeichnis geführt
    3. Bis in welches Jahr gab es so ein Verzeichnis in etwa?
    4. Wo kann man ein solches Verzeichnis einsehen? Staatsarchiv vielleicht?


    Vielen Dank

  • #1) Ein Herdstättenverzeichnis ist eine Bestandsaufnahme aller Gebäude, in denen sich eine Feuerstätte befindet, also z.B. von Wohngebäuden, nicht aber von Schuppen und Ställen. Es handelt sich nicht um eine Dokumentation der Feuerversicherung (die gab es erst ab 1676, davor ab 1591 sog. Feuerkontrakte), sondern mehr um eine Grundlage für die Besteuerung z.B.in Form von Handdiensten, Naturalien, Geld)


    #2) Die Bestandsaufnahme hat der Grundherr (z.B. Landesherr, Kirche, Kloster, Lehnsherr, regionale Herrschaft) in Auftrag gegeben.


    #3) Die ersten Urbare und Villikationen entstanden nach 1300. https://de.wikipedia.org/wiki/Urbar_(Verzeichnis)


    #4) Grundakten werden ewig aufbewahrt. Einsehen kannst Du natürlich nur diejenigen, welche (noch) existieren, die also nicht durch kriegerische oder höhere Gewalt (Feuer, Flut) vernichtet wurden. Aufbewahrt werden sie in der Regel im zuständigen Staatsarchiv (oder ausgelagert), evtl. auch im Kommunalarchiv.


    Gruß
    Detlef

  • Eine kleine Ergänzung: In dem Herstättenverzeichnis, das mir als Abschrift vorliegt, sind die Gebäude in Klassen eingeteilt, aus denen auch ersichtlich ist, wie wohlhabend die Leute waren.